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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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daß es mir in Wirklichkeit gleichgültig war. Wäre es nicht ihrethalben, wäre mir alles verteufelt egal. »Sie werden mich wahrscheinlich kurz verhören und bis zur Verhandlung wieder laufen lassen.«
    »Nehmen wir aber an, sie behalten dich dort?« rief sie. Ich versuchte zu lächeln. »Das tun sie nicht«, antwortete ich viel sicherer, als ich mich fühlte, »es ist nicht wichtig genug. Ich bin in ein paar Stunden wieder zurück.«
    »Aber dieser Mr. Morgan war fürchterlich, er sagte, sie würden dich ins Gefängnis stecken.«
    »Dieser lausige Dreckfink!« rief ich. »Es gibt eine Menge Dinge, die er nicht weiß. Wenn sie dort hören, was sich tatsächlich ereignet hat, werden sie mich laufen lassen. Mach dir keine Sorgen.« Sie verbarg ihr Gesicht an meiner Schulter. »Ach, Danny, es geht für uns nichts gut aus«, sagte sie verzweifelt, »ich hab dir nichts als Unglück gebracht. Du hättest nie zurückkommen sollen.« Ich hob ihr Gesicht und küßte sie. »Wäre ich nicht zurückgekommen, Baby«, flüsterte ich, »dann hätte ich das einzige auf der Welt entbehren müssen, das mir wichtig ist. Es ist nicht deine Schuld, es ist niemandes Schuld. Wir haben bisher nur noch keine Chance gehabt.«
    Es wurde an der Türe geklopft. »Ich komme in einer Minute«, rief ich, dann sah ich wieder auf Nellie hinunter. »Leg dich jetzt hin«, sagte ich, »ich bin bald wieder zurück.« Sie sah mich, nicht sehr überzeugt, an. »Bestimmt?«
    »Bestimmt«, antwortete ich und holte meine Jacke aus dem Schrank.
    Während wir durch die Straßen gingen, maß mich Morgan mit triumphierenden Blicken. »Ich hab Ihnen ja gesagt, daß ich zurückkomme«, sagte er höhnisch. Ich antwortete nicht.
    Der Polizist, der zwischen uns ging, knurrte ihn an: »Halten Sie's Maul, Morgan! Der Junge hat genug Sorgen, auch wenn Sie Ihre Schnauze nicht aufreißen!«
    Ich sah ihn verstohlen an. Ich merkte, daß er Morgan nicht leiden konnte. Er war einer jener warmherzigen Iren mit den sanften Augen. Ich überlegte, wie ein solcher Bursche jemals den Beruf eines Polizisten ergreifen konnte.
    Wir waren nahezu zwei Häuserblocks entlanggegangen, ehe ich mich zu sprechen entschloß. »Was geschieht gewöhnlich in Fällen wie dem meinen?« fragte ich den Polizisten. Er wandte mir sein Gesicht zu, dessen gesunde Röte in der Straßenbeleuchtung glänzte. »Man wird Ihre Personalien aufnehmen und eine Verhandlung im Sinne der Anklage festsetzen.«
    »Bis zum Verhandlungstermin wird man aber wieder freigelassen, nicht wahr?« fragte ich.
    In den Augen des Polizisten war Mitgefühl zu lesen. »Falls Sie die Kaution erlegen können, ja.«
    Aus meiner Antwort war meine grenzenlose Überraschung zu hören. »Kaution?« rief ich, »wie hoch ist diese Kaution?«
    »In der Regel sind es fünfhundert Dollar.«
    »Wenn ich das Geld aber nicht habe?« fragte ich, »was geschieht dann?«
    Ehe der Polizist antworten konnte, rief Morgan in bösartigem Ton: »Dann steckt man Sie eben bis zur Verhandlung ins Gefängnis!« Ich blieb stehen. »Aber das kann man doch nicht tun!« rief ich, »meine Frau ist krank und hat heute Schreckliches durchgemacht. Ich kann sie heute nacht nicht allein lassen.« Der Polizist faßte meinen Arm. »Es tut mir leid, mein Sohn«, sagte er freundlich, »aber dagegen kann ich nichts machen. Meine Aufgabe besteht nur darin, Sie hinzubringen.«
    »Aber Nellie. meine Frau.« - ich vermochte kaum zu sprechen - »ich kann sie nicht allein lassen! Sie ist krank!« Seine Stimme war noch immer gütig. »Regen Sie sich nicht auf, mein Sohn, und kommen Sie jetzt ruhig mit.« Ich fühlte, wie er meinen Arm fester umfaßte und ging weiter. Ich hatte in der Zeitung gelesen, daß derartige Verhandlungen manchmal erst nach Wochen anberaumt wurden. Visionen tauchten auf, in denen ich mich selbst bis zur Verhandlung im Kittchen sitzen sah. Ich kochte vor Wut und sah zu diesem niederträchtigen Morgan hinüber.
    Er schritt mit selbstzufriedener Miene auf der andern Seite des Polizisten. Dieser Schweinehund! Wäre er nicht gewesen, dann stünde vielleicht alles besser. Es hatte schlimm genug um uns gestanden, aber er hatte alles noch viel ärger gemacht.
    Ich mußte etwas unternehmen, wußte allerdings nicht was. Ich konnte mich von ihnen nicht einsperren lassen und so lange im Gefängnis sitzen, bis sie bereit waren, die Verhandlung anzusetzen. Ich konnte Nellie nicht so lange allein lassen. Es war nicht abzusehen, was ihr geschehen könnte.
    Wir waren eben

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