Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
Vom Netzwerk:
Toilette gehalten hatte, hörte sie Lisa, die fast den ganzen Abend über keinen Ton gesagt hatte, leise an die Badezimmertür klopfen.
    »Hannah, brauchst du irgendwas? Wir haben auf dem Rückweg ein paar Packungen Kekse besorgt, es sind noch welche da. Wir haben auch Sprudel und Wasser ohne Kohlensäure.«
    »Nein danke«, zischte Hannah und bereute es fast augenblicklich. Sie war wütend auf Dawn und Jackie, aber nicht auf die sanfte Lisa. Lisa war geduldig und keine große Hilfe – vermutlich war sie sogar eine schreckliche Anwältin – , aber nett war sie. Hannah beschloss, in ihrem Kopfkino Katie Holmes für ihre Rolle zu wählen.
    Sie wartete, bis Bee sich noch zweimal übergeben hatte, und half ihr dann in die Badewanne. Sie zog ihr die restlichen Klamotten aus und warf die teure Jeans samt weißer Unterwäsche auf die andere Seite der Toilette. Dann drehte sie das Wasser auf, das eiskalt aus dem Hahn gesprudelt kam und Bee augenblicklich aufheulen ließ.
    »Warte einen Augenblick«, sagte Hannah. »Es wird gleich warm.«
    »Du musst … das nicht machen«, murmelte Bee, als sie langsam wieder nüchtern wurde. Ihre Augen wirkten nicht mehr so glasig. Sie sah Hannah nachdenklich an.
    »Natürlich muss ich das«, sagte Hannah, setzte sich auf den Badezimmerboden und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Du hast das doch auch für mich getan.«
    »Ach ja?«, fragte Bee verwirrt.
    »Zweimal sogar. Im zweiten Studienjahr in Steve Dorfmans Wohnung, als ich mir in den Schoß gekotzt habe. Und dann vor ein paar Jahren noch einmal, als Tom und ich uns getrennt haben.«
    »Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, dass du gekotzt hast, als Tom dich verlassen hat«, hickste Bee.
    »Ich habe es innerlich getan«, antwortete Hannah ruhig, während sie an jenen Abend zurückdachte. »Ich habe dich angerufen, nachdem Tom und seine Schwester mit all seinen Sachen abgefahren waren. Und du bist den ganzen Weg vom Haus deiner Eltern in Maryland hergefahren. Du hast meine Wohnung geputzt, während ich heulend dasaß und mir eine ganze Staffel Lost angeschaut habe. Und du bist eine ganze Woche bei mir geblieben, so lange, bis ich wieder alleine schlafen konnte.«
    Bee schmunzelte und rieb ihre Arme mit warmem Wasser ab. »War doch selbstverständlich«, sagte sie stolz und unterdrückte einen Rülpser. »Würdest du mir mal die Zahnpasta reichen?«
    »Klar«, erwiderte Hannah, griff nach Bees Kulturbeutel, der auf dem Waschbecken stand, und fischte die kleine Colgate-Tube heraus.
    »Hannah?«, fragte Bee. »Findest du eigentlich, dass Matt ein guter Mann ist? Ich meine, glaubst du, wir werden glücklich sein?« Sie quetschte einen grünen Klumpen Zahnpasta auf ihren Finger, den sie dann in den Mund steckte.
    Hannah legte den Kopf schief und lächelte ihre Freundin beruhigend an. »Bee, er ist nicht dein Dad, und du bist nicht deine Mom. Diese Ehe ist völlig anders. Es ist deine Ehe, nicht ihre.«
    Nachdem sie die ganze Prozedur hinter sich gebracht und Bee ihren Schlafanzug angezogen hatte, war es zwei Uhr morgens. Die beiden anderen Brautjungfern schliefen bereits und atmeten schwer. Jackie und Dawn hatten sich über die beiden Betten ausgebreitet, während Lisa in unbequemer Haltung auf dem Fußboden vor dem Fernseher schlief. Hannah sah, dass das Zustellbett leer war; höchstwahrscheinlich hatte Lisa es für die mitgenommene Junggesellin reserviert. Ich werde morgen netter zu ihr sein, schwor sich Hannah, als sie Lisa ohne Decke auf dem Hotelteppich liegen sah.
    Hannah half Bee auf das schmale Klappbett und legte sich dann neben Lisa auf den Fußboden, die kurz ihre Augen öffnete, sodass Hannah zu ihr sagen konnte: »Tut mir wirklich leid, dass ich dich angebrüllt habe, Lisa. Mir stand es einfach bis hier.«
    Beide Brautjungfern lächelten. Nachdem sie ohne Bettzeug ein paar Minuten bibbernd auf dem Fußboden gelegen hatten, rückten sie näher zusammen und schmiegten sich in Löffelchenposition aneinander. Hannah dachte einen Augenblick lang an Tom, so wie sie es immer vor dem Einschlafen tat. Sie stellte sich vor, dass nicht Lisa, sondern er neben ihr läge, und versuchte, Lisas weibliche Formen auszublenden und sich Toms breite Schultern in Erinnerung zu rufen, während sie in der Dunkelheit seufzte und die Augen schloss.
    Am nächsten Morgen beschloss Hannah, Lisas stillem, aber weisem Beispiel zu folgen. Dawn war vielleicht eine selbstherrliche Diva, doch was Bees Hochzeit betraf, war es besser, sich ihr zu

Weitere Kostenlose Bücher