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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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gleichgekommen.
    Der Gedanke deprimierte mich, also schob ich ihn beiseite. Ich schwang mich auf dem Drehstuhl herum und lehnte mich zurück. „Mal im Ernst, warum beobachtest du mich?“
    „Die Albträume.“
    Ich zuckte mit den Achseln und hoffte, meine Gleichgültigkeit würde ihn überzeugen, die erschreckenden Träume als etwas ganz Normales anzusehen. „Ich habe oft Albträume.“
    „Du hast seinen Namen gesagt.“
    Nathan war nicht mein erster Schöpfer. Cyrus, den ich nur als namenlosen Toten kannte, als er mich in der Leichenkammer des Krankenhauses angriff, hatte aus mir einen Vampir gemacht. Er hatte mich auch fast umgebracht, da ich mich weigerte, seine perversen Bedürfnisse zu befriedigen. Als ich mich an Nathan und die Voluntary Vampire Extinction Movement, die freiwillige Bewegung zur Ausrottung der Vampire, um Hilfe wandte, riss Cyrus mir eins meiner beiden Herzen – ein befremdliches, nur Vampiren eigenes, körperliches Merkmal – heraus und ließ mich zum Verbluten in der Gasse hinter Nathans Haus liegen. Als Nathan mich fand, lag ich im Sterben. Er reanimierte mich, indem er mir sein Blut gab. Es hatte den ersehnten Effekt – ich überlebte.Nur hatte er sich nicht klargemacht, dass er mich auch als Vampir wieder neu erschaffen würde.
    Nathan hatte Cyrus schon immer aus tiefstem Herzen gehasst. Nun, als mein neuer Schöpfer, hasste er ihn zehnmal stärker. Ihm war es zuwider, wenn ich meinen ersten Erschaffer nur beiläufig erwähnte. Meine böse, antagonistische Seite konnte nicht anders, und zwang mich, über Cyrus zu sprechen: „Vielleicht setzt mein Unterbewusstsein die Träume von Cyrus nur ein, um dich auf die Palme zu bringen?“
    Abschätzend runzelte er die Stirn. „Das ist dieselbe Entschuldigung, die du für die offene Zahnpastatube benutzt.“
    Nathan hatte recht, wie immer. Verdammte Schöpferintuition. Ich schaltete meinen Monitor aus und lehnte mich wieder im Stuhl zurück. „Ich vermute, du hast schon eine Theorie.“
    „Noch nicht. Ich habe gehofft, dass mir etwas einfällt, während du mir – in allen Einzelheiten – von diesen Träumen erzählst. Dann wollte ich dich mit einem monumentalen, dramatischen Ausruf unterbrechen, so etwas wie ‚Aha!‘, woraufhin du tief beeindruckt von meiner Genialität und leicht erregt sein solltest.“ Er zuckte die Achseln. „Aber fürs Erste begnüge ich mich auch mit den Einzelheiten.“
    Amüsiert rollte ich die Augen, wurde jedoch schnell ernst und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich sehe nie sein Gesicht, aber ich weiß, dass er es ist.“
    Nathan nickte und bedeutete mir fortzufahren.
    „Es existieren keine Farben außer Blau.“ Ich biss mir auf die Lippe. „Dieses an Wasserfarben erinnernde Blau aus der Zeit, als ich … tot war.“
    Eine tiefe Falte zeigte sich plötzlich auf Nathans Stirn, ein sicheres Zeichen dafür, dass mein Bericht sein Interesse geweckt hatte. „Bist du sicher, dass du nicht nur diese eine Nacht verarbeitest?“
    Wenn ich diese Träume hatte, sah ich immer dieselben Dinge. Die leuchtend orangefarbene Katze, die an meinem hingestreckten Körper vorbeistrich. Die unförmigen Konturen der Schattenmenschen, die kamen, um mich zu holen. Mit diesen Erinnerungen wollte ich Nathan nicht belästigen. Mein kurzer Tod – der zweite – hatte ihn schon genug traumatisiert. „Vergiss die Psychoscheiße. Du glaubst, ich habe diese Träume aus einem bestimmten Grund, so ist es doch?“
    Nathan holte tief Luft, während er offensichtlich nach einer ausweichenden Antwort suchte. „Ich vermute, es könnte sich um Überbleibsel eurer früheren Blutsbande handeln.“
    „Aber warum jetzt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Es ist zwei Monate her. Was soll passiert sein, dass das Band auf einmal reaktiviert wird?“
    Er stand auf und versuchte – vergeblich – unbesorgt auszusehen. „Es könnte alles Mögliche sein. Ich habe Max gebeten, mal im Archiv der Bewegung zu stöbern.“
    Die Bewegung zur freiwilligen Ausrottung der Vampire war eine strenge, totalitäre Organisation und forderte den Tod aller Vampire, die nicht nach einem strikten Kodex lebten. Nathan war seit siebzig Jahren auf Bewährung in dieser Bewegung, weil er seine Frau getötet hatte, obwohl ihr Tod nicht allein seine Schuld gewesen war. Aber mich zu erschaffen, verstieß gegen eine Kardinalregel, nämlich, nie den absehbaren Tod eines verwundeten Vampirs zu verhindern. Nathan hatte sich entschieden, lieber unterzutauchen, als zu warten,

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