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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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Deckenbalken, die bitterschokoladenbraun gebeizt waren, ein Holzofen und ein unebener Fliesenboden mit einem großen Teppich. Eine schwarze Katze lag zusammengerollt vor dem prasselnden Ofen und wärmte sich.
    Luke kniff die Augen zusammen und versuchte, sich an das trübe Licht zu gewöhnen. »Sie sieht richtig unheimlich aus«, flüsterte er. »Schmales Gesicht, große Nase und dann lockt sie uns auch noch hier rein. Gleich wird sie einen Riesenkessel aufsetzen und uns darin schmoren, wart nur ab.«
    »Pst   … sie kommt.«
    »Und ich weigere mich, Nesseltee mit Froschlaich zu trinken.«
    Die alte Dame trat aus einem schmalen Gang wieder zu uns ins Zimmer. In der Hand hielt sie zwei auf ihren Untertassen hin- und herrutschende Tassen. Ich sprang auf und nahm sie ihr ab.
    »Tee schmeckt doch immer besser in Porzellantassen, finden Sie nicht, meine Liebe?«
    Luke verzog das Gesicht, als ich ihm die Tasse reichte.
    »So   … dann lassen Sie mich mal nachdenken, was ich Ihnen zu Jane und Paul Morton sagen kann.«
    Ich nickte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht   … alles, woran Sie sich erinnern können.«
    Die alte Dame rieb sich die Hände vor dem Ofen und änderte die Sitzhaltung in ihrem Sessel, dessen verschlissener Überzug aus verschiedenfarbigen Stoffen zusammengeflickt war. Sie sah aus, als genieße sie es, Zuhörer zu haben, und befeuchtete die Lippen, bevor sie zu sprechen begann. »Die beiden blieben lieber für sich, so viel steht fest. Ich glaube, nur deshalb sind sie auch hierher gezogen   … um der Welt aus dem Weg zu gehen. Es waren tiefreligiöse Leute, wenn auch   … für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Gift und Galle dabei war. Sehr freudlos leider und sehr damit beschäftigt, die Sünden anderer aufzudecken.«
    Ich bemühte mich, nicht zu ungeduldig zu erscheinen. »Wie lange vor dem Feuer sind sie denn hierher gezogen?«
    »Ich glaube   … nein, ich bin mir sicher   … vier Jahre vorher. Wir haben nicht so viele neue Familien hier und so was bleibt im Gedächtnis haften.«
    Ich räusperte mich nervös. »Waren Sie   … ich meine, haben Sie auch das Feuer in dieser Nacht gesehen?«
    Die alte Dame nickte ernst. »Es war eine stürmische Nacht und die Flammen waren sechs Meter hoch   … der Wind fachte das Feuer wie wild an   …Trümmerteilchen, Ruß und Asche flogen in der Luft herum, während das ganze Dorf zu verhindern suchte, dass es sich noch weiter ausbreitete   … Genau in diesem Moment sahen wir sie   …«
    »Wen?«, wollte ich wissen, aber die alte Frau schien mit ihren Gedanken weit fort zu sein, als habe sie vergessen, dass wir noch da waren. Es dauerte sicher eine Minute, ehe sie weitersprach.
    »Mitten durch die Flammen ging sie, als sie das Hausverließ   … schlendernd fast, als gäbe es keinen Grund zur Eile.«
    »Wer kam denn aus dem Haus?«, wiederholte ich.
    »Grace«, stieß sie hervor. »Grace Morton blickte starr um sich mit ihren beunruhigenden grünen Augen. Mir ließ es das Blut in den Adern gefrieren.«
    »War Grace die Tochter der Mortons?«, fragte Luke.
    »Ja. Sie war erst sieben, hatte aber eine Art an sich, dass man sie für Jahre älter halten konnte.«
    Der Henkel der weißen Porzellantasse war so klein, dass ich Daumen und Zeigefinger zusammendrücken musste, um sie hochzuheben. Ich war neugierig, wie Luke dieses Problem bewältigte, und stellte fest, dass er seinen Tee heimlich aus der Untertasse schlürfte. »Dann hat also Grace diese Nacht überlebt?«, merkte ich an. »Ich frage nur, weil die Frau im Farmladen uns sagte, es habe keine Überlebenden gegeben.«
    Die alte Dame schnaubte. »Die Leute reden nicht gern darüber. Wir haben hier versucht, das Ganze zu vergessen, und das sollten auch Sie tun.«
    Ich war mir nicht sicher, was genau sie meinte. »Wir sollen Grace vergessen? Warum denn?«
    Sie gab einen unverbindlichen Grunzlaut von sich und hob die knochigen Schultern. »Es geht mich ja nichts an, aber ich denke, Sie sollten die Vergangenheit ruhen lassen. Alle fanden Grace hier ein wenig   … nun ja, verstörend. Sie konnte einen anstarren, dass man versteinerte.«
    Luke hüstelte irritiert. »Aber sie war doch noch ein Kind.«
    Die alte Dame verschränkte die Arme vor der Brust und ihr Ton wurde abwehrender. »Sie sprach aber nicht wie einKind und die anderen Kinder im Dorf waren auf der Hut vor ihr. Ich glaube, das passte ihren Eltern ganz gut in den Kram, sie hielten sowieso nichts von der Schule und haben sie zu Hause

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