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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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aus wie ich   – war vielmehr eine schönere Version von mir.
    Ich schloss die Augen, wartete einen Moment und öffnete sie wieder, doch das Mädchen, das mir entgegensah, war immer noch dasselbe. »Das ist ja eigenartig. Ich sehe so anders aus. Warum sehe ich so anders aus?«
    »Du siehst super aus. Wir haben auch schon festgestellt, dass du dich verändert hast«, sagte Hannah freundlich. Sielegte mir ihren Mantel um die Schultern, weil ich am ganzen Körper zitterte. »Du scheinst   … erblüht zu sein.«
    Irgendetwas ging hier vor, das ich nicht verstand, und ich versuchte, den beiden meine Verwirrung zu beschreiben. »Die Dame dort hat mich mit Genevieve verwechselt. Ich meine   … ich fand das merkwürdig, aber ehrlich gesagt erkenne ich mich heute selbst nicht wieder.«
    Nat schien perplex zu sein. »Wenn Genevieve dir ähnelt, dann musst auch du ihr ähneln, oder?«
    Ein wenig stockend sagte ich: »Schon, aber ich habe immer gedacht, dass sie mich nachahmt. Doch jetzt   … jetzt bin ich mir da plötzlich nicht mehr sicher.«
    »Vielleicht   … hast du sie ja die ganze Zeit gestalkt«, sagte Nat grinsend.
    Ich versuchte zu lächeln, doch meine Gesichtsmuskeln ließen mich im Stich. Hannah beschloss jetzt, einzugreifen und übernahm die Regie. Sie half mir aus dem Kleid und zahlte für mich, während ich dankbar in meine eigenen Kleider zurückschlüpfte. Dann reichte sie mir die Tüte, zwinkerte mir zu und sagte: »Wir sollten uns am Samstag treffen und unsere Ballkleider anprobieren. Dann schminken wir uns gegenseitig und machen uns die Haare.«
    Ich nickte und heuchelte Begeisterung, obwohl mir ihr Vorschlag nur noch wenige Tage Zeit ließ, um das Kleid instand zu setzen. Auf der Busfahrt nach Hause sagte ich nicht viel und beobachtete, um die Unruhe in mir loszuwerden, die Kondenswassertropfen, die mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vom oberen Rand der Fensterscheibe bis ganz nach unten liefen. All die Wochen hatte ich mir eingebildet, ich sei es gewesen, die vor Genevieve davongelaufenwar. Hatte ich mich stattdessen etwa zu ihr hingezogen gefühlt, so wie die Motte zum Licht? Ich lehnte den Kopf gegen die kühle Scheibe und hatte plötzlich große Angst, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, was real war und was nicht.
     
    Aus einer Orgel klingt ein Hochzeitsmarsch und weht mir über die Wendeltreppe entgegen. Ich aber kralle mich am Geländer fest und hinterlasse Furchen im Holz, als wäre ich ein wildes Tier. Wie immer wartet oben Genevieve auf mich, mit ihrem geheimnisvollen Lächeln. Sie hält ein Blumenbouquet in der einen und ein wunderschönes elfenbeinfarbenes Kleid, das ich gleich anprobieren soll, in der anderen Hand. Es ist aus zarter, kunstvoll durchbrochener Spitze über einem Mieder aus Satin. Ich schlüpfe in das Kleid hinein, als sei es meine zweite Haut, doch es fühlt sich so kalt an wie Eis und am liebsten möchte ich es mir auf der Stelle wieder herunterreißen. Ich zerre am Stoff, aber er haftet an mir und fühlt sich kälter und kälter auf meiner Haut an. Jetzt rieche ich nicht mehr nur die Feuchtigkeit im Haus   …Verwesung, Fäulnis steigen mir in die Nase, so intensiv, dass ich fast würgen muss. Genevieve drängt mich, mich im Spiegel zu betrachten, und ich habe keine andere Wahl, als das zu tun, was sie befiehlt. Jetzt sehe ich, dass es kein Hochzeitskleid mehr ist   – es ist mein Totenhemd. Kalt und reglos blicke ich mir entgegen, meine Wangen sind fahl und die Lippen blau. Der Hochzeitsmarsch, der aus der Orgel klang, ist jetzt ein Totenlied. Ich bin auf meiner eigenen Beerdigung, lebendig, doch gefangen in einem gelähmten Körper undnicht mehr in der Lage, zu sprechen oder mich zu rühren. Bald wird man mich bei lebendigem Leib begraben und Genevieve wird dabei zusehen.
    Der Morgen graut schon, als ich wage, meine Augen zuzumachen.

Kapitel 32
    K aty, kann ich dich irgendwo außerhalb des Colleges sprechen? Gegen Mittag, wenn du Zeit hast? X
    Ich starrte lange auf mein Handy, verärgert, weil ich immer noch zu zittern anfing, wenn ich Merlins Nachrichten las. Aber diesmal hatte meine Reaktion einen bitteren Beigeschmack   – alles in mir stemmte sich dagegen, so herbeizitiert zu werden, als wären wir noch zusammen. Meine Antwort fiel entsprechend cool und wenig interessiert aus.
    Sorry, Merlin, gehe schon mit Nat und Hannah mittagessen. Vielleicht später   – 16   Uhr im La Tasse?
    Merlin bekam hundert Punkte für seine Beharrlichkeit, aber

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