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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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nach dem Pub suchen, in den gehen auch die Einheimischen.«
    Bei dem Wort ›Einheimische‹ schnitt ich eine Grimasse und Luke zog mir die Kapuze über die Augen. »Wir sind hier nicht im
Dorf der Verdammten
, Kat.«
    Ich runzelte die Stirn. »Sieht nicht so aus, als ob es irgendwo einen Pub geben würde.«
    Luke zeigte geradeaus. »Und das Haus da drüben? Da hängt ein Schild draußen.«
    »Das war einmal die Molkerei«, sagte ich, ohne nachzudenken, und Luke starrte mich verblüfft an.
    »Weißt du das sicher?«
    »Nein.« Ich lachte verlegen, weil ich keine Lust hatte, ihm zu erklären, welches Déjà-vu-Erlebnis ich gerade gehabt hatte. »Ich meine, es sieht so aus wie eine Molkerei.«
    Wir gingen auf das Schild zu, das für frische Farmerzeugnisse warb, und Luke hakte mich auf seltsam altmodische Weise unter.
    »Ich bin noch zu jung, um schon wie eine verheiratete Frau aufzutreten«, beschwerte ich mich.
    Er blieb stehen und sah mich mit abschätzendem Blick an. »Als ich zur Uni bin, warst du noch eine Göre mit vorstehenden Zähnen und Zahnspange.«
    »Du bist in den letzten drei Jahren ziemlich häufig zu Hause gewesen, Luke«, witzelte ich. »Aber du warst immer viel zu sehr mit deinen Vergnügungen beschäftigt, als dass du mich wahrgenommen hättest.«
    »Dafür nehme ich dich jetzt wahr«, sagte er und aus irgendeinem Grund beschlich mich ein komisches Gefühl in der Magengegend. »Und du bist immer noch eine Göre, Kat.«
    Während ich neben ihm herging, gelang es mir, ihn von hinten in die Wade zu treten. Luke jagte mich auf die Grünfläche und zwang mich mit einem Rugbyangriff zu Boden, während ich schrie, er solle mich sofort loslassen,und mich dabei fragte, was die Dorfbewohner wohl von uns denken mochten.
    »Mit der Frau des Farmers fangen wir an«, sagte Luke und klopfte sich das Gras von seinen Jeans. »Die wiegt bestimmt fünfundneunzig Kilo, hat rote Backen und Arme wie eine Ringerin. Sie lebt seit fünfzig Jahren hier und weiß von jeder Geburt und jedem Todesfall in der ganzen Gegend. Ihre Töchter sehen wie Milchmädchen aus und ihre Söhne tragen Latzhosen und kauen auf Strohhalmen.«
    Ich konnte nicht mal lächeln, weil mich allmählich Panik überkam. »Wir können da nicht so einfach reinplatzen. Erst müssen wir uns doch eine Story einfallen lassen.« Aber Luke ignorierte mich und ging einfach weiter.
    »Luke? Wir müsssen uns erst einmal auf eine Story einigen   … auf unser Lügenmärchen, meine ich   …«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das überlass nur mir. Ich bin Journalist und so was können wir am besten.«
     
    Das Mädchen, das auf einem hohen Schemel saß, hatte rabenschwarzes Haar, purpurfarbene Lippen und schwarz umrandete Augen. Auch der Lederminirock, die Netzstrümpfe und die Doc Martens passten nicht so ganz zu dem Bild von einem Milchmädchen, genauso wenig wie die Piercings in Nase, Augenbraue und Wange. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht laut loszuprusten, als ich sah, wie Luke der Kiefer nach unten klappte. Sie schien es nicht im Entferntesten zu interessieren, warum wir hier waren oder eine Bemerkung über ›Leute von auswärts‹ fallen zu lassen. Sie taxierte uns und kehrte dann wiedermit trotzigem Gesichtsausdruck zu ihrer Buchlektüre zurück. Luke blieb sprachlos   – trotz meiner Versuche, ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen zu stoßen. In einer Ecke sah ich einen kleinen runden Tisch und zwei Stühle.
    »Können wir hier Sandwiches oder was zu trinken bekommen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ich kann euch ein Schinken- oder Käsebrötchen mit einem Heißgetränk anbieten«, sagte sie und blätterte die nächste Seite um.
    »Dann zwei Schinkenbrötchen mit Tee, bitte. Wir haben eine lange Autofahrt hinter uns.«
    Keine Antwort. Aber sie verschwand ins Hinterzimmer, während Luke und ich uns ansahen.
    »Milchmädchen!«, zischte ich und Luke verpasste mir einen Tritt unter dem Tisch.
    »Sie sieht aus wie ein Wesen aus einem Zombiefilm«, flüsterte er.
    Luke teilte meine Liebe zu alten Gebäuden nicht, weshalb ich es für überflüssig hielt, ihm von den dicken, bröckeligen Wänden oder der Schönheit der uralten Querbalken vorzuschwärmen. Doch alles hier war originalgetreu belassen worden, bis hin zu den zurückliegenden Fenstern. Dann hörten wir etwas rascheln und ich legte einen Finger auf meine Lippen, um Luke zum Schweigen zu ermahnen. Eine Frau mit zwei Tellern in den Händen kam geschäftig ins Zimmer geeilt und

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