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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die Friedhofsgebühren zwanzig Dollar, das sind insgesamt also sechzig Dollar für das Begräbnis. Stimmt das?«
    »Nein«, antwortete ich voll Bitterkeit, »Sie haben etwas
    vergessen.«
    Er sah mich scharf an. »Was?«
    »Wir haben der Ascension-Kirche zehn Dollar für eine Sondermesse gegeben«, sagte ich kalt, »das Ganze kam daher auf siebzig Dollar.« Sein Bleistift kratzte wieder im Notizbuch herum. »Woher haben Sie das Geld gehabt, Mr. Fisher?«
    »Das geht Sie einen verdammten Dreck an!« schrie ich hemmungslos.
    Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Es geht mich allerdings etwas an, Mr. Fisher«, erwiderte er mit scheinheiliger Freundlichkeit, »sehen Sie, Sie leben von der Unterstützung, das heißt, Sie gelten als völlig mittellos. Das heißt also weiter, weil Sie kein Geld haben, helfen wir Ihnen. Aber auf einmal sind Sie im Besitz von siebzig Dollar. Daher sind wir berechtigt zu erfahren, woher Sie sie haben.«
    Ich blickte zu Boden. So also machen's diese Leute. Entweder du beantwortest ihre Fragen, oder sie stellen die Unterstützung ein. Dennoch brachte ich's nicht über mich, ihm zu sagen, woher ich das Geld bekommen hatte. Es war etwas zu Persönliches zwischen Vickie und uns. Niemand andrer durfte erfahren, woher wir das Geld hatten, um unser einziges Kind zu begraben. Ich antwortete nicht. »Vielleicht haben Sie das Geld mit Nachtarbeit, die Sie uns nicht gemeldet haben, verdient?« sagte er in triumphierendem Ton. »Sie haben uns doch nichts verschwiegen, wie, Mr. Fisher?«
    Jetzt sah ich auf und blickte ihm ins Gesicht. Wie konnten sie das herausbekommen haben? »Was hat das damit zu tun?« fragte ich rasch.
    Er sah mich lächelnd an und schien ungeheuer stolz auf sich zu sein. »Wir haben eben unsre Mittel und Wege, diese Dinge ausfindig zu machen«, sagte er in geheimnisvollem Ton, »es macht sich nicht bezahlt, uns zu hintergehen. Wissen Sie, Mr. Fisher, daß man Sie dafür einsperren kann? Es ist nämlich ein
    Betrug an der Stadt New York.«
    Jetzt riß mir die Geduld. Für einen Tag hatte ich genug Jammer erlebt. »Seit wann kommt ein Mensch ins Gefängnis, wenn er arbeiten will?« brach ich wütend los. »Was, zum Teufel, wollen Sie mir da überhaupt anhängen?«
    »Nichts, Mr. Fisher, gar nichts«, sagte er aalglatt, »ich versuche bloß die Wahrheit herauszubekommen, das ist alles.«
    »Die Wahrheit ist, daß drei Menschen von zweiundsiebzig Dollar im Monat und einer Zusatznahrung von Backpflaumen und Futterkartoffeln nicht leben können.« Ich hatte die Stimme erhoben, und sie hallte in dem kleinen Vorplatz. »Man muß versuchen, sich zusätzlich ein paar Dollar zu verdienen, sonst krepiert man!«
    »Sie geben also zu, eine Nachtarbeit angenommen zu haben, während Sie uns vorspiegelten, völlig arbeitslos zu sein?« fragte er gelassen.
    »Ich gebe gar nichts zu!« schrie ich.
    »Und trotzdem verfügen Sie über siebzig Dollar, um Ihr Kind zu begraben!« stellte er triumphierend fest.
    »Ja, ich habe mein Kind begraben!« Ich fühlte, wie mich der Knoten in meiner Kehle zu ersticken drohte, »das war alles, was ich für sie tun konnte. Hätte ich nämlich etwas Geld gehabt, glauben Sie, ich hätte gewartet, bis sich Ihr Scheißdoktor bequemt hätte, zur Visite zu kommen? Dann hätte ich einen andern Arzt geholt. Vielleicht wäre sie dann noch am Leben!«
    Er musterte mich mit kaltem Blick. Ich hatte nicht gewußt, daß es menschliche Wesen mit sowenig Gefühl geben konnte. »Dann arbeiten Sie also nachts?« fragte er nochmals.
    Plötzlich stiegen die ganze Qual, alle Bitternis und Herzensnot in mir auf, ich packte ihn an der Krawatte und zog sein Gesicht ganz nahe heran. »Ja«, schrie ich, »ich hab nachts gearbeitet!« Sein Gesicht wurde kreidebleich, und er wand sich in meinem Griff. »Lassen Sie mich los, Mr. Fisher!« keuchte er, »eine derartige Gewalttätigkeit wird Ihnen nicht gut bekommen! Sie haben sowieso schon genug Unannehmlichkeiten!«
    Er wußte nicht, wie recht er hatte. Etwas mehr oder weniger spielte jetzt keine Rolle. Ich schlug ihn mitten ins Gesicht, und er taumelte an die andre Wand des kleinen Vorplatzes. Während ich mich wieder auf ihn stürzte, sah ich, daß ihm das Blut aus der Nase floß. Er sah mich entsetzt an und stürzte auf die Treppe zu. Am obersten Treppenabsatz drehte er sich nochmals um und blickte zu mir zurück. »Dafür werden Sie mir büßen!« schrie er. »Sie werden verhungern, dafür lassen Sie nur mich sorgen!«
    Ich machte

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