Besitze mich! (Band 1)
Rückkehr betraf. Ich hatte das Gefühl, dass mein Freund, falls er in Südafrika seine große Liebe finden sollte, vielleicht nie mehr zurückkäme. Und ich gehörte mit 29 Jahren zu den Wesen, die an nichts gebunden und so wenig im Leben verankert zu sein schienen, dass man ihnen gegenüber nicht präzise sein musste. Fabien glaubte, dass man alles mit mir machen konnte. Für andere gab es konkrete Termine, Pläne, die vorher abgesprochen waren ... Mir konnte man leicht absagen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen (was nicht hieß, dass meine engen Freunde mich nicht liebten, nein, sie waren immer für mich da), denn mein Leben schien so frei zu sein, dass es sich jeden Moment vollkommen ändern konnte. Für einige meiner Freundinnen, die schon verheiratet waren oder bereits Kinder hatten, schien dieses Leben ohne festen Rahmen beängstigend zu sein, aber ich spürte auch, dass meine Freiheit ebenso Neugier hervorrief, manchmal sogar Neid, was zur Folge hatte, dass diese Freundschaften erste Risse aufwiesen.
Ich hätte mich gerne stärker gefühlt an diesem Tag. Der Blick von Rose schüchterte mich immer noch ein, dabei brauchte ich alle meine Energie, um Fabien nicht zu enttäuschen. Schließlich war
Des Sens
eine renommierte Pariser Buchhandlung mit anspruchsvollen Kunden, und wenn ich auch viel Zeit in der Buchhandlung mit Fabien verbracht hatte, der regelmäßig Lesungen organisierte, so war ich doch weit entfernt davon, mich auf diesem Gebiet auszukennen. Manchmal hatte ich ihm ausgeholfen und war für ihn eingesprungen, vor allem, wenn einer seiner flüchtigen Liebhaber wieder in seinem Leben aufgetaucht war. Aber das war auch alles. Nach einer derart verwirrenden Nacht fürchtete ich mich daher vor diesem ersten Tag.
Ich hatte die Nacht kaum ein Auge zugetan. Ich duschte ausgiebig, damit mein Körper, wie ich es nannte, „umziehen“ konnte. Ich stellte mir vor, dass das Wasser die geheimnisvollen Kräfte des Verlangens vom Vorabend abspülen würde, wie ich es für gewöhnlich nach einem One-Night-Stand tat, der mich nicht erfüllt hatte. Auch wenn ich weit davon entfernt war, die Geschichte mit Rose zu bereuen. Mir gelang es einfach nicht, sie zu entschlüsseln, ich, die es doch so sehr liebte, in meinen Porträts alles zu analysieren und auseinanderzunehmen, was die menschliche Seele in solch mysteriösen Augenblicken des Lebens bewegt. Ich begriff den Sinn nicht. Mir war völlig unklar, warum ich in den Armen dieser Frau gelandet war.
Ich kam sehr früh an der Buchhandlung an, nur das Café und der Bäcker hatten geöffnet. Da fiel mir ein, dass ich am Vorabend nichts gegessen hatte. Ich kaufte mir eine riesige, gezuckerte Brioche, ein Croissant und einige Windbeutel, bevor ich mich an einem Kaffee aufwärmte. Als ich genüsslich meinen ersten Schluck trank, wurde ich plötzlich auf ein Plakat direkt vor mir aufmerksam:
Montag, 25. März
Der Autor Adrien Rousseau
Signiert seinen Roman
Belleville im April
Um 18 Uhr in der Buchhandlung
Des Sens
Montag, der 25. März, aber das war doch heute ... Fabien hatte mir in seiner großen Eile nicht erzählt, dass einer meiner Lieblingsautoren in die Buchhandlung kam! Ich versuchte, ihn anzurufen, vergeblich, Fabien saß schon im Flugzeug. Ich bekam Panik und schüttete den letzten Rest Kaffee in mich hinein. Welche Rolle würde ich bei dieser Sache spielen? Ich wagte es schließlich, den Cafébesitzer zu fragen.
„Kennen Sie die Buchhandlung?“
„Selbstverständlich, Fabien ist ein guter Kunde. Warum? Ach ja, dann sind Sie Alice. Er hat mir gesagt, dass eine hübsche Blondine ihn ersetzen wird.“
Ich lächelte. Wenigstens war einer auf dem Laufenden.
„Fabien hat mir wegen Adrien Rousseau nichts gesagt. Wissen Sie, was ich tun muss? Ich meine ... Wie eine Signierstunde bei
Des Sens
abläuft?“
Ich musste mich lächerlich und dumm anhören. Aber der Ladenbesitzer konnte nicht wissen, was ich für eine Nacht hinter mir hatte.
„Machen Sie sich keine Sorgen. Ich heiße Paul. Ich werde Ihnen helfen. Mir sind alle Geheimnisse der Buchhandlung bekannt. Ich werde da sein. Mit Ihnen. Für Sie.“
Paul, jetzt fiel es mir wieder ein, war ein Ex-Lover von Fabien. Fabien war mit ihm in enger Verbindung geblieben und erzählte mir oft von ihm.
Paul könnte mir als Verbündeter helfen, diesen ersten Tag gut zu überstehen. Das Gesicht von Rose erschien wieder in meinem Kopf, ich tat alles, um es erneut aus meiner Erinnerung zu vertreiben. Aber ein Hauch
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