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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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unten.
Aber beschädigt von Kopf bis Fuß.“
    „Seltsam! Gestern habe ich mich
aufs Geländer gestützt. Das weiß ich genau. Da war alles in Ordnung. Du — ich
steige mal hoch.“
    Klößchen hielt die Leiter,
während Tim hinaufturnte.
    „Denk an den Bartschneider!“
rief Klößchen.
    Auf dem Balkon prüfte Tim die
Verankerung des Geländers — links am Mauervorsprung, dann auf der rechten
Seite.
    „Willi!“ rief er. „Du hältst es
nicht für möglich, was ich entdeckt habe. Es gibt keinen Zweifel. Jemand hat
die Schrauben gelöst.“
    „Waaaaaaaaas?“
    „Das ist ganz eindeutig ein
Anschlag auf Solthus. Nicht unbedingt auf sein Leben. Denn den Sturz hätte er
überstanden. Aber ein Anschlag auf seine Knochen ist es bestimmt. Kapierst du?
Der Einbrecher hat die Wohnung verwüstet und den Balkon zur Falle gemacht. Von
der sollte das Chaos nur ablenken.“
    Er stieg die Leiter hinunter.
    „Ich schnall ab“, meinte
Klößchen. „Welcher dreimal verfluchte Attentäter ist das gewesen?“
    „Eine meiner grauen Zellen hat
gerade eben einen Verdacht manifestiert (zum Ausdruck gebracht ).“
    „Was?“
    „Überleg mal! Wer kann wissen,
daß die Südwest-Wohnung im ersten Stock links von Solthus gekauft wurde? Das
Haus hat sechs Stockwerke, in jedem sind vier Behausungen. Bis jetzt ist
niemand eingezogen. An keiner Tür sind Namensschilder, Briefkästen gibt es noch
nicht. Genaue Infos hat nur ein kleiner Kreis jener Figuren, die beim Verkauf
der Wohnung dabei waren. Die Möbellieferanten wissen es. Der Blumen-Bote weiß
es. Aber ich glaube, dort müssen wir den Täter nicht unbedingt suchen. So
idiotisch ist nicht mal der Zufall. Nein, ich sehe nur einen, der die spezielle
Info voll drauf hat.“
    „Häh? Wen?“
    „Patzke, den
Landschaftsbegrüner.“
    „Ahnte ich’s doch“, nickte
Klößchen. „Der Zuchthäusler ist der Täter. Ich konnte ihn ja gleich nicht
leiden. Klar, der sah natürlich, auf welchem Balkon wir rumgeturnt sind.
Außerdem hat er den Solthus gehaßt. Damals. Vielleicht hat er den Haß über die
Jahre gerettet.“
    „Absolut richtiger Durchblick,
Willi“, nickte Tim. „So ist es.“
    „Und welche action läuft
jetzt?“
    „Aus der Falle für Solthus
machen wir eine Falle für — Patzke. Er soll denken, es sei noch alles in
Ordnung. Niemand habe das freischwebende Geländer entdeckt. Davon verspreche
ich mir, daß sich Patzke verrät.“
    „Aber die Falle ist doch total
kaputt. Das Geländer liegt am Boden.“
    „Nicht mehr lange, Willi. Komm!
Jetzt mußt du mit anfassen. Und gleich nachher rufen wir Gaby und Karl an.“

23. Interview im Raubtierhaus
     
    Am Nachmittag des nächsten
Tages beschien die Sonne den Balkon der Solthus-Wohnung. Das Geländer war
aufgerichtet. Ordentlich — wie nach baupolizeilicher Vorschrift — schien es in
seiner Verankerung zu hängen.
    Flunderflach lag die TKKG-Bande
auf den Fliesen.
    Durch die Spalten der
Geländerstäbe beobachteten die vier Freunde den Verdächtigen.
    Patzke harkte lustlos beim
Nachbargebäude den Boden. Nach einer Weile schulterte er seine Geräte und
sockte zur Auffahrt, wo sein Wagen wartete.

    „Er hat häufig hergeguckt“,
sagte Tim.
    „Sehr häufig“, nickte Klößchen.
    „Für mich ist das wie ein
Beweis.“
    „Es ist höchstens ein Indiz,
ein Hinweis“, schwächte Karl ab. „Festnageln können wir ihn so nicht.“
    „Womit sonst?“ fragte Gaby.
    „Habt ihr euch Patzke mal genau
angesehen?“ forschte Tim. Gaby, die tuchfühlung-nahe neben ihm lag, riß die
Augen auf und starrte wie ein Monster.
    „Er hat was Irres im Blick“,
meinte sie. „Nicht den nackten Wahnsinn, aber ein bißchen Ballaballa.“
    „Genau“, nickte Tim. „Und einer
wie der will doch sehen, wie sein verhaßter Feind vom Balkon fällt.“
    „Dafür hat er einen
Logenplatz“, stellte Klößchen fest. „Er düngt unten den Boden, Solthus lehnt
sich ans Geländer — und schon segelt er abwärts.“
    „Du verstehst nichts von
Gärtnerei“, sagte Tim. „Sonst hättest du gesehen: Patzke ist mit seiner Arbeit
fast fertig. Das heißt, bald hat er hier nichts mehr zu suchen.“
    „Worauf willst du hinaus?“
fragte Karl.
    „Wenn Solthus einzieht, ist
Patzke nicht mehr da. Und überhaupt: Wann lehnt sich Solthus ans Geländer? Am
ersten Tag? Nächsten Monat? Im Herbst?“
     „Anlehnungsbedürftig
wirkt er nicht“, meinte Klößchen.
    „Patzke wird versuchen, den
Moment zu bestimmen“, fuhr Tim mit seinem Gedanken

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