Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
>Nachtlift< stand. Neben einem kleinen Tisch mit dem Besucherbuch befand sich ein Nachtportier. Er hielt mich an. »Wohin wollen Sie, Mister?« fragte er argwöhnisch.
    »Zweiundzwanzigsten Stock«, antwortete ich rasch, »ich habe eine Verabredung mit Mr. Gordon.«
    Er blickte in sein Verzeichnis. »Okay«, sagte er, »Mr. Gordon ist noch oben. Er hat sich noch nicht abgemeldet, seit er vom Dinner zurück ist. Bitte hier zu unterschreiben.« Er reichte mir einen Bleistift.
    Ich ergriff ihn und schrieb meinen Namen an die Stelle, die er mir bezeichnete. Ich sah mir die vorhergehenden Unterschriften an. Etwa vier Zeilen vor meinem Namen sah ich Sams wohlbekanntes Gekritzel. Neben seinem Namen befand sich ein Kreis, in welchem die Ziffer zwei stand.
    Ich sah den Nachtwächter an. »Ist jemand bei Mr. Gordon oben?« Ein kaum merkliches Lächeln überflog das Gesicht des Mannes. »Seine Sekretärin ist mit ihm zurückgekommen.« Ich nickte, ohne zu antworten. Sein Lächeln hatte mir genug verraten. Ich war überzeugt, daß Sams Sekretärin ein hübsches Mädel war. Er hatte sich nicht im geringsten verändert. Ich trat aus dem Lift und ging durch die Halle auf Sams Büro zu. Sein Name stand mit eindrucksvollen goldenen Buchstaben über zwei mächtigen Glastüren. Ich konnte bis in den Empfangsraum sehen. Eine einzige Lampe brannte. Die Türen waren nicht verschlossen.
    In dem luxuriös ausgestatteten Wartezimmer befand sich neben dem Schreibtisch der Empfangsdame eine Türe. Ich öffnete sie und betrat jetzt einen großen Büroraum. Etwa zwanzig Schreibtische waren über das ganze Zimmer verteilt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers befand sich noch eine Türe. Ich ging darauf zu. Die Türe öffnete sich geräuschlos. Das Büro lag in völliger Dunkelheit. Ich streckte die Hand aus und fand sogleich den Lichtschalter an der rechten Wand. Ich drückte darauf, und blendendes Licht überflutete den Raum. Ich hörte einen gemurmelten Fluch, während ich in das grelle Licht blinzelte. Gleichzeitig vernahm ich den erschrockenen Aufschrei einer Frauenstimme. Inzwischen hatten sich meine Augen an das Licht gewöhnt, und ich sah auf die Couch hinunter. Sam erhob sich und starrte mich wütend an. Das Mädchen versuchte seine Blöße höchst unzulänglich mit den Händen zu bedecken.
    Ich starrte sie an, dann wandte ich mich mit einem spöttischen Lächeln an Sam. Sein Gesicht war beinahe purpurfarben, während er sich bemühte, seine Hose anzuziehen. Ich entfernte mich wortlos durch die Türe, die ich hinter mir schloß. Vor seinem Büro setzte ich mich auf einen Sessel, zündete eine Zigarette an und wartete, daß er herauskommen würde. Ich hatte also recht gehabt - er hatte sich nicht verändert!
    Ich hatte fast fünfzehn Minuten zu warten, ehe sich die Türe wieder öffnete. Ich blickte erwartungsvoll auf.
    Ich wurde aber enttäuscht, denn nicht Sam war es, sondern das Mädchen. Wenn man nach ihrem Aussehen schloß, war es kaum glaublich, daß ich sie noch vor wenigen Minuten in einer völlig eindeutigen Situation erwischt hatte. Sie blickte mich an.
    »Mr. Gordon läßt bitten«, sagte sie förmlich.
    Ich erhob mich. »Danke«, sagte ich ebenso unbewegt und betrat das Büro. Noch während ich die Türe schloß, hörte ich bereits das Geklapper einer Schreibmaschine.
    Sam saß jetzt hinter seinem Schreibtisch. »Bist du etwa draufgekommen, daß die Mädels besser arbeiten, wenn man sie vorher. ausruhen läßt?« sagte ich lächelnd.
    Er ignorierte meinen Versuch, die Angelegenheit humoristisch aufzufassen; er hielt ein Streichholz an seine Zigarre, die er zwischen die Zähne geklemmt hatte. Das Licht flackerte in seinen kalten Augen. Schließlich legte er das Streichholz hin und starrte mich an. »Was willst du?« schnauzte er mich an.
    Mein Respekt vor ihm wuchs. Dieser Bursche hatte es wirklich in sich! Kein Wort darüber, daß ich bei ihm eingedrungen war! Es hatte keinen Sinn, mit ihm spielen zu wollen. Ich trat an den Schreibtisch und blickte auf ihn hinunter.
    »Ich brauche Hilfe«, sagte ich unumwunden, »ich bin in ernste Schwierigkeiten geraten«
    Die schwarzen Pupillen seiner harten Augen verengten sich. »Und warum kommst du zu mir?« fragte er. »Ich habe niemand andern«, sagte ich gelassen. Er legte seine Zigarre umständlich auf den Aschenbecher und erhob sich. Er sprach zwar leise, aber seine Stimme füllte den ganzen Raum. »Hinaus, du Lump«, sagte er brüsk, »von mir bekommst du keine Almosen

Weitere Kostenlose Bücher