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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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sagte ich, und ehe mich Luke aufhalten konnte, winkte ich einem Mann zu, der an einem der Häuschen arbeitete. Er bemerkte mich sehr wohl, schleifte aber unbeirrt seinen Fensterrahmen ab und reagierte auch nicht, als ich näher kam.
    »Wir sind auf der Suche nach Informationen über die Familie Morton, die hier im Dorf gelebt haben soll. Kannten Sie die vielleicht?«
    Seine schroffe Antwort grenzte schon an Unhöflichkeit. »Nein.«
    »Jemand anders vielleicht? Möglicherweise erinnern sich die Hausbewohner hier an die Familie?«
    »Ganz sicher nicht«, knurrte er.
    Luke zog mich an meiner Kapuze in Richtung Auto. »Eins habe ich in diesem Job gelernt.«
    »Und was?«
    »Das Schweigen der Leute sagt genauso viel wie ihre Worte.«
    Ich war froh, wieder im Auto zu sitzen, ärgerte mich aber, dass unser Trip offenbar umsonst gewesen war und Luke auch noch in Rätseln sprach. »Du meinst, es ist von Bedeutung   … dass hier keiner mit uns sprechen will? Wieso denn?«
    »Das weiß ich jetzt noch nicht, aber ich bin erst mal froh, hier wieder wegzukommen   … dieses Dorf ist mir nicht geheuer.«
    Er stieg aufs Gas, doch die Räder blockierten und drehten auf der Schotterstraße durch. Mit quietschenden Reifen fuhr er schließlich los.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte ich seufzend, eigentlich mehr zu mir selbst als zu Luke.
    Ich warf einen letzten Blick aus dem Fenster und meine Hand flog entsetzt an den Mund. Eine Radfahrerin näherte sich von links und es blieb keine Zeit, ihr eine Warnung zuzurufen. Ein unerträglich dumpfes Geräusch war zu hören, als sie direkt in unser Auto fuhr.

Kapitel 13
    L uke riss die Tür auf und sprang mit aschfahlem Gesicht aus dem Wagen. Ich folgte dicht hinterher und versuchte, die alte Dame davon abzuhalten, aufzustehen, da ich Angst hatte, sie könnte sich etwas gebrochen haben. Wir waren beide verblüfft, als sie auf die Füße sprang und sich den Staub von dem Gewirr an Unterröcken, dicken Strumpfhosen, langem Tweedrock und Regenmantel klopfte. Sie wog bestimmt nicht mehr als 45   Kilo und versank in ihren vielen Schichten.
    »Das war einzig und allein meine Schuld«, beteuerte sie. »Ich leide an grauem Star und die misslichen Folgen haben Sie ja gerade selbst erlebt.«
    »Sind Sie auch sicher, dass Ihnen nichts passiert ist?«, flüsterte Luke. Ich tat so, als würde ich nicht merken, dass er an einem Baum lehnte, um sich zu stützen.
    »Alles in Ordnung, meine Einkäufe haben den Sturz abgefangen.«
    Ihre zahlreichen Kleidungsstücke hätten sie vermutlich ohnehin geschützt, aber so war sie auf etlichen Stofftaschen gelandet, die entschieden zerdrückt aussahen.
    »Wir kommen natürlich für alles auf, was zerbrochen ist«, sagte ich zu ihr.
    »Selbstverständlich«, stimmte Luke ein, »das ist das Mindeste, was wir tun können.«
    »Nein, ist schon gut, wirklich. Ich habe nichts Zerbrechliches da drin, nur ein Stück Käse, ein paar Stangen Lauch, Kartoffeln und ein paar Scheiben Speck   …«
    Jetzt, da er sicher wusste, dass sie unverletzt geblieben war, sah Luke sehnsüchtig zu seinem warmen Auto hinüber, aber ich kniff ihn in den Arm, um ihm begreiflich zu machen, dass wir sie nicht so stehen lassen konnten.
    »Wir begleiten Sie lieber nach Hause«, schlug ich vor, »und überzeugen uns davon, dass Sie nicht doch ein bisschen   … wackelig auf den Beinen sind.«
    Die alte Dame machte eine Geste in Lukes Richtung und kicherte spitzbübisch. »Ihr Freund sieht aus, als ob er in schlechterer Verfassung wäre als ich.«
    Trotzdem ließ sie mich unterwegs ihren Arm nehmen. Widerwillig schloss Luke den Wagen ab und folgte uns. Knapp hundert Meter weiter blieb sie vor einem kleinen strohgedeckten Haus mit einem Holzschild an der Mauer stehen, auf dem »Snuff-in-the-wind« stand, und wühlte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel.
    »Und, kommen Sie auf eine Tasse Tee herein?«
    Luke lehnte höflich ab. »Danke, aber wir haben noch eine lange Fahrt vor uns.«
    Ich entschuldigte mich nochmals bei der alten Dame, als sich zum zweiten Mal an diesem Tag eine Hand auf meine Kapuze legte und mich mit sich zog. Wir waren noch keine zehn Schritte gegangen, da rief uns eine Stimme hinterher: »Dann wollen Sie also gar nichts über die Familie Morton erfahren?«
    »Wer hat Ihnen davon erzählt?«, fragte ich überrascht.
    Sie lächelte wissend. »Neuigkeiten verbreiten sich hier schnell.«
     
    Das Innere des Häuschens sah aus, als stamme es aus einer anderen Zeit   – niedrige

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