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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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wedelte damit herum. »Ich war ein Frühchen und hatte sogut wie keine Haare. Das Baby auf dem Speicherfoto wiegt einiges mehr und hat pechschwarze Haare. Es ist mein voller Ernst   … das Baby hier, das bin ich nicht.«
    Luke seufzte. »Dann war deine Mutter nach zahlreichen schlaflosen Nächten vielleicht übermüdet und hat ihre Fotos falsch beschriftet oder die falschen Abzüge vom Fotolabor zurückbekommen.«
    »Und nie gemerkt, dass da das falsche Baby drauf war!«, sagte ich in vernichtendem Ton.
    »Babys verändern sich doch von einer Minute zur nächsten. Sie verlieren Gewicht, nehmen wieder zu, die Haare fallen ihnen aus   …«
    »Aber es ist nicht mein Gesicht«, insistierte ich. »Und ganz bestimmt hat Mum das Foto mit der Geburtsurkunde und dem Babyarmband aus gutem Grund versteckt. Ich kann nicht glauben, dass du das nicht sehen willst. Übrigens hat mir da das Krankenhaus den entscheidenden Anhaltspunkt gegeben.«
    Luke zog ein missmutiges Gesicht. »Was willst du damit sagen, Kat? Glaubst du vielleicht, Genevieve und du, ihr seid in der gleichen Entbindungsklinik geboren worden?«
    Ich holte Luft. »Schlimmer noch. Ich weiß, es klingt total verrückt, aber   … ich halte es für denkbar, dass Mum das falsche Baby aus der Klinik mitgenommen hat.«
    Luke musste sich Mund und Nase zuhalten, um seinen Lachanfall zu stoppen, aber er entschuldigte sich gleich darauf.
    »Das hab ja nicht mal ich vorhergesehen. Dabei sollte doch ich als Journalist eigentlich auf Verschwörungstheorien und dergleichen abfahren.«
    Ich war nicht beleidigt, weil meine Theorie ja wirklich aberwitzig klang, versuchte jedoch trotzdem, möglichst glaubwürdig rüberzukommen, damit Luke mich ernst nahm. »Luke, es geht um die Verbindung zwischen Genevieve, Mum und mir. Ich wurde nicht in der Stadt geboren, in der ich lebe, bin nicht das Baby, das so heißt wie ich, und Mum wurde bleich, als ich den Namen Grace erwähnt habe. Es könnte die Antwort darauf sein, warum Genevieve mich so sehr hasst.«
    »Weißt du eigentlich, was du da sagst, Kat? Dass Genevieve die Tochter deiner Mum ist und du die Tochter   … von jemand anderem.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Aha, und deine Mutter weiß natürlich Bescheid. Nur   … warum hätte sie das alles zulassen sollen?«
    »Das hab ich noch nicht rausgekriegt, aber   … hältst du es denn für völlig unwahrscheinlich?«
    Luke verdrehte die Augen. »Ach Katy, ich glaube, du hast zu viele Schundromane gelesen und zu viele amerikanische Soaps gesehen.«
    »Hör zu   … die Sachen waren doch nur in dem Kästchen versteckt, damit ich sie nicht finde. Mum hat mir nie erzählt, wo ich geboren wurde, und sich von allen Menschen abgekapselt, einschließlich ihrer Familie. Seit ich auf der Welt bin, läuft sie vor irgendwas davon und hat auch schon mal angedeutet, dass sie Angst hat, sie könnte mich verlieren.«
    »Aber wir leben in Großbritannien, Katy. Hier werden in den Kliniken keine Babys vertauscht, schon gar nicht, ohne dass es einer merkt. Deshalb gibt es ja die Babyarmbänder.Die nimmt man dem Baby erst ab, wenn es entlassen wird.«
    Ich schluckte und sagte mehr zu mir selbst als zu Luke: »Plötzlich ergeben alle Drohungen von Genevieve einen Sinn. Sie sagt doch auch, dass für uns beide nicht genügend Platz da ist   … und dass sie Anspruch auf mein Leben hat, weil es ihres hätte sein sollen. Sie kann mir nicht verzeihen, weil sie eine schreckliche Kindheit hatte. Und Mum hat sie unter dem Vorwand, Schmuck verkaufen zu wollen, aufgesucht, weil sie ihre Mutter kennenlernen wollte.«
    »Und wie hätte sie das alles herausfinden sollen?«
    »Das weiß ich eben auch nicht   … dass sie clever ist, wissen wir allerdings sehr wohl.« Luke trommelte mit den Fingern auf unserem Couchtisch herum, während ich laut weiterdachte. »Es würde auch erklären, warum Mum immer so verschwiegen war und nicht gern über ihre Vergangenheit geredet hat. Ich habe immer gedacht, es hat mit meinem Dad zu tun, aber vielleicht habe ich mich ja da getäuscht.«
    »Darüber muss ich erst mal nachdenken.«
    »Könntest du nicht noch ein bisschen weiterrecherchieren, Luke? Auf die Krankenhausakten oder die Geburtsregister zugreifen oder   … ich weiß auch nicht   … du hast da doch bestimmt deine Quellen.«
    »Wir kennen Genevieves   – Graces richtigen Familiennamen noch immer nicht«, erinnerte mich Luke, während er seine Jacke anzog. Er war schon mit einem Fuß aus der Tür, als ihm

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