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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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steckte mir die Haare hoch, aber weil ich so erst recht wie ein Schulmädchen aussah, ließ ich die Haare offen. An einFrühstück war um diese Uhrzeit gar nicht zu denken, doch ich nahm eine kleine Tasche mit Chips, Keksen, Schokolade und einer Wasserflasche mit.
    Luke sah ausgesprochen ungepflegt aus in seinen alten Jeans und dem dicken Pulli, mit demonstrativ ungekämmten Haaren und Stoppelbart. Ich merkte, wie gut es mir gefiel, unsere Stadt hinter mir zu lassen, die mir jetzt oft beengend vorkam, seit Genevieve sich überall herumtrieb.
    »Macht es Laura denn nichts aus, dass du den Tag heute mit mir verbringst?«
    Lukes Gesicht verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Laura geht samstags gerne shoppen. Eigentlich hast du mich vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt als dem Tod.«
    Ich war erleichtert, denn ich hatte mir schon Sorgen gemacht, ob es wegen unseres Trips wohl zu Spannungen zwischen den beiden kommen könnte.
    »Und was ist mit Merlin?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass es Mum nicht so gut geht   … ist ja nur eine winzig kleine Lüge. Natürlich möchte ich ihn gerne sehen, aber unser Trip ist mir zu wichtig, den können wir nicht aufschieben.«
    »Findet er die Sache mit Genevieve nicht auch seltsam?«
    »Das kann ich ihm nicht so richtig erklären«, gab ich zu. »Merlins Mutter hält sie nämlich für wundervoll und begabt, dabei trickst Genevieve nur alle aus.«
    »Arme Kat. Dieses Mädel scheint ja wirklich jeden in ihr Netz zu verstricken.«
    »So ähnlich.« Ich drehte meinen Kopf zur Fensterseite und betrachtete die vorüberfliegende Landschaft. Warum war das Leben nur so kompliziert geworden?
    »Warst du schon mal in Yorkshire?«, fragte Luke.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir haben ein paarmal hier Ferien gemacht, als ich ein Kind war. Es hat unheimlich viel Atmosphäre   – windumtoste Moore, Hügellandschaft und kahle Berge, Wälder, Wasserfälle, Täler, ganz zu schweigen von den vielen uralten Häusern, in denen es spukt. Genau genommen ist York die am meisten heimgesuchte Stadt in Großbritannien.«
    »Du klingst ja wie ein Werbeposter des Fremdenverkehrsamtes«, lachte ich.
    Er zwinkerte mir verschmitzt zu. »Ich habe ganz vergessen, die berühmten Hexen zu erwähnen, die früher dort gelebt haben.«
    »Von Hexen bin ich mittlerweile geheilt   … du erinnerst dich?«
    Luke schien aufzuleben, als wir die Autobahn erreichten, und erzählte mir während der folgenden zwei Stunden lauter amüsante Geschichten über seinen Job und seinen Chef. Zum ersten Mal seit Wochen spürte ich mich wieder selbst. Es war fast so, als würde Genevieves Einfluss auf mich nachlassen, je weiter wir uns von zu Hause entfernten.
    »Puh   … jetzt sind wir aber definitiv auf dem Land angekommen.« Hastig schloss ich das Fenster, als der Geruch von Dünger zu uns hereingeweht kam.
    Luke befragte sein Navi. »Wir sind gleich da. Nur noch fünf Meilen.«
    So weit das Auge reichte, erstreckten sich hier mosaikartig Felder mit Reihen voller Kohlköpfe und knallgelbem Raps. Der Wind fegte über das weite Land, rüttelte an den erst seit Kurzem kahlen Bäumen und wühlte die herabgefallenenBlätter auf. Obwohl wir sicher geschützt im Auto saßen, konnte ich seine Kraft spüren.
    »Das ist es«, verkündete Luke und fuhr auf einen Grünstreifen am Straßenrand.
    Das Dorf bestand aus nicht mehr als etwa fünfzig Anwesen, die um einen Anger herum verstreut lagen. Die meisten Häuser sahen aus wie ehemalige Arbeiterhäuschen mit kleinen Glasfenstern und niedrigen Türrahmen. Es gab auch ein paar Neubauten, die aber in scharfem Kontrast zu den alten verwitterten Ziegelsteinen und Schieferdächern standen. Eine Farm mit den dazugehörigen Scheunen thronte stolz auf einem Hügel. Es dauerte einen Moment, bis ich herausgefunden hatte, was so eigenartig an Lower Craxton war   – es war die Stille, die hier herrschte. Ich hatte mir vergnügte Bauern auf Traktoren vorgestellt, von der Sonne geküsste Kinder, die durch Kornfelder rannten, und Frauen, die Hauben auf dem Kopf und Körbe mit frisch gelegten Eiern und warmer Milch in den Armen trugen   – aber weit und breit war hier kein einziger Mensch zu sehen.
    »Die müssen alle in ihren Häusern sein«, sagte Luke.
    »Unmöglich, hier nicht aufzufallen«, murrte ich; gerade hatte ich gesehen, wie eine Gardine sich bewegt hatte. »In diesem Dorf kommt doch nie einer einfach so vorbei.«
    Luke streckte sich, als er aus dem Wagen stieg, und sah sich um. »Wir sollten

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