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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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es nur zwanzig Minuten, die wir schweigend und in Gedanken verloren zurücklegten, bis Luke den Wagen schließlich auf einem Parkplatz am Ende der Strandpromenade abstellte und mir riet, mich warm einzupacken. Es war gerade Flut und die Wellen waren gewaltig, die Brandung, die krachend gegen den Damm schlug, bestimmt drei Meter hoch. Wir setzten unsere Kapuzen auf und wollten durch die Dünen laufen, aber schon bald haftete eine feine Sandschicht auf unseren Gesichtern und die Augen taten uns weh. Zwischen Kieseln und Tang erspähte ich ein kleines Stückchen Seeglas und mir wurde sofort flau im Magen. Der Wind zwang uns schnell zum Rückzug in einen Sitzplatzbereich, der einigermaßen geschützt lagund in dem ein Wagen stand, der Getränke und Fast Food verkaufte.
    Erst hier nahm ich den Zettel aus der Tasche, gab ihn Luke und wandte mich zur Seite, weil ich den Artikel nicht noch mal lesen wollte. Die Überschrift   – FEUER IM PFARRHAUS DER GEMEINDE   – hatte sich ohnehin längst in mein Gedächtnis eingegraben.
    Luke schwieg eine Weile, die mir wie eine Ewigkeit erschien. Ich hörte zwei Hunde bellen und ein kleines Mädchen lachen, das der Wind vor sich hertrieb, und ich fragte mich, wie diese ganz alltäglichen Geschehnisse nur ihren Lauf nehmen konnten, solange jemand wie Genevieve auf der Welt war.
    »Ich habe den Artikel gestern Abend von meinem Computer ausgedruckt«, sagte ich zu Luke.
    »Gut möglich, dass sie mit der Sache nichts zu tun hat«, murmelte er schließlich.
    »Also wieder mal ein Zufall, ja?«, antwortete ich spöttisch.
    »Sie kann unmöglich durch das halbe Land gefahren sein, um so was anzuzetteln.«
    »Das haben wir doch auch getan. Wir sind durchs halbe Land gefahren, um in ihrer Vergangenheit zu graben, und ich finde es schon sehr merkwürdig, dass sich solche Vorkommnisse in ihrem Dunstkreis häufen.«
    Selbst Luke schien dieses eine Mal mit seiner Weisheit am Ende zu sein. »Zumindest geht es allen gut   … ich meine, natürlich ist die ganze Sache fürchterlich, aber   … sie konnten alle noch entkommen.«
    »Aber nur, weil das Haus eine schmiedeeiserne Feuertreppeim Obergeschoss hatte«, flüsterte ich. »Wäre die Pfarrei kleiner gewesen   …« Mich schauderte, wenn ich daran dachte, was in dem Artikel stand: Das Erdgeschoss war völlig ausgebrannt und das Treppenhaus, das ich in meinen Träumen so oft hinaufgestiegen war, vom Fluchtweg abgeschnitten.
    »Wenn das wirklich Genevieve getan hat, Katy, dann hat sie eine alte Rechnung beglichen und es hat nichts damit zu tun, dass wir beide mit dem Pfarrer und seiner Frau gesprochen haben.«
    Ich war fassungslos   – wie konnte Luke nur so blind sein? Ob er mich schützen wollte, damit ich keine Angst hatte? »Sie hat Merlin dazu gebracht, mir den Artikel auf seinem Laptop zu zeigen, Luke   … und hat der Datei sogar den Namen ›Nur für Katy‹ gegeben.«
    »Das ist doch krank«, erwiderte Luke aufgebracht.
    »Sie ist uns nach wie vor auf der Spur«, beharrte ich, »und weiß genau, was wir   … was ich im Schilde führe. Sie weiß es immer.«
    Je mehr ich mich ereiferte, desto ruhiger blieb Luke   – das hatte ich allmählich schon begriffen. »Das Ganze hat dich wohl sehr mitgenommen und schockiert. Wahrscheinlich überreagierst du jetzt ein wenig.«
    Ich stemmte beide Hände in die Hüften. »Und das sagst ausgerechnet du?«
    »Ich kenne schließlich deine Vorliebe für rätselhafte Vorkommnisse«, sagte er taktvoll, »aber es gibt für alles eine Erklärung. An diesen telepathischen Draht zwischen euch beiden glaub ich nun mal nicht.«
    »Aber sie kommt mir zunehmend gefährlicher vor, Luke.«
    »Wolltest du deshalb gestern Abend so schnell nach Hause?«, fragte er.
    »Ich hatte einen richtigen Schock   … und plötzlich solche Angst, dass niemand vor ihr sicher ist.«
    »Wir sollten vielleicht noch mal zu der Pfarrei fahren«, schlug Luke vor, »mit der Frau des Pfarrers sprechen und sie davon überzeugen, dass sie zur Polizei gehen muss.«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Das wird sie nicht tun. Das steht doch schon in dem Artikel. Sie schreibt die Schuld doch irgendwelchen Lausbuben zu, die angeblich mit Feuerwerksartikeln rumgespielt haben   … ein Jux, der aus dem Ruder gelaufen ist. ›
Es war kein böser Wille‹
, so wurde sie zitiert, was das Signal für Genevieve ist, dass sie nichts unternehmen wird, um sie zu outen.«
    »Das macht doch überhaupt keinen Sinn.«
    »Sie weiß genau, wozu

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