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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Lizenz mit geringeren Schwierigkeiten, als wir gefürchtet hatten.
    Die Türe öffnete sich jetzt, und alle Anwesenden im Zimmer schraken nervös auf. Eine dünnlippige grauhaarige Frau betrat das Zimmer und sah sich mit wichtiger Miene um. Zuerst prüfte sie die Liste in ihrer Hand, dann blickte sie sich nochmals im Zimmer um. »Mr. Fisher und Miß Petito, wollen Sie bitte hereinkommen«, sagte sie schließlich.
    Ich erhob mich, wandte mich zu Nellie und reichte ihr die Hand. Ich fühlte, wie die Augen aller übrigen Paare auf uns gerichtet waren. Nellies Hand zitterte in der meinen. Ich drückte sie zärtlich, um sie zu beruhigen.
    Die Frau nickte mit dem Kopf, und wir folgten ihr in die Kapelle. Sie schloß hinter uns die Türe und führte uns zu einem Podium. »Haben Sie die Lizenz bei sich, junger Mann?« fragte sie trocken und geschäftsmäßig.
    »Ja, Ma'am«, antwortete ich hastig und überreichte sie ihr. Sie blickte sie kurz an. Jetzt trat ein Mann durch eine andre Türe ins Zimmer und bestieg das Podium. Die Frau überreichte ihm stumm das Papier.
    Er sah zu uns herunter. »Ihr braucht nicht nervös zu sein«, sagte er, seinen eigenen Scherz belächelnd, »in einer Minute ist alles überstanden.«
    Wir versuchten gleichfalls zu lächeln, ich glaube jedoch nicht, daß es uns gelang.
    »Haben Sie Zeugen mitgebracht?« fragte er. Ich schüttelte den Kopf und fühlte, wie ich errötete. Er lächelte wieder. »Nun, macht nichts.« Er wandte sich an die Frau. »Miß Schwanz, bitten Sie Mr. Simpson einen Augenblick herein.«
    »Gewiß, Mr. Kyle«, sagte die grauhaarige Frau und verschwand. Mr. Kyle blickte wieder in die Lizenz. »Sie sind Daniel Fisher?« fragte er mich. »Ja, Sir«, erwiderte ich. »Alter?« fragte er.
    »Dreiundzwanzig«, antwortete ich hastig und hoffte inbrünstig, daß er meine Worte nicht bezweifeln würde. »So wie's dort steht.« Er warf mir einen kurzen argwöhnischen Blick zu. »Ich kann lesen«, sagte er ärgerlich. Dann sah er Nellie an. »Eleanora Petito?« Sie nickte stumm, und er blickte weiter in die Lizenz. Jetzt öffnete sich die Türe wieder, und er sah auf. Die grauhaarige Frau war mit einem kleinen Männchen von vogelartigem Aussehen zurückgekehrt.
    »Jetzt sind wir also alle bereit und können beginnen«, sagte Mr. Kyle und schob uns ein Dokument zu. »Wollen Sie hier an dieser Stelle unterschreiben .«
    Zuerst unterschrieb Nellie mit winzigen nervösen Buchstaben, dann kam ich an die Reihe, nach mir die Zeugen und schließlich Mr. Kyle selbst. Er trocknete seine Unterschrift mit einem Löschblatt, dann sah er uns bedeutungsvoll an.
    »Wollen Sie sich, bitte, die Hände reichen«, forderte er uns auf. Nellie legte ihre Hand in die meine. Jetzt zitterte sie nicht mehr. Ich fühlte, wie sich auf meiner Stirne Schweißtropfen sammelten. Ich war froh, daß die Zeremonie rasch vonstatten ging. Es schien mir, als wäre sie vorbei, ehe sie überhaupt Begonnen hatte. Die einzigen Worte, die ich behalten habe, waren die letzten. Ich glaube nicht, daß die ganze Angelegenheit mehr als zwei Minuten gedauert hat.
    »Willst du, Eleanora Petito, diesen Mann, Daniel Fisher, zu deinem rechtmäßig angetrauten Gatten nehmen?«
    Ihre Augen waren auf mich gerichtet. »Ja«, antwortete sie leise, doch in feierlichem Ton.
    Er wandte sich an mich. »Und willst du, Daniel Fisher, dieses Mädchen als dein rechtmäßig angetrautes Eheweib nehmen?« Ich sah sie an. Ihre Augen waren strahlend und unendlich liebevoll auf mich gerichtet und an ihren Wimpern hingen Tränen des Glücks. »J... ja«, stotterte ich mit heiserer Stimme. »Dann erkläre ich euch kraft der Befugnis, die mir von der Stadt New York verliehen wurde, hiermit als Mann und Frau.« Seine Stimme klang rauh und trocken. »Jetzt können Sie Ihre Braut küssen, junger Mann, und bevor Sie das Zimmer verlassen, dem Zeugen zwei Dollar bezahlen.«
    Wir küßten uns verlegen, drehten uns hastig um und eilten auf die Türe zu. Mr. Kyles Stimme, noch trockener, als sie schon während der Zeremonie gewesen war, rief uns zurück. Wir drehten uns erschrocken um.
    Lächelnd hielt er ein Blatt Papier in der Hand. »Glauben Sie nicht, daß Sie Ihren Trauschein mitnehmen sollten?« fragte er. Ich spürte, wie ich heftig errötete, während ich den Trauschein aus seiner ausgestreckten Hand entgegennahm. »Danke, Sir«, sagte ich hastig, eilte zu Nellie zurück, und wir verließen das Zimmer.
    Alle Paare, die im Wartezimmer zurückgeblieben waren,

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