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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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ungeschminkten Augen füllten sich mit Tränen.
    »Süße, du wirst ihn im Handumdrehen zurückerobern«, antwortete Dawn und zog sie an sich. »Denn eins bist du – wunderschön.«

Vicki
    S pielen Sie Gitarre?«
    »Wie bitte?« Vicki blickte auf und sah direkt in das Gesicht eines Teenagers, der auf den Instrumentenkoffer auf ihrem Rücken zeigte.
    »Entschuldigung, ich habe nur gerade überlegt, was für ein Instrument da drin ist.«
    »Das ist nur eine einfache Akustikgitarre von Takamine. Nichts Besonderes«, antwortete Vicki, zuckte die Achseln und lächelte ein wenig.
    »Spielen Sie in einer Band?«, fuhr der Junge fort.
    »Nein, das ist nur ein Hobby von mir. Ich spiele einfach gern vor dem Schlafengehen. Ich singe mich sozusagen in den Schlaf.«
    »Cool«, murmelte der Junge und ging dann zu seinen Eltern hinüber, die am Eingang des historischen Hotels leise stritten.
    Vicki hatte stets ein paar gute Antworten parat, weil zwangsläufig immer mal jemand fragte. Meistens waren es Männer oder jüngere Frauen, die das taten. Frauen in Vickis Alter oder älter nahmen nur selten Notiz von dem Instrumentenkoffer. Meistens blickten sie sogar eher skeptisch drein, als wollten sie damit ausdrücken, dass Vicki schon zu alt sei, um mit einem Instrument auf dem Rücken aufzutauchen.
    Vicki fand, dass die Reise mit einem Instrument in etwa einer Schwangerschaft gleichkam. Stets nahmen Fremde sich das Recht heraus, Urteile zu fällen oder alles besser zu wissen. Nur fragten sie nicht: »In welchem Monat sind Sie?«, sondern »Spielen Sie in einer Band?« oder »Was ist das für ein Instrument in Ihrem Koffer?« Dafür musste man gewappnet sein.
    Vickis Schultern verspannten sich, als sie dem Hotelangestellten dabei zusah, wie er ihre Kreditkarte durch das Lesegerät zog. Was für eine Vergeudung. Das Robert Johnson House war ein wunderbar restaurierter Ziegelbau, der dem Schild an der Wand nach im 17. Jahrhundert im Besitz der Johnson-Familie gewesen war. Vermutlich das perfekte Quartier, um als Tourist Marylands Hauptstadt zu erkunden und das zudem nur ein paar Schritte vom Flussufer entfernt lag. Doch für Vicki bedeutete es reine Geldverschwendung, denn aufgrund ihrer unzähligen Geschäftsreisen hatte sie Tausende Bonuspunkte für die Hotelkette Marriott gesammelt, die darauf warteten, eingelöst zu werden. Doch Hannah hatte darauf bestanden, hier zu übernachten.
    »Ich bin eine der Brautjungfern und muss in der Nähe der Hochzeitsgesellschaft bleiben«, hatte sie zu Vicki am Telefon gesagt. »Wir können ein Zimmer im Robert Johnson House oder dem Governor Calvert House buchen. Das Robert Johnson House wirkt kleiner und ist vermutlich billiger. Ehrlich, Vicki, sie sehen beide wunderschön aus, jedenfalls auf der Webseite. Ich meine, hast du die ewigen Marriotts nicht langsam satt?«
    »Nein«, hatte Vicki ehrlich geantwortet. »Ich mag Hotelketten. Man fühlt sich wie zu Hause, da sie eben alle gleich sind. Bei so einem alten Hotel in Annapolis kann man sich ja nicht einmal sicher sein, dass es Kabelanschluss hat.«
    Als Vicki jetzt hier in der Lobby stand, wurde ihr klar, dass sie voreilige Schlüsse gezogen hatte. Das Robert Johnson House war an einem historischen Kopfsteinpflasterplatz gelegen und grenzte direkt an das Governor Calvert House. Es verfügte über nagelneue Flachbildfernseher und ganz offensichtlich auch über Kabelanschluss.
    Vicki kniff die Augen zusammen und erspähte in der Ferne einen Snackautomaten. Sie seufzte erleichtert. Vielleicht konnte sie Hannah dazu bewegen, eine Tüte m & m’s zu kaufen, früh aufs Zimmer zu gehen und gemeinsam Saturday Night Live anzuschauen. Sie nahm den Zimmerschlüssel, griff nach ihrem Koffer, rollte ihn an der Rezeption vorbei und freute sich auf die letzten freien Stunden vor der Hochzeit. Doch noch bevor sie es aus der Lobby schaffte, sprach sie wieder jemand an.
    »Sind Sie Musikerin?«, fragte ein Mann hinter ihr.
    Vicki wirbelte herum, um ihn genervt anzufunkeln. Doch ihre Gesichtszüge entspannten sich sogleich. Sie war verblüfft, dass sein Anblick sie sofort milder stimmte. Seine vollen Wangen und das graue Haar passten so gar nicht zu seinem kindlichen Lächeln. Er musste in seinen Vierzigern sein, jünger als ihre Eltern zwar, aber auch nicht mehr so jung.
    »Haben Sie einen Auftritt in Annapolis? Vielleicht in einem der vielen Lokale im Zentrum?«, fragte der Mann erwartungsvoll.
    »Nein, nein, Gitarre spielen ist nur ein Hobby für mich. Ich bin

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