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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Das bezweifle ich. Schon bald wird Crevi das gefährlichste aller Geheimnisse erkennen, ich sag es dir. Sie wird feststellen, dass sie über uns herrschen kann. Ihre Macht wächst bereits. In einem unbedachten Moment wird es sie überkommen – und sie wird fasziniert sein. Vielleicht geschockt, aber auch fasziniert. Sie wird dieser Macht nicht lange widerstehen können. Ich glaube, niemand kann das. Es ist eine Macht, die selbst die reinsten Herzen verführt.«
    » Das kannst du nicht mit Bestimmtheit wissen.« Sie hörte sich bockig an, wie ein kleines Kind.
    » Ich möchte, dass du darüber nachdenkst. Du solltest sie vor sich selbst schützen, Yve. Und wenn du erkannt hast, dass ich recht habe, brauche ich deine Hilfe. Ich werde dafür sorgen, dass sie stirbt. Das möchte ich dir nicht zumuten. Aber sobald sie die Perle des Professors an sich gebracht hat, würde ich dich bitten, dich der Perlen und der Briefe anzunehmen und mit ihnen den letzten Rest zur Quelle der Erlösung zurückzulegen. Das heißt, du musst sie dazu bringen, dir die Gegenstände freiwillig zu geben, ansonsten würde der Schutzzauber dich daran hindern, sie zu berühren. Außerdem wäre es äußerst hilfreich, wenn du sie dazu bringen könntest, dich für den Fall ihres unvorbereiteten Todes als ihre Nachfolgerin zu benennen. Alles weitere, den Mord und die Entsorgung, darum werde ich mich kümmern. Ich werde auch am Ziel mit der letzten Perle auf dich warten. Dann wäre alles komplett. Ich denke, dass du die richtige Person dafür bist. Du hast einen starken Charakter und eine unheimliche Willensstärke, du würdest der Macht der Schöpfung nicht allzu leicht erliegen. Außerdem würde es weitaus länger brauchen, damit du in den Genuss dessen kämest, was es wirklich bedeutet, eine Schöpferin zu sein. Es kann also nichts schief gehen. Hast du alles verstanden?«
    » Ich…glaube schon«, stammelte Yve völlig durcheinander. »Ja, ich denke, das habe ich.«
    » Sehr gut.« Liwy schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln wie eine stolze Mutter ihrer Tochter. »Dann hätten wir das geklärt.«
    » Gut.« Yve konnte nicht anders, als das Lächeln der anderen zu erwidern. So abstrus es ihr auch schien. Da war etwas. Eine unbestimmte Vertrautheit, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte und die sie jede Angst und Vorsicht vergessen ließ. »Es war ganz nett«, hörte sie sich sagen.
    » Das freut mich.« Die Dämonin vergewisserte sich flüchtig, dass sie nichts vergessen hatte. Dann nahm sie ihre Handtasche und steuerte auf die Tür zu, die sie zurück in den Schankraum bringen würde.
    Yve folgte ihr, stutzte gleich darauf . »Was ist das?« Sie deutete auf eine halb unter dem Seidenschal verborgene Tätowierung auf Liwys linker Schulter. Sogleich zog die Ertappte das Tuch darüber. Lächelte rasch, als sie Yves misstrauisches Stirnrunzeln bemerkte. »Es stellt eine Schlange dar.« Ganz kurz hob sie den Schal eines kleines Stückchen an, so dass Yve einen flüchtigen Blick auf den gewundenen Körper eines der giftigen Reptilien erhaschen konnte. Fast war ihr, als hätte sich der Leib des Tieres bewegt. Einbildung! , ärgerte sie sich über ihre strapazierten Nerven. »Jeder Dämon der Bande trägt eines, der jeweiligen Gestalt seines Tieres nachempfunden. Eine Art Markenzeichen. Das ist alles.«
    » Ach so.« Yve sah auf ihre Schuhspitzen. »Ich bin wirklich paranoid.«
    Liwy lachte leise, aber freundlich . »Ja, das stimmt. Aber manchmal ist das vielleicht gar nicht so schlecht.«
     
     
    Vlain war unruhig. Immer wieder zuckte sein Blick von links nach rechts, von der Tür der Damentoilette zur Tanzfläche, auf der sich Willem Irrwig prächtig zu amüsieren schien. Die Schöße seiner Abendgarderobe, einem karierten Leibrock, wirbelten dabei um seine weißen Hosenbeine, die knapp unterhalb des Knies in hohen, schwarzen Stiefeln steckten.
    »Was machen die so lange da drinnen?«, murmelte Vlain und tippte immer wieder nervös mit dem Finger auf die Theke.
    » Die beiden sind jetzt schon mehr als eine halbe Stunde weg«, meinte ich ebenso ratlos. Die große Uhr, die dem Kopf einer Eule nachempfunden war, und gegenüber der Theke über der Eingangstür hing, zeigte halb eins nachts.
    » Wir sind spät dran.«
    Ich schnitt eine Grimasse . »Das ist deine größte Sorge?«
    » Nein, natürlich nicht!«, fauchte Vlain mich an. Er verlor allmählich die Geduld. »Selbstverständlich ist meine größte Sorge, dass sie Yve etwas angetan haben

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