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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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verändert   – die Augen wirkten jetzt größer und leuchtender, dieLippen voller, dafür ohne Zweifel grausamer, die Wangenknochen höher und nach und nach erschien eine befremdliche Kreuzung aus Genevieve und mir, deren Augen mir überallhin folgten.
    Ich sah das Bild, sah Merlin in der Hoffnung an, dass es sich nur um einen makabren Witz handelte. Die Galle stieg mir hoch und ich war kurz davor, mich zu übergeben. Aber Merlin war völlig ahnungslos und sah mich mit einem solchen Stolz an, dass ich vielleicht sogar hätte lachen müssen, wäre die Situation nicht so tragisch gewesen.
    »Hast du denn gar nichts zu dem Bild zu sagen, Katy?«
    Ich sagte nur drei Worte. »Leb wohl, Merlin.«

Kapitel 27
    D ie Herbstferien hatten begonnen und ich war froh, meine Wunden lecken zu können und Merlin im College nicht alle fünf Minuten in die Arme zu laufen. Alles, was Genevieve angekündigt hatte, war eingetroffen   – sie hatte mir meine Freundinnen und meinen Freund genommen, meinen Kurs im College sabotiert und genau vorhergesehen, was ich tun und wie ich reagieren würde. Was mich jedoch am allermeisten schmerzte, war die Sache mit dem Gemälde und die damit verbundene Demütigung und Schande. Gott sei Dank hatte ich mit Merlin schon Schluss gemacht, bevor er mir das Bild gezeigt hatte. So hatte ich mir einen Vorsprung verschafft und meine Würde behalten, was immerhin ein kleiner Trost war. Es war vielleicht verrückt, aber die Unsicherheit, die Merlins und meine Beziehung zum Schluss ausgemacht hatte, hatte ich beinahe schlechter verkraftet als die Erkenntnis, dass er nicht länger mir gehörte.
    Viel Ablenkung von meinem Kummer gab es leider nicht   – Hannah war für ein paar Tage nach Paris gefahren, um ihr Französisch aufzupolieren, und Nat musste den größten Teil der Ferien auf ihre kleine Schwester aufpassen. Ausnahmsweise hatte ich einmal viel Zeit für meineEntwürfe, aber die Farben gerieten mir so matt und trist, dass die Skizzen allesamt morbide aussahen und man den Eindruck gewinnen konnte, jemand hätte mich beauftragt, eine Kollektion für eine Trauergemeinde zu entwerfen. Die meiste Zeit brachte ich in meinem Zimmer zu, um Mum aus dem Weg zu gehen, die sich immer noch sonderbar verhielt. Völlig unerwartet schlug sie mir nämlich vor, wir sollten doch in eine andere Stadt ziehen und einen Neuanfang machen. Mum hasste jede Art von Veränderung und mein Verdacht wuchs, dass dieser Vorschlag mit ihrer Reaktion auf Genevieves richtigen Namen zu tun hatte.
    Als Luke von der Entwicklung zwischen Merlin und mir erfuhr, kreuzte er nach der Arbeit mit einem Strauß Blumen bei mir auf und sprach mit so gedämpfter Stimme, als ob tatsächlich jemand gestorben wäre. Da ich noch immer nicht richtig gehen konnte, kam er zu mir in die Küche und arrangierte die Blumen für mich eher schlecht als recht in einer Vase.
    »Wie geht’s denn deinem Knöchel?«
    »Ist immer noch geschwollen.«
    Ich hob den Saum meiner Jeans an. Der Bluterguss leuchtete in allen Regenbogenfarben und sah wie ein Schwamm aus.
    Luke griff sich einen Apfel aus unserer Obstschale und biss so kräftig hinein, dass ihm der Saft übers Kinn lief. »Du solltest ihn mal vorsichtshalber röntgen lassen.«
    »Das hat Mum auch gemeint.«
    »Tut er noch weh?«
    »Höllisch.«
    »Wenn du dir keine Krücken besorgst, verpasst du nach den Ferien vielleicht deinen Kurs.« Er winkte mir mit seinem Autoschlüssel zu. »Los, komm, ich fahre dich ins Krankenhaus   … und zwar jetzt gleich   … bringen wir’s hinter uns.«
    Ich stöhnte, weil er wie immer recht hatte. Widerwillig griff ich nach meiner Tasche und humpelte zu Lukes Wagen. Während der Fahrt sah ich ihn von der Seite an und musste daran denken, was Merlin über Laura gesagt hatte, fand aber nicht den Mut, Luke darauf anzusprechen. Im Krankenhaus gingen wir direkt zur Notaufnahme.
    »Gut, dass wir nicht spätabends gekommen sind«, flüsterte Luke. »Ein schöner Anblick ist das nämlich nicht.«
    »Luke, hör mal, ich komme schon allein zurecht«, sagte ich tapfer. »Geh du jetzt ruhig, ich nehme mir dann ein Taxi.«
    »Fällt mir doch nicht im Traum ein«, murmelte er und fing fröhlich an zu pfeifen.
    »Laura muss mich ja allmählich hassen«, schnitt ich nervös besagtes Thema an.
    »Warum denn das?«
    »Weil ich ständig mit dir rumhänge.«
    »Macht ihr nichts aus.«
    »Das sagst du immer so. Du sagst mir immer, dass es ihr egal ist.«
    Luke änderte seine Sitzhaltung und warf

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