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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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mir einen Blick zu. Normalerweise hatte Luke lachende Augen, doch heute sahen sie so tief und eisig blau aus wie ein Fjord. »Ja, und, Katy?«
    »Es ist nur   … warum kommt sie denn in letzter Zeit niemehr bei mir vorbei? Wir waren doch früher immer alle drei zusammen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Sie hat zu tun und außerdem ist es jetzt anders   … ich meine, früher hat sie dich frisiert und so   … da warst du noch ein Kind.«
    Darüber musste ich erst einmal nachdenken. Ich hatte keine Ahnung, worauf Luke hinauswollte, aber es klang nicht gut. Vielleicht ging Laura mir tatsächlich aus dem Weg?
    »Na gut, aber   … vernachlässige sie nicht, Luke   … pass ein bisschen auf.«
    »Hat Merlin sich denn vernachlässigt gefühlt?«, fragte Luke ruhig.
    »Offensichtlich.«
    »Es wird dir bald schon wieder besser gehen«, murmelte er, »dann suchst du dir einen neuen Freund.«
    »Einen neuen Freund?«, wiederholte ich entgeistert. »Ich bin nicht auf der Suche nach einem neuen Freund und außerdem war ich es, die mit Merlin Schluss gemacht hat.«
    Luke machte ein zerknirschtes Gesicht. »Wow, Kat, das war mir gar nicht klar. Ich dachte, du wärst   …«
    »Todunglücklich?«
    »Nein, aber ziemlich mitgenommen immerhin.«
    Ich hatte bisher noch mit niemandem über die Trennung von Merlin gesprochen und war erleichtert, dass ich Luke hatte, auch wenn ich mich nicht überwinden konnte, den Vorfall mit dem Bild zu erwähnen.
    »Mit einem Mal war etwas anders zwischen uns. Merlin ist immer noch der Gleiche, aber irgendetwas fehlte plötzlich   … als wäre mir ein Teil von ihm genommen worden. Klingt ziemlich albern, oder?«
    »Nein«, antwortete Luke nachdenklich. »Eher   … einfühlsam. Auf emotionaler Ebene bist du inzwischen sehr erwachsen, Katy.«
    »Hör mit der Frotzelei auf, Luke.«
    »Das meine ich ernst«, beharrte er und ausnahmsweise zeigte sich nicht die Spur eines Grinsens auf seinem Gesicht. »Und wie geht’s jetzt mit Genevieve weiter? Du warst so aufgeregt, als wir vom Speicher runterkamen. Ich dachte, du hättest irgendeine wichtige Erkenntnis gehabt.«
    »Nein, mir ist seitdem nichts mehr eingefallen. Diese York-Verbindung   … die blockiert mich irgendwie.«
    Im gleichen Moment kam eine schwangere Frau an uns vorbei und ich sah sie mit ängstlicher Scheu an   – wie konnte sich ein Bauch nur so weit dehnen? Die Rädchen in meinem Hirn begannen zu surren, aber dieses Mal nahm ein Gedanke eine so beängstigende Form an, dass ich mich nach vorn beugen musste und meinen Kopf um ein Haar zwischen meine Knie geschoben hätte.
    »Geht’s dir nicht gut, Katy?«
    »Luke   … wir sitzen hier in einem Krankenhaus«, flüsterte ich. »Und was geschieht in Krankenhäusern?«
    »Na ja   … hier werden kranke Menschen behandelt.«
    »Und manche kriegen Babys.«
    »Jawoll.«
    Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. »Verstehst du nicht?«
    »Was meinst du denn?«
    In diesem Augenblick rief eine Schwester meinen Namen auf und ich war froh, dass ich aufstehen und meinen wehen Knöchel drücken, quetschen, röntgen lassen konnte   – alleswar mir lieber, als über die Möglichkeit nachzudenken, die mir immer wahrscheinlicher erschien.
     
    Mit fest verbundenem Knöchel und einem Paar Krücken ausgestattet fuhr ich mit Luke zurück nach Hause, weigerte mich aber, ein weiteres Wort von mir zu geben, bis wir dort angekommen waren. Es war spät geworden und in Mums Schlafzimmer brannte kein Licht mehr. Luke folgte mir ins Haus und schloss leise die Eingangstür hinter sich. Eine Weile lang ging er, die Hände auf dem Rücken, in unserem Wohnzimmer auf und ab, was mich normalerweise sicher zum Lachen gebracht hätte, denn er sah dabei aus wie ein Mitglied der Royal Family.
    »Also: Erzählst du’s mir jetzt endlich?«
    »Da drüben in dem Sideboard liegt ein Fotoalbum, Luke. Kannst du es mir bitte bringen?«
    Gehorsam kniete Luke sich vor das Sideboard, öffnete es, tastete darin nach dem braunen Lederalbum und reichte es mir, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Ich blätterte mich rasch durch die Seiten und stoppte erst in der Mitte. Dann hielt ich Luke das Album hin. »Das hier bin ich als neugeborenes Baby.«
    »Ja, und?«
    »Das ist ja wohl eindeutig   … selbst du musst erkennen, dass das hier nicht das gleiche Baby ist wie auf dem andern Foto.«
    »Nicht wirklich… ich hab dir schon gesagt, für mich sehen alle Babys gleich aus.«
    Ich nahm das Foto vom Speicher aus der Tasche und

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