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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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Genevieve fähig ist«, widersprach ich. »Sie glaubt doch, dass sie ein schlechter Mensch ist. Deswegen konnte Genevieve ja ihrer Meinung nach auch nicht an einem geweihten Ort leben.«
    Luke warf mir einen gereizten Blick zu.
    Ich atmete tief durch und beschloss, mich nicht zurückzuhalten. »Ich weiß, dass für dich immer alles logisch sein muss, Luke, und dass du nichts für Aberglauben und Magie übrighast, aber   … Genevieve ist nicht so wie wir. Sie hat etwas an sich, das sie von allen anderen unterscheidet.«
    »Vielleicht ist sie ja wirklich eine Soziopathin«, erwiderte Luke. »Jemand, dem es ganz und gar an moralischem Empfinden mangelt und der auch kein Gewissen hat, aber sie ist und bleibt von dieser Welt   – mit Haut und Haaren, durch und durch.«
    Luke starrte in die Ferne und ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht näher an ihn ranzukuscheln und mich vor dem Wind zu schützen. Seit ich das Foto von uns beiden gesehen hatte, achtete ich mehr darauf, wie ich mich verhielt und wie andere uns sahen. Der Tee aus dem Imbisswagen schmeckte nach Plastik und heißem Wasser, aber ich schlürfte ihn trotzdem tapfer.
    »Es war schon eigenartig, Merlin gestern wiederzusehen.«
    »Ja?«
    »Ja   … es war fast so wie in der Zeit, als wir noch zusammen waren.«
    »Und du willst nicht zurück zu ihm?«
    Meine Kapuze war mir vom Kopf gerutscht und Luke setzte sie mir wieder auf, knotete die Bänder zu und schob ein paar einzelne Haarsträhnen darunter. »Ich glaube, in dir geht gerade eine ganze Menge vor, Kat.«
    »Er war mein Traumtyp, weißt du, Luke   … ich hätte nie gedacht, dass er mich überhaupt beachten würde, und als er es dann doch tat, da kam es mir wie ein Wunder vor.«
    »Vielleicht warst du ja mehr in dein Bild von ihm verliebt als in ihn selbst«, sagte Luke mit einem eigentümlichen Lächeln.«
    Ich war verblüfft über Lukes Scharfsinn, denn erstaunlicherweise war ich zu diesem Schluss inzwischen selbst gekommen. »Als ich zum ersten Mal zu Merlin ging, war hinter seinem Haus ein wahnsinniger Regenbogen zu sehen, und obwohl ich wusste, dass ich ihn nie erreichen würde, hab ich es versucht. So ähnlich war es auch mit unserer Beziehung.«
    Luke räusperte sich und schien leicht verlegen. »Es muss momentan schwer für dich sein, noch jemandem zu vertrauen, aber wenn du da mal durch bist   …«
    »Da gibt es kein Zurück mehr«, sagte ich mit äußerster Bestimmtheit.
    »Sag niemals nie, Kat.«
    Ich trat mit meinen Turnschuhen gegen die Betonmauer, um den nassen Sand abzuschütteln, und Luke hielt mir seine Fast-Food-Schachtel entgegen. Ich schüttelte höflich den Kopf und sah zu, wie er seinen Hotdog mit allem Drum und Dran hinunterschlang, was ich zur Frühstückszeit als doppelt ekelhaft empfand.
    »Und wie steht es bei dir und Laura? Ihr seid ja jetzt schon eine Ewigkeit zusammen. Drei ganze Jahre.«
    Luke antwortete nicht und ich befürchtete schon, dass meine Frage zu intim gewesen war, doch als ein Möwenschwarm über unsere Köpfe flog, der verzeifelt auf der Suche nach Speiseresten war, hob er den Kopf. »Es ist einfach so wahnsinnig bequem mit ihr.«
    »So wie in alten Lieblingsschuhen?«, fragte ich scherzhaft.
    Luke lächelte, sah aber traurig dabei aus. Wir schwiegen lange, dann sagte er: »Ich glaube nicht, dass wir es noch hinkriegen, Kat. Wir haben einfach zu unterschiedliche Vorstellungen von einer Beziehung. Laura hat mir ein Ultimatum gesetzt.«
    »Das tut mir echt leid   …«
    Ich verstummte, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, und überdies schockiert war, denn ich spürte, wie ich mich über diese Nachricht freute.
    »Das ist schon okay«, erwiderte er gelassen. »Wir haben uns verändert   … so was passiert nun mal.«
    Ich drückte seine Hand und wir beobachteten, wie die anschwellenden Fluten die Holzbohlen der Ufermauer umtobten. Als ich in das schmutzige Wasser und die gelbe Gischt sah, lief mir ein Schauer über den Rücken, weil ich etwas auf mich zukommen sah, das nicht greifbar war.
    »Ich fühle mich manchmal, als ob ich ertrinken würde«, sagte ich nur.
    Genau in diesem Moment öffnete der Himmel seine Schleusen. Luke zog mich von meinem Sitz und gemeinsam rannten wir zum Auto zurück. Dort schaltete er die Scheibenwischer ein und dann saßen wir noch einige Minuten da und beobachteten die furchterregende Kraft der schlingernden See und den Horizont, in dessen grauem Dunst sich Wasser und Himmel berührten.
    »Das Maß ist jetzt

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