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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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lastete, in den Kolben zu geben.
    Schließlich dachte sie an jenes Ereignis aus ihrer Kindheit, das ihr noch immer wie ein merkwürdig schlechter Traum erschien, und ließ das Geheimnis los. 
    Kurz darauf flackerte das Gefäß auf und ein leuchtendes Gebilde materialisierte sich in ihm.
    Nachdem jeder von ihnen ein Geheimnis abgetreten hatte, nahm Fanny die Behälter an sich, verschloss sie nacheinander mit einem Korken und verstaute sie wieder in der Kiste. Betont langsam erhob sie sich, nickte den Anwesenden zu und lächelte listig : »Ich danke Ihnen, für Ihr Entgelt. Und denken Sie daran: Wir haben niemals miteinander gesprochen.«
    Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und war im allgegenwärtigen Qualm der Spelunke verschwunden.

7. Der Meister der Selbsttäuschung
     
    Der Professor saß hinter dem großen Eichenholzschreibtisch in einem gepolsterten Ohrensessel und zog genüsslich an seiner Pfeife. Rauch kräuselte in der Luft und ließ Vlain das Gesicht verziehen. Unangenehmes Schweigen herrschte, nachdem Willem Irrwig uns in seinem Arbeitszimmer empfangen hatte.
    Der Unhold stieß einen tiefen Seufzer aus . »Es freut mich wirklich, dass unsere Wege sich kreuzen. Nur wenn ich mir Ihre Gesichter ansehe...Sie misstrauen mir.«
    Wieso auch lange drum herum reden?
    »Misstrauen ist eine Tugend der Vorsichtigen«, erwiderte ich. »Woher wussten Sie, dass wir herkommen würden?«
    » Sie haben behauptet, Sie hätten uns erwartet«, fügte Vlain hinzu. Irgendetwas – selbst wenn er nicht genau sagen konnte was – lief nicht so, wie es sollte.
    » Das stimmt. Ich wusste schon vor langer Zeit, dass man nach mir suchen würde. Nur nicht, dass gerade Sie es sein würden.« Irrwig machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Wir haben einen gemeinsamen Bekannten, wenn ich nicht irre. Und wenn mein Name auch etwas anderes sagt, ich irre äußerst selten.«
    Niemand lachte, was Irrwig etwas gekränkt quittierte.
    »Einen gemeinsamen Bekannten?«, hakte ich nach.
    » Sagte ich doch. Joseph Sullivan, der leider nicht mehr unter uns weilt. Erstochen wurde der arme Mann, von einem Meuchler der Bande, sagt man.«
    Vlain zuckte abrupt zusammen. Die emotionslosen Augen seines Gegenübers brannten sich in seine Iris und bewogen ihn dazu, rasch fortzuschauen. Ein saurer Nachgeschmack blieb in seinem Mund zurück und weckte in ihm den dringenden Wunsch, ihn augenblicklich hinunterzuspülen.
    Er hatte die Anspielung durchaus verstanden.
    Und ihm gefiel gar nicht, dass der Kerl über diese Dinge Bescheid wusste.
    Geflissentlich übersah er meinen leicht erwartungsvollen Blick und suchte stattdessen nach einer Ablenkung, die er in einer alten Wanduhr fand. Die Zeiger drehten sich viel zu schnell.
    » Wir haben ihn kaum gekannt«, räusperte sich Vlain.
    Schluss damit!
    Kurz zweifelte Vlain, ob es sich um seinen Dämon handelte oder ob er schlichtweg festgestellt hatte, dass uns die Kontrolle über die Lage zu entgleiten drohte.
    Das musste aufhören!
    Seit wann lässt du zu, dass ein Schwätzer wie dieser Irrwig dich aus der Ruhe bringt? Seit wann bist du bitte so leicht zu durchschauen und so nachsichtig, so…widerlich gnädig? Als Vlain nichts erwiderte, fuhr sein Dämon bedauernd fort: Ich wusste es, ich wusste es. Ein schauriges Lachen erklang hinter seiner Stirn. Dieses Mädchen hat dich vollkommen umgekrempelt, was?
    Vlain schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Nur das Schlimmste daran war, dass sein dümmlicher Verstand ausnahmsweise einmal recht behielt. Crevi hatte ihn verändert.
    Weißt du noch, Vlain? , flüsterte sein Dämon mit der Stimme eines Verführers. Man hat uns früher den Meister genannt und das mit Sicherheit nicht wegen deiner Sentimentalität.
    Ja. Ja, ich weiß noch , dachte er.
    Du kannst jederzeit wieder der Alte werden, wenn du es nur zulässt. 
    »Dennoch hat er Sie zu mir geschickt«, beharrte der Professor nach einer Ewigkeit, die Vlain gebraucht hatte, um in die Gegenwart zurückzufinden.
    Eine kaum merkliche Spannung erfüllte jetzt die Luft.
    Ich wischte mir die letzten Überreste des Blutes aus den Mundwinkeln und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf. »Das ist richtig.«
    Jede Freundlichkeit war aus meiner Stimme gewichen. Es brauchte nur einen kurzen Blick in meine rötlich flackernden Augen. Und auch Vlain erkannt e: Sein Dämon hatte vollkommen recht!
    » Warum hat er Sie denn nun zu mir geschickt?«
    » Warum nicht?«, wollte Vlain wissen und grinste wölfisch.
    Willem Irrwig schaute

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