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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wahr?«
    Jetzt sah ich ihm in die Augen. »Mit solchen Dingen scherzt man nicht«, antwortete ich. Da schlug er die Augen nieder. »Es tut mir leid, Danny, es tut mir aufrichtig leid.«
    Ich sah wieder den Bartisch entlang. Der neue Mann beobachtete uns verstohlen, wobei er den Anschein zu erwecken versuchte, sich für das, was wir sprachen, nicht zu interessieren. Aber ich kenne diesen Blick. Er hatte Angst, seinen Job zu verlieren. Ich selbst hatte zu oft so geblickt, um seine Gefühle nicht zu verstehen. Ich blickte wieder zu Jack zurück. »Ich sehe, du hast einen neuen Angestellten.«
    Er nickte etwas verlegen, sagte jedoch nichts. Ich versuchte meiner Stimme einen sorglosen Ton zu geben. Aber es fällt einem schwer, wenn von den nächsten Worten abhängt, ob du etwas zu essen hast oder nicht. »Hast du noch Platz für mich?«
    Er antwortete nicht gleich. Ich merkte, wie er den Bartisch entlang zu dem neuen Angestellten hinüberblickte und dann wieder zu mir zurück. Der neue Mann machte sich sofort geschäftig daran, den Grill zu säubern. »Im Augenblick nicht, Danny«, sagte er leise, »es tut mir aufrichtig leid.«
    Ich wandte mich halb ab, um ihn die Tränen nicht sehen zu lassen, die mir in die Augen traten. »Schon gut, Jack«, sagte ich, »ich verstehe.«
    Seine Stimme verriet jetzt ein Mitgefühl, für das ich ihm dankbar war. »Vielleicht ergibt sich bald etwas«, sagte er eilig, »ich werde dich anrufen.« Er schwieg einen Moment. »Wenn du bloß angerufen hättest, Danny.«
    »Ach, Jack, wenn. wenn. wenn«, unterbrach ich ihn, »aber ich hab eben nicht angerufen. Jedenfalls vielen Dank.« Und ich verließ den Laden.
    Vor der Ladentüre sah ich auf meine Uhr. Es war sechs vorbei. Ich überlegte, wie ich es Nellie beibringen sollte, besonders nach dem, was sich am Nachmittag abgespielt hatte. Es war ein unglückseliger Tag.
    Ich beschloß, zu Fuß nach Hause zu gehen. Es war zwar ein langer Weg, aber fünf Cent sind viel Geld, wenn man keinen Job hat. Von der Dyckman Street zur East Fourth waren es beinahe drei Stunden. Mir machte es nichts aus. Um so länger dauerte es, bis ich's Nellie eingestehen mußte.
    Es war bereits neun Uhr, als ich unser Haus erreichte. Die Nacht war kalt geworden, aber mein Hemd war dennoch schweißnaß, als ich die Treppe hinaufstieg. Ich blieb zögernd stehen, ehe ich die Türe auf schloß. Was sollte ich ihr sagen? Ich ließ die Türe weit aufschwingen, ehe ich über die Schwelle trat. Im Wohnzimmer brannte Licht, doch in der Wohnung war es totenstill. »Nellie«, rief ich, drehte mich um und hängte meine Jacke in den kleinen Garderobenschrank.
    Ich hörte Schritte, dann rief eine Männerstimme: »Das ist er!« Ich fuhr herum. Nellie und zwei Männer standen in der Türe zum Wohnzimmer. Sie war blaß und sah sehr leidend aus. Ich trat rasch auf sie zu, ehe ich noch den Mann erkannte, der neben ihr stand. Es war der Beamte, den ich am Nachmittag weggejagt hatte. Über dem Nasenrücken hatte er einen Verband, ein Auge war purpurrot und geschwollen. »Das ist er!« wiederholte er.
    Der andre Mann trat auf mich zu. Er hielt eine Marke in der Handfläche. »Daniel Fisher?« Ich nickte.
    »Mr. Morgan hat gegen Sie wegen tätlicher Mißhandlung Anzeige erstattet«, sagte er ruhig, »ich muß Sie mitnehmen.« Ich fühlte, wie sich meine Muskeln spannten. Das hatte mir noch gefehlt: die Polizei! Dann sah ich zu Nellie hinüber, und meine Auflehnung war wie weggeblasen.
    »Darf ich einen Moment mit meiner Frau sprechen?« fragte ich den Detektiv.
    Er warf mir einen kritischen Blick zu, dann nickte er. »Gewiß«, sagte er freundlich, »wir warten draußen im Vorzimmer auf Sie.« Er nahm Morgan am Arm und schob ihn vor sich her in die Halle. Ehe er die Türe schloß, sah er zu mir zurück. »Aber nicht so lang, mein Sohn.« Ich nickte dankbar, und die Türe schloß sich. Nellie hatte bisher kein Wort gesagt, aber ihre Augen durchforschten angstvoll mein Gesicht. Schließlich holte sie tief Atem. »Keinen Job?«
    Ich antwortete nicht. Sie starrte mich noch einen Moment an, dann lag sie in meinen Armen und schluchzte fassungslos an meiner Schulter. »Danny, Danny«, rief sie, »was sollen wir jetzt tun?« Ich streichelte ihr Haar. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Die Mauern schlossen sich immer dichter um uns. Sie sah zu mir auf. »Was, glaubst du, werden sie dort mit dir machen?« fragte sie.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht«, antwortete ich. Ich war so müde,

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