Besser schreiben für Dummies (German Edition)
Sinne des Wortes rundum durchdacht. Denn indem man öfters die Richtung wechselt, sieht man das Thema von verschiedenen Seiten. Jede Seite wirft ihre eigenen Fragen auf, und darauf sucht man passende Antworten. Auf der Suche entdeckt man Gedanken, auf die man von selbst nicht gekommen wäre. So kreist man das Thema immer enger ein und zurrt es fest. Dem fertigen Text ist dieses Suchen und Einkreisen nicht mehr anzumerken. Er liest sich linear von Anfang bis Ende — ohne dass der Leser auch nur einmal umkehren muss.
Sie können das Zusammenspiel von sprachlichem Angebot und immer wieder neuen Entscheidungen nutzen, um klare Gedanken zu formen und zu formulieren.
Im Anfang war das Wort
Das klassische Beispiel dafür, wie man seine Inhalte nicht vor dem Schreiben kennt, sondern beim Schreiben entwickelt, steht in Goethes Faust . Faust sitzt in seinem Studierzimmer und will das Johannes-Evangelium ins Deutsche übersetzen. Das geht so:
Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock’ ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muss es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
dass deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh’ ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!
Kommunizieren
Kommunikation ist in jeder Position gefragt, egal in welchem Beruf Sie arbeiten. Sie ist das A und O des sozialen Miteinanders und in hohem Maße verantwortlich für dessen Gelingen. Kommunikation lässt sich mit einer einfachen Formel beschreiben, mit der so genannten »Lasswell-Formel«:
Wer (Sender) sagt
was (Inhalt)
über welchen Kanal (Medium)
zu wem (Empfänger)
mit welchem Effekt (Wirkung)?
Die Anwendung ist ebenso einfach: Fritz Icks (Sender) schickt eine Reklamation (Inhalt) per Brief (Medium) an die Firma Ypsilon (Empfänger) und erhält daraufhin einen Preisnachlass (Wirkung).
Aber was ist, wenn Fritz Icks keine Reklamation schreibt, sondern einen technischen Prüfbericht? Dann scheint die Anwendung der Formel mit der dritten Stufe zu enden: Fritz Icks bringt einen technischen Sachverhalt zu Papier. Punkt. Genau dieser vorzeitige Punkt ist es, der viele Texte scheitern lässt: Sie mögen zwar inhaltlich in Ordnung sein, doch es fehlt ihnen der richtige Dreh. Der ergibt sich erst aus dem Verständnis, dass es sich um Kommunikation handelt.
Kommunikation liegt nicht nur dann vor, wenn Sie einen Empfänger unmittelbar ansprechen; jeder Text, den Sie mit dem Wissen oder der Absicht schreiben, dass er gelesen wird, ist Kommunikation. Entsprechend sollte jegliches Schreiben ein Austausch sein, ein Geben und ein Nehmen.
Beim Schreiben ist nicht der Text das Ziel, sondern die Wirkung auf den Leser.
Aufnehmen
Der Autor eines technischen Berichts wird sich in jedem Fall der Sache annehmen. Er schaut auf die Materialien und deren Eigenschaften, auf Prozessbedingungen, Steuerungsmöglichkeiten, Fehlerquellen und Ergebnisse. Aus diesem Stoff kann er einen Text machen. Nur werden Texte in der Regel ja nicht um ihrer selbst willen produziert, sondern zu einem Zweck in einem größeren Zusammenhang. Der technische Bericht etwa kann denjenigen als Grundlage dienen, die über Aufträge, Angebote oder Investitionen entscheiden. Diese Entscheidungsträger lesen den Bericht mit ihrer speziellen Frage im Kopf. Darauf wollen sie eine Antwort. Der Autor, der seinen Bericht nicht auf dem Papier enden lässt, sondern als Kommunikation versteht, wird die Fragen seiner Leser aufnehmen. Er schaut auf die Sache und auf den Leser. Nur beide Sichten zusammen ergeben für ihn den Text.
Nehmen Sie beim Schreiben immer die Bedürfnisse Ihrer Leser auf.
Abgeben
Ein Autor, der die Bedürfnisse des Lesers aufgenommen hat, erkennt dadurch zugleich, was er abgeben muss: nicht wahllos alles, was er weiß, sondern gezielt das, was der Leser wissen will und wissen muss. Das ist ein großer Unterschied.
Gerade bei Sachtexten wird dieser Unterschied oft übersehen. Bestes Beispiel ist der Lebenslauf. Ein Leben, ein Lebenslauf, denken viele. Teil eins stimmt: Gewiss hat man nur ein Leben. Teil zwei stimmt nicht: Der Lebenslauf ist nur eine Darstellung dieses Lebens, und die
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