Beruf(ung) Trader
aktuellen Planung hat die Commerzbank das Potenzial, ihr Core-Tier-1-Kapital bis zum Stichtag 30. Juni 2012 um insgesamt rund 6,3 Milliarden Euro aus eigener Kraft zu stärken beziehungsweise Risikoaktiva-Äquivalenz zu reduzieren [sic!]. Damit kann die Bank den von der EBA ermittelten Kapitalbedarf von rund 5,3 Milliarden Euro erfüllen …
Die Reaktion auf die Nachricht kann man sich sicherlich vorstellen. Das latent vorhandene Gerücht bewahrheitete sich. Die Umsätze der Aktie zeigen es: Aus einem Mauerblümchen wurde in kurzer Zeit ein nachgefragter Star.
CBK – XETRA-HANDELSUMSATZ IN MILLIONEN STÜCK
Die täglich umlaufenden Stückzahlen im Xetra-Handel vervielfachten sich innerhalb einer Woche. Der Kurs der Aktie stieg von 1,434 auf 1,722 Euro (20. Januar), in der Folgewoche notierte die CBK nochmals höher und konsolidierte bei wieder rückläufigen Umsätzen auf einem Niveau von 1,90 Euro. In diesem Umfeld konnte man als Trader immer wieder gute Einstiege für Long-Trades in Trendrichtung finden.
PTW – Spekulationen, Gerüchte und Zocks
Zürich (Reuters) – Der angeschlagene Schweizer Rohölverarbeiter Petroplus steht vor dem Aus
Verhandlungen mit den Gläubigerbanken seien ohne Erfolg geblieben, der Konzern werde nun die Nachlassstundung beantragen, teilte Petroplus am Dienstag mit. Petroplus sei für Schuldverschreibungen und Anleihen im Volumen von 1,75 Milliarden Dollar technisch zahlungsunfähig geworden. (24. Januar 2012)
Die Botschaft aus dieser seriösen Quelle ist eindeutig: Die Petroplus Holdings (PTW) ist eine insolvente Schweizer Raffineriegesellschaft mit hohen Außenständen. Beinahe täglich meldeten sich Anfang Februar Unternehmen, die schweizerische Raffinerien von Petroplus übernehmen wollten. Als die Beteiligungsgesellschaft Goldsmith am 9. Februar Interesse an fünf Raffinerien des Unternehmens anmeldete, schoss der Kurs zeitweise um 91 Prozent auf 1,22 Franken in die Höhe. Petroplus hatte im Jahr 2011 noch über 17 Franken notiert.
Solche Kursbewegungen sind natürlich völlig irrational: Das Unternehmen versuchte Anfang Februar 2012, die Insolvenzmasse mit dem Verkauf von Assets aufzufüllen. Zunächst müssen bei einer Insolvenz die Gläubiger der Anleihen, der Insolvenzverwalter und die Mitarbeiter bedient werden. Dass sich darüber hinaus noch Kapital für die Aktienbesitzer findet, dürfte bei Notverkäufen sehr unwahrscheinlich sein. Die Aktie war demnach praktisch wertlos. Solche Zusammenhänge hindern jedoch manche Marktteilnehmer nicht daran, Aktien in der Insolvenzphase regelmäßig wieder nach oben zu schieben. Kein Käufer beachtete am 9. Februar 2012 den offenkundigen Kern der Nachricht: Der Kauf von Raffinerien durch Investoren hat nicht den Fortbestand des Unternehmens zum Ziel. Als Trader kann man bei solchen extremen Kursbewegungen einen Short absetzen. So bot sich hier ein Short bei einem Kurs von einem Euro an.
Griechenland-Anleihen: Strohhalme traden
Als Aktientrader ist man von hohen Handelsvolumina verwöhnt. Bei Anleihen ist in manchen Papieren der Umsatz ziemlich gering und der Spread hoch. In solch einem Fall kann man zumindest als Day-Trader diese Instrumente nicht gut handeln. In Sondersituationen allerdings sind auch bei Staatsanleihen ordentliche Gewinne drin, zumindest wenn sich manche Marktteilnehmer an Strohhalme klammern. Am Rosenmontag 2012 trafen sich die EU-Finanzminister, um für die Griechen ein weiteres 130-Milliarden-Euro-Hilfspaket zu schnüren. Deutschland und andere Länder wollen nicht, dass Griechenland offiziell die Pleite eingesteht und danach die Zahlungen für Staatsanleihen einstellt. Die Abschläge an den Anleihemärkten jedenfalls sind bereits seit Monaten ungewöhnlich hoch. So notierten Ouzo-Bonds mit einer Restlaufzeit von wenigen Wochen im Februar 2012 mit hohen Abschlägen und 60 bis 70 Prozent unter ihrem Nominalwert. Die Finanzminister und Regierungschefs beschlossen die erneute Rettung von Griechenland und sorgten durch ihre Beschlüsse wieder einmal für Verwirrung unter den Akteuren. So wurde gefordert, dass Anleger auf 53 Prozent des Anleihewertes verzichten sollen. „Irgendwie freiwillig“, hieß es. Ein hoher Abschlag und eine Notierung unter 50 Euro je 100 Euro Nominalwert ergeben also durchaus einen Sinn, und zwar sogar bei kurzer Restlaufzeit. Die meisten Börsianer feierten die Meldung, die EU-Staaten würden den Griechen tatsächlich unter die Arme greifen. Eine Griechen-Anleihe war besonders gefragt:
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