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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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hatte niemandem, nicht einmal Dr. Howard davon erzählt, dass sie vor einem Jahr, als ihre Depressionen schlimmer geworden waren, angefangen hatte, sich bei Barnes & Noble am Ende der Straße ihres Wohnblocks Bücher von V. C. Andrews zu kaufen. Vermutlich hätte Dr. Howard nichts gegen die Schmuddellektüre einzuwenden gehabt, trotzdem genierte sie sich, es ihm zu erzählen. Es waren dieselben feurigen Romane, die Vicki schon als Kind gelesen hatte, nachdem sie sie im Geheimversteck ihrer Mutter im Kellerschrank entdeckt hatte. Die Sammlung ihrer Mutter umfasste damals fünfundzwanzig Bücher, darunter einige von V. C. Andrews. Vicki hatte die Bücher mit dreizehn gefunden und war sofort fasziniert von ihnen gewesen. Es ging darin hauptsächlich um Erotik. Sie konnte es kaum fassen, dass man so lebhaft über Sex und die alles verändernde Ekstase des Geschlechtsverkehrs schreiben konnte.
    Die Bücher hatten dann auch maßgeblich dazu beigetragen, dass Vickis erstes Mal während der Highschool überaus enttäuschend verlief.
    V. C. Andrews hatte sie zu der Überzeugung gebracht, dass eine Frau den männlichen Orgasmus förmlich fühlen könne. Sie erinnerte sich an Sätze wie: »Sie spürte ihn in sich kommen« und war davon ausgegangen, dass Penisse so etwas wie Hydranten seien. Sobald man die Hebel in Bewegung brachte, sprühten sie kräftig los. Sie hatte sich vorgestellt, dass was auch immer am Höhepunkt der Ekstase aus einem Penis hervorschoss, dieses die Innenseite der Vagina mit etwas Sanftem und Weichem bedecken würde. Vicki konnte kaum erwarten, das endlich auch zu spüren. Und immer wurde in den Büchern kräftig gekratzt. In V. C. Andrews’ Universum kratzten sich die Figuren beim Sex aufs Heftigste und hinterließen auf ihren Körpern jede Menge Schrammen. Doch nie ging es dabei um Gewalt, sondern vielmehr um unkontrollierbare Leidenschaft. Manchmal gehörte zum Sex auch Inzest. Vicki hätte das zwar niemals zugegeben, doch genau diese Szenen gefielen ihr am besten. Das Tabu aller Tabus. Vergewaltigung unter Geschwistern. Liebe zwischen Cousins. Wunderschöne Zwillinge, die mit demselben Mann schliefen.
    Als Vicki mit siebzehn schließlich richtigen Sex mit dem Jungen hatte, mit dem sie im letzten Schuljahr ging – und der in keinerlei Weise mit ihr verwandt war – , war sie irgendwie ein wenig enttäuscht, dass keine Funken sprühten und es auch nicht zu Kratzwunden oder Hydrantenausbrüchen kam. Außer einem kleinen Schmerz und achtlosem Herumgestoße empfand sie nichts. Man musste sie darauf hinweisen, als es vorbei war. Und der Sex, den Vicki während ihrer Zeit mit Rich gehabt hatte, war ebenfalls keine Offenbarung. Sie beteten einander an und brachten während der letzten zwei Jahre am College eine ernsthafte Beziehung zustande, doch Rich glaubte nicht an den leidenschaftlichen Sex, wie ihn V. C. Andrews beschrieb. Einmal hatte Vicki sogar versucht, Rich zu kratzen, nur um zu sehen, ob sie ihn in eine alles vergessende Ekstase versetzen konnte, doch Rich hatte sich heftig gegen ein solch aggressives Verhalten gewehrt.
    »Autsch! Vicki, was zum Teufel machst du da?«, motzte er sie an, als sie ihre Nägel in seinen Rücken krallte und sich dabei vorstellte, sie wäre Cathy aus ihrem Lieblingsroman Blüten im Wind .
    »Ich war nur so erregt«, antwortete sie verlegen.
    »Schön, aber tu mir bitte nicht weh.«
    Es ähnelte auch niemals dem Ausbruch eines Geysirs, wenn er einen Orgasmus hatte, auch dann nicht, als sie schon längst keine Kondome mehr benutzten. Vicki fühlte sich höchstens klebrig, und das schürte lediglich ihr Verlangen nach einer Dusche.
    Vicki war davon ausgegangen, dass ihre wiederentdeckte Begeisterung für V. C. Andrews’ Romane nur eine vorübergehende Phase war, doch dann hatte sie sich in einem Monat über zwanzig Bücher gekauft. Sie hatte jetzt einen Geheimvorrat wie ihre Mutter und ertappte sich dabei, dass sie jedes Buch mehrmals las und oft bis zu der Stelle vorblätterte, an der es endlich zum Sex kam. Sie hatte sogar schon überlegt, einen Kindle zu kaufen, weil sie dann mehrere Bücher auf Reisen mitnehmen konnte.
    Jetzt schlug sie das Buch an der Stelle mit dem Eselsohr auf. Sie lächelte, weil sie wusste, dass sie nur ein paar Absätze von der Szene entfernt war, in der die unschuldig-verwirrte Heldin des Romans ihre Liebe mit dem Gebrauch ihrer Fingernägel und einem kräftigen Hydrantenausbruch krönte.
    Eine Stunde später war es für Vicki an der Zeit, in

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