Besessen von dir
Tasche nach ihren Schlüsseln. Nervös fuhr ihr Kopf von einer Seite zur anderen. “Wer ist da?” fragte sie in die Dunkelheit, doch alles blieb still. “Es sind nur deine Nerven”, beruhigte sie sich und bemerkte in diesem Moment aus dem Augenwinkel eine Bewegung in einer Ecke.
Kaylie fand den Schlüssel und schloß sofort die Tür zum Haus wieder auf. Drinnen funktionierte das Licht noch und beleuchtete die dunkle Garage. In diesem Augenblick spürte sie eine kalte Hand, die sie am Arm packte. Kaylie schrie auf und fuhr herum.
Lee Johnston starrte sie aus eisblauen Augen an. “Kaylie.”
Seine Stimme war heiser, sein grellrotes Haar lag naß am Kopf an Der Regen hatte ihn vollkommen durchnäßt.
Vor Angst konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten, dennoch versuchte sie mit aller Kraft, sich loszureißen.
“Laß mich in Ruhe”, schrie sie, doch aus ihrem Mund kam kein Ton heraus. Im Licht aus der Küche blitzte das Messer auf, das er in der Hand hielt.
Verschwommen kamen ihr die Bilder von der
Premierennacht wieder ins Gedächtnis. Don, o Don, es tut mir so leid, dachte sie.
“Kay… lie”, murmelte Johnston, und wieder strengte Kaylie sich an, um sich loszureißen. Doch Johnston war stark und zu allem entschlossen. Zahllose Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie brauchte eine Waffe. In der Garage waren Werkzeuge, in der Küche Messer. Mit irgend etwas mußte sie sich
verteidigen.
“Kaylie!” stieß er wieder aus, und diesmal klang es mehr wie das Heulen eines Wolfs. Sie trat einen Schritt nach hinten und stolperte über Harken und Spaten. Lee Johnston kam mit ihr mit und preßte die Finger unnachgiebig um ihren Arrn. Das Messer hielt er achtlos an ihrer Seite.
“Laß … laß mich los!” verlangte sie und versuchte, ruhig zu bleiben. Sie durfte sich von ihrer Panik nicht überwältigen lassen. Vielleicht konnte sie ihn durch reden dazu bringen, ihr nichts zu tun. Er hatte noch nie zuvor jemanden ernsthaft verletzt. Andererseits stellte sie im Halbdunkel fest, daß sein Hemd mit Blut beschmiert war. Und es war sicherlich nicht sein eigenes Blut. Aber von wem dann?
Von Don? Für einen Moment war sie fest überzeugt, daß Lee Johnston zuallererst Rache an dem Mann genommen hatte, der ihm damals in die Quere gekommen war. Nein, es durfte nicht sein! Er durfte Don einfach nichts angetan haben. Wieso hatte sie Dons Sorge bloß nicht ernst genommen?
Wieder drohten ihre Knie nachzugeben. Wenn Don tot oder verletzt war…
“Nein!” schrie sie auf und warf sich gegen Johnston. Er stolperte und lockerte unwillkürlich seinen Griff. Kaylie sprang nach vorn und riß ihn dadurch von den Füßen. Sie mußte in die Küche kommen! Von dort aus konnte sie fliehen.
“Hilfe!” schrie sie laut und lief um ihren Wagen herum, weil Johnston ihr den direkten Weg versperrte. Sie hörte, daß Johnston sich bewegte und verharrte reglos. Folgte er ihr, oder versuchte er, ihr den Weg abzuschneiden? Wenn bloß das Garagentor nicht verschlossen wäre! Denk nach! befahl sie sich.
Irgendwo mußte noch eine Axt sein, aber wo? Womit konnte sie sich bewaffnen? Am anderen Ende der Garage war der zweite Toröffner. Langsam tastete sie sich zur Tür zum Haus vor.
Dann hörte sie Stimmen. Oder bildete sie sich das ein? Nein, sie irrte sich nicht. Johnston hatte anscheinend auch etwas gehört. Er bewegte sich hastig und verharrte dann reglos. Nur noch sein keuchender Atem war zu hören. Es klang, als sei er dicht vor ihr, zwischen ihr und der Küche. Aber wo genau?
Kaylie hielt die Luft an und lauschte. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, daß sie nur lautlos dastand.
Von draußen waren Schritte zu hören. “Kaylie! Kaylie!”
erklang Dons Stimme im Haus. “Sag doch was. Wo bist du?” Er lebte also. Vor Erleichterung hätte sie weinen können.
Aus der Dunkelheit heraus sprang Lee Johnston auf sie zu.
Kaylie schrie auf. “Don! Komm nicht hierher!” rief sie. “Er hat ein Messer.” Doch Don kam in die Garage gerannt und warf sich auf Johnston.
“Oh, bitte. Nein!” schrie Kaylie, als Lee Johnston herumfuhr und das Messer hochhielt. Dann fuhr die Hand mit dem Messer nach unten, und Johnston stach Don in den Rücken. Das Geräusch, mit dem er die Klinge wieder herauszog, war fast zuviel für Kaylie.
Die beiden Männer kämpften verbissen miteinander, und Johnston riß sich los. Beide richteten sich wieder auf, doch Don schwankte leicht.
Kaylie schrie wieder auf, als Johnston das Messer erneut hob.
Sie
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