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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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werde mich dann verabschieden.« Er schenkte beiden ein Lächeln, das Crevi traurig stimmte.
    Trotzdem nickte sie ihm zu . »Wir stehen in deiner Schuld.«
    » Es war mir ein Vergnügen«, tat er achselzuckend ab. Damit setzte er die graue Wollmütze wieder auf und empfahl sich.
    Seltsam bewegt sah Crevi seiner Silhouette hinterher, die schon bald von den Schatten geschluckt wurde.
    »Lichtgeschöpfe«, brummte der Zwergenähnliche kopfschüttelnd. »Seltsame Gesellen. Wenn die Damen mir folgen würden!«
    Sie durchquerten einen langen weißen Gang, dessen Wände Wasser- und Schimmelflecken aufwiesen. Es roch nach Fäulnis und Meersalz und Tabak, je näher sie den Aufenthaltsräumen kamen.
    Crevis mulmiges Gefühl wuchs von Sekunde zu Sekunde. Sie fühlte sich einsam und verletzlich. Ach, hätte sie doch mit Olmir zurückkehren können an den Ort des bunten Treibens. Hinter einer der schwarzen Türen, die in regelmäßigen Abständen ihren Weg säumten, tat sich schließlich ein Schankraum auf, nachdem sie eine längere Kellertreppe hinunter gestiegen waren.
    Rauch und Qualm schlug Crevi entgegen und am liebsten wäre sie auf der Stelle umgekehrt. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Hustenanfall und wischte sich über das kalte Gesicht. Das Lokal sah genauso aus, wie man sich eine klassische Spelunke vorgestellt hätte.
    Yve studierte aufmerksam die Umgebung.
    Lichtgeschöpfe , kramte Crevi noch einmal das aufgeschnappte Wort des Zwerges aus den Untiefen ihres verwirrten Gedächtnisses. Nie zuvor hatte sie jemanden diese Bezeichnung aussprechen hören. Nicht einmal gelesen hatte sie diesen merkwürdigen Begriff.
    Noch gut erinnerte sie sich der märchenhaften Gestalten, die in ihrer früher so geliebten Literatur aufgeführt wurden und denen man durch wohl gewählte Worte Leben eingehaucht hatte. Von Dämonen und Chimären, Unholden und Titanen hatte sie zuhauf gelesen, von Elfen und Zwergen und Trollen. Von Werwölfen und Vampiren und von Gespenstern, die bösen Menschen das Leben zur Hölle machten. Werke waren ihr untergekommen, die von Nixen, Nymphen und Naturgespinsten berichteten.
    Wie viel davon entsprach zumindest in Teilen der Wahrheit?
    Die Welt, wie sie wirklich ist, ist ein mystischer Ort. Es war dieses Zitat, das ihr nun wieder einfiel. An den Namen des Autors konnte sie sich nicht erinnern. Doch begann sie zu ahnen, dass der Mann gewusst hatte, wovon er da schrieb.
    Wie viele dieser phantastischen Werke waren den Kunstwerken des Schöpfers zu verdanken?
    Sie wollte es gar nicht genau wissen. Lieber nicht.
    » Dort hinten«, zeigte der Zwerg und zwischen zwei tief hängenden Glühlampen, in einer der hintersten Ecken, gewahrte Crevi zwei Gestalten, die sie kannte.
    » Da seid ihr ja endlich!«, hieß Ennyd sie voll Ungeduld willkommen. »Wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr.«
    Jaydens Schweigen war Zustimmung genug. Überhaupt übte sich der Bettler seit geraumer Zeit des Öfteren im Schweigen. Crevi konnte nicht einmal sagen, wann er damit begonnen hatte.
    » Immerhin, seid ihr nicht die einzigen, die sich verspätet haben.«
    Tatsächlich bemerkte Crevi , nur kurz nachdem sie sich neben Ennyd gesetzt hatte, zwei Männer und eine Frau in wollenen Wämsern und pelzgesäumten Umhängen, die geradewegs auf ihren Tisch zusteuerten. Yve hatte neben Jayden Platz genommen und ganz kurz hatten sich ihre Hände auf vertrauliche Art und Weise berührt.
    Crevi tat, als hätte sie nichts bemerkt. Dafür fühlte sie sich einsamer als zuvor. So, so allein. Als wäre sie der einzige Mensch auf der Welt.
    Sie dachte an Olmir. Ganz kurz. An Vlain. An mich. Schließlich sogar an Ennyd, als sein Bein das ihre versehentlich unter dem Tisch berührte. Sie dachte daran, dass sie ihren Mantel aufknöpfen könnte, doch entschied sich, dafür ihn anzubehalten.
    Die drei Fremden hatten sie erreicht. Geschwind zogen sie sich Stühle heran und setzten sich zu ihnen, nickten in die Runde. Und die Frau, deren Haare rot wie Blut waren, ergriff das Wort : »Es ist gut, dass Sie kommen konnten.«
    » Und es ist gut, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben«, zeigte sich Ennyd dankbar.
    » Lassen wir die Floskeln, es gibt viel zu berichten, Master Riddle. Denn deswegen sind Sie doch hergekommen, nicht wahr?« Sie stellte sich ihnen als Fanny die Lauscherin vor, ihre Begleiter, erklärte sie, wollten anonym bleiben. Gleich darauf rückte sie mit der ersten Neuigkeit heraus: »Es gibt Unruhen im Süden.«
    » Welcher Art?«,

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