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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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letztendlich willigte ich nur ein, weil mich die Neugier trieb. Seit dem Vorfall mit dem Porträt hatten wir uns nicht mehr unter vier Augen gesehen und ich konnte mir nicht vorstellen, was er mir zu sagen hatte. Glücklicherweise hatte ich mir heute Morgen noch die Haare gewaschen und mich ernsthaft um ein ordentliches Outfit bemüht, statt mich für meinen üblichen Grunge-Style zu entscheiden.
    Wegen einer Verzögerung am Bahnübergang kam ich mit angemessener Verspätung im Café an und sah mich um. Als mein Blick auf Merlin fiel, spürte ich einen heftigenStich   – er saß am Fenster in der gleichen Nische, in der wir uns zum ersten Mal getroffen hatten, und es kam mir vor, als ob seit jenem Tag eine Ewigkeit vergangen wäre. Damals hatten uns alle Leute im Café angesehen, weil wir frisch verliebt gewesen waren, heute aber war es hier gerammelt voll und niemand schenkte uns besondere Beachtung. Ich ließ mich auf den Stuhl ihm gegenüber gleiten und fühlte mich dabei, als ob mein Geist seit damals immer noch hier schweben würde.
    »Du siehst super aus, Katy.«
    »Danke.«
    Ich deutete auf seinen Laptop, der offen vor ihm auf dem Tisch stand. »Hausaufgaben?«
    »Nein, ich mach da so ein bisschen Webdesign.«
    Ich wusste, dass ich ihm so hölzern gegenübersaß, als ob ich einen Besenstiel verschluckt hätte. »Wie geht es Genevieve?«
    »Sie hat immer noch dick geschwollene Mandeln.«
    Das war das Stichwort für eine Miene voller Mitgefühl. »Hoffentlich geht es ihr bis Weihnachten wieder besser.«
    Ich beobachtete Merlin ganz genau, bemerkte aber keinerlei Reaktion bei ihm. Falls Genevieve tatsächlich vorhatte, die Stadt zu verlassen, wusste er ganz sicher nichts davon. Doch warum sprach sie mit Nat darüber, nicht aber mit ihm?
    Er trank seinen Kaffee bis auf den letzten Tropfen aus und meinte dann: »Ich bestell noch einen, oder? Für dich auch eine Tasse?«
    Freundlich, aber bestimmt sagte ich: »Merlin? Wir könnten jetzt den ganzen Nachmittag weiterplaudern und einVermögen für Kaffee ausgeben. Aber warum wolltest du mich treffen?«
    Er nickte zögernd und sah auf seine Hände. »Katy, ich möchte etwas klarstellen zwischen uns. Wir haben noch keinen reinen Tisch gemacht seit damals   … seit unserem letzten Mal.«
    Ich bemühte mich um eine ungerührte, kontrollierte Miene. »Das müssen wir auch nicht. Wir können trotzdem Freunde sein.«
    »Es geht doch aber nicht allein um uns«, sagte er bittend. »Was ist mit den anderen? Es wird nie mehr so wie früher sein, wenn du und ich   … wenn wir uns nicht aussprechen.«
    Er hatte recht. Nat, Hannah und ich hatten einen super Sommer mit Merlin, Adam und deren Freund Harvey verbracht, und wenn Merlin und ich unsere Beziehung nicht endlich hinter uns ließen, würde es nie mehr so werden können.
    »Okay«, murmelte ich. »Dann fang du an.«
    »Ich möchte dir die Sache mit dem Bild erklären.«
    »Da gibt es nichts zu erklären«, entgegnete ich, weil die alte Verletztheit trotz aller guten Vorsätze sofort wieder in mir hochkam.
    Merlin schloss die Augen. »Ich sehe immer wieder dein Gesicht vor mir, als ich es dir zeigte   … es war so furchtbar.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über meine Zähne, als ob ich einen scheußlichen Belag darauf hätte. »Und warum, glaubst du, war ich so wütend, Merlin?«
    »Ich glaube   … ich habe deine Augen nicht wirklich hingekriegt«, murmelte er.
    »Nicht nur die Augen«, fuhr ich ihn an, denn ich konntemeinen Ärger nicht mehr länger unterdrücken. »Das ganze Porträt hatte nicht viel Ähnlichkeit mit mir.«
    »Ich seh dich aber immer noch darin«, behauptete er beharrlich.
    Ja, Reste von mir, ein gespenstischer Schatten, dachte ich bitter. Es blieb mir nichts anderes übrig, als Merlin mit den Tatsachen zu konfrontieren. »Ich denke, du weißt ganz genau, wessen Züge diese Leinwand dominieren.«
    Merlin sah mich nicht an. »Du meinst Genevieves?«
    »Ja, Merlin, genau die meine ich.« Meine Stimme klang geschraubt und förmlich.
    Merlin kratzte sich am Kinn und ich wusste, dass er jetzt nach Worten suchte. »Aber ich habe
dich
gemalt, Katy. Das schwöre ich. Dich und niemand anderen.«
    »Davon hab ich aber nichts gemerkt.«
    »Genau das versuche ich dir ja gerade zu erklären   … es war nicht Genevieve   … jedenfalls nicht am Anfang.«
    Ich ertappte mich dabei, wie ich Genevieves Worte wiederholte und sie Merlin vorhielt. »Du konntest doch das Bild am Schluss gar nicht mehr

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