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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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zu einer Hochzeit eingeladen.«
    »Oh, wie schön«, antwortete der Mann. Sein Lachen klang etwas nervös. »Lassen Sie mich raten – es ist die Evans-Fee-Hochzeit?«
    Vicki spannte wieder die Schultern an, wodurch der Gitarrenkoffer ein wenig hochgezogen wurde. »Ganz genau.«
    Der Mann lachte erneut nervös und räusperte sich dann. »Ich bin Joe, Bees Onkel.«
    »Ach wirklich? Bee hat Sie, glaube ich, schon mal erwähnt. Ich heiße Vicki. Ich hab im ersten Semester auf dem Syracuse University College mit Bee das Zimmer geteilt. Seitdem sind wir befreundet.«
    Der Mann starrte sie an, als habe sie ihn beleidigt. Sein Lächeln erlosch. Er atmete kaum noch und stand plötzlich stocksteif und schweigend vor ihr wie ein Roboter, dem man den Saft abgedreht hat. Vicki wartete noch ein wenig, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Die Augen waren das Einzige an ihm, was sich noch bewegte. Sie glitten prüfend über ihr Gesicht und blieben dann auf ihren Lippen haften.
    »Schön, dann sehen wir uns auf der Hochzeit«, sagte Vicki, machte unbeholfen kehrt und betrat den Korridor, der zu den Zimmern führte. »Seltsam«, flüsterte sie und lief etwas schneller. Sie fummelte mit dem altmodischen Metallschlüssel an der Tür herum. Hannah hatte vermutlich recht. Vielleicht zog sie mal wieder zu voreilig den Schluss, dass jeder sie nur nerven wollte. Vielleicht fühlten sich die Leute in ihrer Gegenwart einfach nicht wohl. Vielleicht war Bees Onkel einfach nur müde von der Anreise. Oder aber er stand kurz vor einem Schlaganfall.
    Sobald Vicki in ihrem Hotelzimmer war, warf sie ihr Gepäck hin und nahm endlich den schweren Gitarrenkoffer von den Schultern. Vorsichtig legte sie ihn auf eines der beiden Betten. Aus Rücksicht auf Hannahs schwache Blase wählte sie das Bett am Fenster. Von unzähligen Wochenendfahrten während der Zeit am College wusste Vicki, dass Hannah am liebsten das Bett in der Nähe des Badezimmers nahm.
    Vicki beugte sich über den Gitarrenkoffer, klappte die Verschlüsse auf und musterte den Inhalt. Da lag keine Gitarre.
    Statt eines Instruments befand sich darin eine Lampe, die Vicki nun vorsichtig heraushob und möglichst gerade hielt, als handle es sich um eine Schüssel heißer Suppe. Sie brachte die Lampe zur Steckdose neben dem Bett und stellte sie auf den Boden. Dann steckte sie sie ein und setzte sich mit verschränkten Beinen davor. Sobald die Lampe warm geworden war, beugte Vicki sich darüber und ließ die unsichtbaren Strahlen über ihr Gesicht gleiten. Dann streckte sie die Hand nach der Fernbedienung auf dem Beistelltisch aus.
    Ihr Therapeut hatte ihr nahegelegt, das nicht zu tun; fernsehen sei keine gute Idee, vor allem dann nicht, wenn sie Zeit mit der Lampe verbrachte. Dr. Howard war sich zwar nicht sicher, ob das Licht und die Schallwellen aus dem Fernseher die Wirkung der Lampe schmälerten, doch einen positiven Effekt hatten sie mit Sicherheit nicht.
    »Der Fernseher ist Teil des Problems, nicht die Lösung«, hatte Dr. Howard gesagt. »Sie sitzen Tag und Nacht davor. Sie leiden unter einer Depression. Also, keine Reality Shows mehr, keine Krimis, überhaupt kein Fernsehen mehr – Schluss damit.«
    Also schaltete Vicki den Hotelfernseher schnell wieder aus, noch bevor sie überhaupt sehen konnte, was lief. Sie hatte sich fast an ein fernsehfreies Leben gewöhnt, seit sie vor einem Jahr zum ersten Mal zu Dr. Howard gegangen war. Er hatte ihr auch vorgeschlagen, sich eine Lampe gegen die Winterdepression zu kaufen. Doch komischerweise fühlte sie sich immer nur dann zur Fernbedienung hingezogen, wenn sie vor der Lampe saß. Es war total langweilig, jeden Tag eine Stunde über der Lampe in die Luft zu starren. Außerdem fiel es ihr schwer, während dieser Zeit nicht pausenlos über all die Dinge nachzugrübeln, die sie beunruhigten, eine Art Vermeidungstaktik, die Dr. Howard kognitive Verhaltenstherapie nannte.
    Vicki hatte die Lampe vor sechs Monaten für zweihundertfünfzig Dollar bei einem Internetanbieter von medizinischen Geräten gekauft, den Dr. Howard ihr empfohlen hatte. Es gäbe natürlich keine Garantie, dass die Lampe ihr Leben verändern würde, hatte Dr. Howard gesagt, doch einen Versuch wäre es allemal wert, und es scheine ihm erfolgversprechender, als zum dritten Mal die Dosierung ihrer Antidepressiva zu erhöhen.
    Die Lampe wurde in einer Box geliefert, die leicht und unkompliziert zu transportieren war, ideal für Vickis häufige Geschäftsreisen. Das

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