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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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machen.
    Nicht mehr, seit er Jántre getötet hatte.
    Bis dahin war sie die wichtigste Frau in seinem Leben gewesen, seine geliebte Schwester, die er kaltblütig in Stücke gerissen hatte. Es hätte niemals so weit kommen dürfen, doch er war ungezügelt gewesen, unerfahren, unerprobt. Dies war sein erster Dämonenmord gewesen. An jenem Abend, an dem sich die Bestie das erste Mal einen Weg an die Oberfläche gegraben hatte.
    Er hatte sie schon vorher gespürt, sicherlich. Seit einigen Wochen hatte Vlain die Stimme gehört, die ihm krankhafte Dinge einflüsterte – doch er hatte sie voller Angst ignoriert. Zwanghaft hatte er sich eingeredet, es wäre nur eine Einbildung und die Stimme würde bald verstummen. Denn…war es jemals ein gutes Zeichen, wenn man Stimmen hörte? Mitnichten! Er hatte die Möglichkeit selbstverständlich nicht in Betracht ziehen wollen, dass irgendeine Geisteskrankheit ihn befallen hätte.
    » Woran denkst du gerade?«, unterbrach Crevi seinen inneren Monolog.
    » Daran, wie wir uns kennen gelernt haben.« Es war immerhin eine Halbwahrheit. Oder?
    Vlain seufzte innerlich. Vermutlich hatte sie gleich bemerkt, dass er sie belog. Mittlerweile kannte sie ihn einfach zu gut. Vielleicht sollte er ihr schlicht die Wahrheit sagen. War es nicht ihr Recht zu wissen, in welche Gefahr sie sich begab?
    »Das ist nicht alles«, meinte sie nur. Ja, sie wusste, dass er nicht ganz ehrlich mit ihr war.
    » Nein, du hast Recht. Ist es nicht.« Vlain verzog das Gesicht. Er hatte noch nie mit jemandem über Jántres Tod gesprochen, nicht im Detail.
    » Was ist da noch?« Jetzt war sie besorgt und strich ihm zärtlich über die gerunzelte Stirn.
    » Dummes Zeug, das mich nie ganz loslässt.« Crevi zuckte zusammen, unter der Härte, die in seine Stimme getreten war. »Entschuldige. Ich will dich wirklich nicht damit belästigen. Es…gibt Dinge, über die schweigt man lieber und es ist niemandem geholfen, wenn sie jemand anders erfährt.« Es überraschte ihn, wie leicht er sie abwimmelte und das Thema herunterspielte. Vielleicht fiel es ihm nur deshalb so leicht, weil er es schon tausende Male zuvor getan hatte. Myriam, Noah, Yve und mir gegenüber.
    Crevi schaute nachdenklich zum abendroten Himmel hinauf. Weit entfernt blinzelte er zwischen den Baumwächtern hindurch, die um die kleine Lichtung, auf der sie es sich bequem gemacht hatten, herumstanden. Fernab von allem anderen.
    Dann wandte sie sich eindringlich in seine Richtung : »Vlain, ich will dich zu nichts drängen. Es ist nur, dass ich nicht ertragen kann dich ständig so bedrückt zu sehen, ohne überhaupt zu wissen, warum. Weißt du…das macht mich ganz krank! Ich würde dir so gerne helfen, irgendwie«, bat sie ihn flehentlich. »Bitte. Wenn ich dir zumindest zuhören könnte, wäre das zumindest etwas.«
    » Ständig?«, wiederholte er halb entschuldigend.
    » Viel zu oft.«
    » Du hast ja Recht und es tut mir leid.« Fahrig fuhr er sich durch die Haare und schloss kurz die Augen. Er musste sich jetzt sammeln. Tief holte er Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Er wusste nicht, ob er dazu bereit war, aber auch nicht, ob er es jemals sein würde. »Weißt du noch, was ich dir über meine Schwester gesagt habe?«
    » Ja. Sie wurde ermordet.« Crevi strich ihm mitfühlend über den Arm, aber er ließ ihre Finger von sich gleiten, nahm sie in seine Hände und zögerte, fing ihren Blick.
    » Ja, sie wurde ermordet. Doch das schlimmste ist…« Er biss sich auf die Lippe und schmeckte das Blut auf der Zunge. »Ich selbst habe es getan.«
    Crevi starrte ihn mit offenem Mund an. Es war schwierig zu sagen, was sie dachte und das machte ihn ganz nervös. Sie wirkte schier fassungslos.
    Schließlich fing sie sich wieder, flüsterte nur ein einziges Wort: »Wieso?«
    Heiß brennend fuhr die Aufregung, di e ungeahnte Verzweiflung durch Vlains Glieder und setzte sie in Feuer. Er war auf einmal so aufgewühlt und bereute bereits, was er gesagt hatte.
    Blitzschnell sprang er auf, verließ die Decke und blieb mit dem Rücken zu ihr und hinter dem Kopf verschränkten Händen in einiger Entfernung stehen. »Crevi, Crevi, Crevi…«, raunte er mit erstickter Stimme und kniff die Augen zusammen, als hätte er urplötzlich stechende Kopfschmerzen. Es fühlte sich auch ganz ähnlich an. »Du hast nicht die geringste Ahnung, weißt du das?«
    » Dann erklär es mir doch bitte!« Sie sprang ebenfalls auf und ihr wütender Blick traf ihn hart in den Rücken. »Vielleicht

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