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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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fügen, als sie herauszufordern. Außerdem musste Hannah sich eingestehen, dass sie Dawn zwar für vieles verachtete, ihr diese Veteranin der Schönheitswettbewerbe aber in vielerlei Hinsicht auch vertraut war. Und am Morgen nach dem Junggesellinnenabschied, als Hannah Dawn dabei zusah, wie sie sich vor dem Verlassen des Hotelzimmers sorgfältig zurechtmachte, begriff sie auch, warum.
    In New York war Hannah fast immer von Schauspielern umgeben, schönen, aufmerksamkeitssüchtigen Menschen, die sie für Werbespots und Filme castete. Sie waren keine wirklichen Freunde.
    Hannah wusste, dass die meisten Schauspieler, von denen sie zum Essen eingeladen wurde und die ihr Freikarten besorgten, nur Zeit mit ihr verbrachten, weil sie auf einen Job hofften. Und sie hatte sich an den verlogenen Umgang mit ihnen gewöhnt, vor allem seit Tom sie verlassen hatte. Durch sie erhielt sie immerhin die Möglichkeit, am Wochenende etwas zu unternehmen.
    Auf Partys suchte sie sich immer die Schlimmsten heraus, die arrogantesten und voreingenommensten, aber dennoch anbetungswürdigen Schauspieler – meistens waren es schwule Männer, an die sie sich regelrecht klammerte. Das war ihre Art dafür zu sorgen, dass sie sich die ganze Nacht amüsierte, ohne zur Beute zu werden. Und so ähnlich verhielt es sich auch mit Dawn.
    »Wenn ich mir Dawn als Dragqueen vorstelle, ist sie mir fast sympathisch«, sagte Hannah nach dem Junggesellinnenabschied am Telefon zu Vicki. »Als Schwuler wäre sie wirklich eine Wucht.«
    »Na ja«, erwiderte Vicki lachend, »ich finde, sie klingt trotzdem grauenhaft. Halte mich in Annapolis bitte von ihr fern, ja? Ich kann die Tatsache, dass sie eine Frau ist, bestimmt nicht einfach so verdrängen. Und ich werde auch sicherlich nicht vergessen, dass Bees beste Freundin jetzt ein Schönheitscoach ist.«
    Das war Hannah letzten Endes ganz egal. Es war ihr Ziel, Tom fertigzumachen, indem sie sich als ideale Partnerin präsentierte, und dafür brauchte sie professionelle Hilfe. Ein Schönheitscoach war da durchaus willkommen.
    Und daher saß sie jetzt im Country Club in Annapolis wie ein Hundebaby neben Dawn und beobachtete, wie diese einen zweiten kleinen, pastellfarbenen Kosmetikkoffer mit noch mehr Make-up öffnete. Seitlich an ihm klebte ein Aufkleber mit den Buchstaben MRV .
    »Was bedeutet das?«, fragte Hannah und strich ihr Haar zurück, sodass Dawn ihr Gesicht besser sehen konnte.
    »Miss Roanoke Valley, und die war ich«, sagte Dawn stolz. »Und beim Wettbewerb zur Miss Virginia bin ich Zweite geworden.«
    »Wow«, sagte Hannah und wunderte sich selbst, dass sie so beeindruckt war. »War das nicht irgendwie komisch? Ich meine, wolltest du als Kind an Schönheitswettbewerben teilnehmen, oder hat deine Mom dich dazu gebracht? Wäre ja nicht schlimm«, fügte Hannah hinzu, um die Frage zu entschärfen. »Ist wahrscheinlich nur ziemlich viel Druck für ein kleines Kind.«
    »Darf ich ganz ehrlich zu dir sein? Ich habe es geliebt! Für mich war das alles ganz selbstverständlich. Ich weiß, die Medien stellen das meistens ziemlich schrecklich dar, aber hier geht es tatsächlich um Selbstachtung und Weiblichkeit. Es geht um Selbstliebe.«
    »Verstehe«, sagte Hannah. »Dawn«, wechselte sie dann das Thema, »ich möchte richtig toll aussehen, und ich vertraue dir. Trotzdem will ich nicht so eine Südstaaten-Schönheit sein. Das bin nicht ich. Also pass bitte auf, dass ich … na, du weißt schon … nicht zu übertrieben aussehe.«
    Dawn verdrehte die Augen. »Was soll denn das schon wieder heißen?«
    »Ich meine damit, babyblauer Lidschatten ist tabu. Und keine Glitzercreme auf dem Dekollet é . Ich will einfach nur gut aussehen, nicht wie eine Ballkönigin. Ich will aussehen wie ich selbst, nur eben ein bisschen besser.«
    Dawn grinste. »Nur damit du’s weißt, das Make-up für Bälle ist äußerst raffiniert. Und Glitzercreme tragen nur Gogotänzerinnen und Schlampen. So was habe ich gar nicht und mag es auch nicht, okay, Süße?«
    Hannah seufzte und nickte. Die Gegenwart hatte sie eingeholt, und sie war bereits erschöpft. Vermutlich war Tom bereits in der Stadt und vielleicht sogar schon zum Country Club unterwegs. Er hatte seine neue Flamme dabei, Jaime, eine Lehrerin.
    »Süße, alles in Ordnung?«, fragte Dawn und sah plötzlich besorgter aus, als Hannah es je für möglich gehalten hätte.
    »Ich will ihn zurück«, sagte Hannah und erstaunte sich damit selbst. Dann verlor sie die Kontrolle, und ihre

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