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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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die macht mich echt fertig.«
    Mum gab ein ironisches Lachen von sich. »Das hab ich doch gewusst. Neid erkenne ich schon von Weitem und du bist eindeutig grün im Gesicht.«
    »Mir geht es ganz genauso«, erzählte ich ihr verblüfft. »Ich sehe auch immer Farben, wenn ich den Leuten ins Gesicht blicke.«
    Sie beugte sich zu mir hinüber und tätschelte meine Hand. »Ich meinte aber eher, dass ich sofort erkenne, wenn man einen Teenager vor den Kopf gestoßen hat. Das grünäugige Monster reckt seinen hässlichen Kopf.«
    »Das grünäugige Monster?«
    »Ein Zitat aus Shakespeares
Othello
. Dort vergleicht er die Eifersucht mit einem grünäugigen Monster.«
    Luke zitierte auch immer Shakespeare, aber in dergegenwärtigen Situation war ich nicht einmal in der Lage, Interesse zu heucheln. Ich verzog nur das Gesicht.
    »Willst du über sie reden, Katy?«
    Ich holte tief Luft. »Dieses Mädchen, Genevieve heißt sie, scheint überall zu sein, wo ich bin, sie verfolgt mich geradezu und jetzt kopiert sie mich auch noch. Heute habe ich erfahren, dass sie ein ganz schlimmes Leben hatte   … erst hat man sie in ein Waisenheim gesteckt und irgendwann hat sie dann wohl in der freien Natur geschlafen. Aber ich empfinde nicht das geringste Mitleid mit ihr, es ist, als ob mein Herz versteinert worden wäre.«
    »Das passt ja gar nicht zu dir«, sagte Mum stirnrunzelnd. »Oder ist da noch was anderes?«
    Natürlich war doch noch was anderes   – etwas, womit ich mich nicht konfrontieren wollte. Ich schluckte, schloss die Augen und zuckte vor Schmerz zusammen. »Ich glaube, sie versucht, mir Merlin wegzunehmen.«
    Ich musste wieder schlucken. Das hatte ich eigentlich gar nicht sagen, hatte eigentlich nur vor mich hin murmeln wollen, dass Genevieve mit Merlin flirtete. Aber tatsächlich hatte ich Mum gerade meine allergrößte Angst gestanden, das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte.
    Mum lachte etwas spöttisch. »Ihr Teenager seid immer gleich so dramatisch. Euch gefällt der gleiche Junge und schon denkt ihr, die Welt geht unter.«
    »Es ist mehr als das«, sagte ich finster.
    Mum kniete sich auf den Teppich zu meinen Füßen, um sich vor dem prasselnden Feuer zu wärmen, denn es wurde jetzt abends schon kalt. Ich hatte unser Kaminfeuer immer geliebt, aber es war uns meist zu viel Aufwand gewesen, esanzuzünden, und daher hatten wir oft nur einen hässlichen elektrischen Heizkörper eingeschaltet, sobald die Temperaturen fielen. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte ich wieder einmal tief in die Flammen hineinschauen und darin nach Formen suchen, so wie damals, als ich klein war. Doch selbst jetzt gelang es mir nicht, Genevieve zu entkommen   – die flackernden Flammen erinnerten mich an ihr schönes rotes Haar.
    »Wenn er wirklich so begeistert von dir ist, wird er dich auch nicht betrügen. Vertreib ihn bloß nicht mit deiner Eifersucht. Eifersucht ist ein Gift, das dich zerstört, nicht aber das andere Mädchen.«
    Ich hörte Mum kaum zu. »Das Merkwürdige an der Sache ist   … sie repräsentiert all das, was ich sein könnte, aber nicht bin.«
    Mum rüttelte mich sanft am Arm. »Was meinst du denn damit?«
    »Wir sind ungefähr gleich groß«, sagte ich mit finsterem Blick, »aber sie ist gertenschlank, wir haben den gleichen Hautton, aber ihre Haut schimmert geradezu unerträglich und auch unsere Haare haben die gleiche Farbe, nur dass ihre wunderschön seidig glänzen   …«
    »Du bist auf deine Art schön, Katy, und die Leute mögen dich so, wie du bist.«
    »Ich will eigentlich nur, dass alles so bleibt, wie es war«, antwortete ich wehmütig.
    Ich wollte nicht hinzufügen, dass ich Jahre gebraucht hatte, um meinen Platz im Leben zu finden. Ich war immer eine Außenseiterin gewesen, doch während meines letzten Schuljahrs waren Nat, Hannah und ich uns nähergekommenund jetzt war   – kaum zu fassen   – auch noch Merlin in mein Leben getreten. Tief in mir aber hatte ich immer die Befürchtung, dass all das zu schön war, um wahr zu sein.
    Mum war mit ihrem Sermon noch nicht am Ende.
    »Du wirst immer auf Menschen treffen, mit denen du nicht klarkommst; betrachte das Ganze doch als eine der kleinen Lektionen, die das Leben uns erteilt.«
    »Das will ich aber nicht«, sagte ich schmollend. »Ich will, dass sie mich in Ruhe lässt und wieder von hier verschwindet   … am besten ans andere Ende der Welt.«
    Jetzt riss Mum der Geduldsfaden. »Katy!«, schimpfte sie. »Du hast immer so viel Mitgefühl

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