Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
Vom Netzwerk:
die das Eis um des Schöpfers Herzen zum Schmelzen gebracht haben soll. Und als er die längst vergessene Wärme in seiner Brust spürte, da erkannte er, was er getan hatte und zu was er geworden war. Der Engel sagte ihm, er solle seine Geschöpfe frei lassen, er selbst würde ihre hasserfüllten Herzen beruhigen. Dann teilte er ihm mit, dass es Erlösung für ihn und all jene gäbe, die er ins Verderben geführt hatte. Mehr sagte er nicht. Nur, dass er einen Wächter finden müsse, der die Quelle der Erlösung vor denen bewahren würde, die nicht reinen Herzens wären.«
    » Ein Engel?« Unglaube hatte das Gefühl von Ehrfurcht ersetzt. »Woher soll der denn gekommen sein? Bevor der Schöpfer seine Finger im Spiel hatte, existierten solche Kreaturen doch gar nicht.«
    » Es gibt noch andere Mächte in dieser Welt«, sagte Liwy nur, ganz unbestimmt. »Der Spindelmeister und die Seelendiebe existierten bereits vor der Zeit des Schöpfers.«
    » Na schön. Und weiter?«
    » Der Schöpfer bat den Engel um einen Rat, er möge ihm doch sagen, wo die Heilung zu finden sei. Doch da hatte sich das Geschöpf des Lichts bereits in Luft aufgelöst. Viele, viele Jahre verschwendete der Schöpfer damit, das, was er getan hatte, zu bereuen. Er zog sich zurück und versteckte sich, grämte sich, anstatt etwas zu unternehmen. Erst einhundert Jahre später fasste er sich ein Herz und begann mit der Suche nach einem Gegenmittel.
    Über all die Jahre hinweg hatte sich der Makel vererbt. Manchmal verschonte er ganze Generationen und die Menschen atmeten auf, dann brach er in der darauf folgenden nur umso häufiger aus. Es ließ sich kein direktes Muster erkennen, das die Erbwahrscheinlichkeit festlegte. Die alten Teufelskinder, die bereits im Krieg gekämpft hatten, zogen sich zurück und versteckten sich vor der Welt, ganz ähnlich, wie der Schöpfer es getan hatte. Dann kam der Tag, an dem man den Makel offiziell ächtete. Ral’is Dosht wurde errichtet.«
    » Und…«
    » Erst«, die Dämonin hob tadelnd einen Finger, »als die Geschichten über den Schöpfer nur noch Legenden waren und viele weitere Jahre ins Land gingen, stieß der Schöpfer auf eine Spur bezüglich der Erlösung. Er unternahm alsbald eine Expedition, scheiterte jedoch. Seitdem war der blasse Hoffnungsschimmer erneut erloschen, bis…«
    » …eine neue Schöpferin ernannt wurde«, beendete Yve den Satz.
    » So ist es. Bis zum Tod des alten Schöpfers.«
    Yves Stirn legt e sich in Falten. Worin lag der ihr noch immer verborgene Sinn? All das war ihr auf die eine oder andere Weise bereits bekannt gewesen. »Vielen Dank, für die Aufklärung, Miss Venom. Aber ich fürchte, ich sollte jetzt lieber mal nach dem Professor sehen. Ich hab das ungute Gefühl, ihn bereits verpasst zu haben.«
    » Die Nacht ist noch jung. Der Kerl bleibt meist bis kurz vor Morgengrauen hier, also mach’ dir keinen Stress. Ich bin noch nicht fertig.«
    » Was denn noch?«, stöhnte Yve. »Ich weiß wirklich nicht, was Sie damit erreichen wollen. Sie erzählen mir allerlei uralte Sagen, die ohnehin jeder kennt und deren Wahrheitsgehalt äußerst fragwürdig ist. Wofür?«
    » Du hast fast dein gesamtes Leben in Ral’is Dosht verbracht. Glaubst du wirklich, dass die Informationen, die dir irgendein junger Trottel erzählt, dem gleich kommen, was ich dir zu bieten habe? Ich kenne mich mit einigen dieser Dinge weitaus besser aus, als irgendwelche Idioten, die nur weiterplappern, was sie irgendwo aufgeschnappt haben.«
    » Ach ja?«
    » Der Krieg ist weitaus länger her, aber ich habe in meinen einhundertzweiunddreißig Jahren so einiges über wahr und unwahr gelernt, das sage ich dir.«
    » Auch über die Liebe?«, stichelte Yve weiter. »Und die Freundschaft?«
    Liwy saß wie vom Donner gerührt da. Überrascht wanderten Yves Augenbrauen in die Höhe, hatte sie doch nicht erwartet, eine derartige Reaktion bei der Frau hervorzurufen. Diese war stocksteif geworden, mitten in der Bewegung erstarrt. Langsam nur schloss sie den Mund, vergrub ihre Hände im Schoß ihres Kleides, um das heftige Zittern vor Yve zu verbergen . »Ja«, brachte sie leise zustande. »Natürlich.«
    » Dann wirst du sicher auch wissen, was es heißt, wenn einem ein Mensch die Welt bedeutet. Wie könntest du jemanden, den du unglaublich lieb hast, verraten?«
    » Ich könnte es nicht«, gab Liwy unumwunden zu.
    » Na, bitte. Warum verlangst du dann von mir, dass ich mich gegen Crevi wende?«
    » Das ist etwas anderes,

Weitere Kostenlose Bücher