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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Haus- und Wohnungsschlüssel.
    Gaby steckte ihn in ihre
Umhängetasche.
     
    *
     
    Vor den Affenkäfigen fegte Rödl
den Boden. Diese Schweinerei! Man glaubte es nicht, was die Zoo-Besucher alles
wegwarfen. Bananenschalen, Kaugummis, Kaugummi-Papier, Cola-Dosen, Zeitungen.
    Er verrichtete seine Arbeit
noch lustloser als sonst. Es war sein letzter Tag. Daß ihn die Bullen suchten,
knabberte an den Nerven. Er konnte, wollte und durfte es einfach nicht
riskieren, daß man ihn hier weiterhin auf der Gehaltsliste führte.
    Ständig schielte er umher. Kam
irgendwo ein Uniformierter? Oder ein Typ von der Kripo?
    Er konnte keinen entdecken.
Statt dessen sah er Patzke.
    Mit einem Gesicht wie Al
Capones Leibwächter schnürte er heran. Rödl hörte sein Zähneknirschen.
    „Ist was, Hugo?“
    Patzkes Gesicht war gelb. Der
Atem zischte über die Zähne. „Damals im Knast, Otto, habe ich mir geschworen,
daß ich’s ihm heimzahle. Als ich wieder draußen war, mußte ich warten, sonst
hätten die Bullen gleich gewußt, daß ich dahinter stecke. Und dann — dann war
er plötzlich weg. Und ich stand blöd da — mit meiner Rache.“
    „Heh! Von wem sprichst du?“
    „Er heißt Solthus, ein
Amtsrichter. Ihm verdanke ich den Knast.“
    „Dann hast du ja eine
Gelegenheit, deinen Dampf abzulassen. Wenn’s dir nicht genügt, daß Zenke einen
längeren Teil seines Lebens im Knast verbringen wird. Heute steht in der
Zeitung, weshalb sie ihn anklagen. Da kommt was zusammen. Das reicht für...
ach, noch länger. Nur uns verpfeift er nicht. Sonst könnten sie ihm auch den
Einbruch bei Goldmann anlasten.“
    „Das Kapitel Zenke ist
abgeschlossen“, zischte Patzke. „Jetzt danke ich dem Schicksal, daß es mir
Gelegenheit gibt, mich an Solthus zu rächen. Der wird sich die Knochen brechen
und den Rest seiner Tage im Rollstuhl verbringen. O ja, ich habe einen Plan.
Der Herr Amtsrichter soll sich wundern.“
     
    *
     
    Pflichten, einmal übernommen,
verpflichten! dachte Tim. Am besten, wir gießen das Solthus-Grünzeug gleich
heute.
    Seine Freunde waren
einverstanden, obwohl heute erst Dienstag war; und der vorgeschriebene Rhythmus
normalerweise am morgigen Mittwoch begonnen hätte.
    „Aber heute nur wenig Wasser“,
meinte Gaby, als sie am frühen Nachmittag vor dem Neubau Amselweg 11 ankamen.
    Sie hatte eine rote Gießkanne
mitgebracht.
    Klößchen schleppte sich mit
einem Karton ab, den er mal unter dem linken Arm, mal unter dem rechten trug —
und bisweilen ins geöffnete Hemd steckte.
    Der Karton enthielt jenen
Bartschneider, den Klößchen für Assessor Kahl besorgt hatte — in dessen
Auftrag, vorhin in der Stadt. Mit diesem Instrument wollte sich Kahl vom
größten Teil seines Bartgestrüpps trennen. Ein eleganter Kurzschnitt — so etwa
neun Millimeter, wie bei einem chinesischen Nackthund — schwebte ihm vor.
    Als sie ihre Drahtesel beim
Hauseingang zusammenstellten, entdeckte Tims Adlerblick den grün-bedreßten
Dünger-Verwalter Patzke. Der miese Typ stocherte am anderen Ende der Wohnanlage
in irgendwelchen Torfballen herum.
    Gaby besaß Schlüsselgewalt und
öffnete die Haustür.
    Als sie dann vor Solthus’
Wohnung standen, blieb allen der Atem weg.
    Die Tür war aufgebrochen. Rund
ums Schloß hingen Holzsplitter.
    „O Mann!“ flüsterte Klößchen.
    Gaby konnte nichts sagen.
    „Eindeutig Einbruch“, stellte
Karl fest.
    „Vielleicht ist der Einbrecher
noch drin“, meinte Tim. „Hoffentlich!“
    Er gab der Tür einen Stoß. Sie
schwang auf. Er ging voran und war mental (in gedanklicher Bereitschaft) voll auf Krawall eingestellt.

    Leider fand er niemanden, den
er als Judo-Partner beziehungsweise Opfer hätte verwenden können.
    Statt dessen war die Wohnung
verwüstet.
    Der/die Einbrecher hatte/n die
Pflanzen aus ihren Töpfen gerissen, Möbel umgekippt und zerschlagen, die Tapete
zerkratzt.
    „Au Backe!“ sagte Klößchen.
„War hier ‘ne Party?“
    Gaby brauchte eine Weile, ehe
sie die Sprache wiederfand. „Diese Wandalen! Dieses Gesindel! Sie haben nach
Wertgegenständen gesucht. Aber es ist ja noch nichts da. Aus Wut und
Enttäuschung lassen sie dann die Zerstörung voll raus.“
    „Wie sieht es denn draußen
aus?“ meinte Klößchen.
    Er öffnete die Balkontür und
trat hinaus.
    „Hier ist alles in Butter. An
den Gartenmöbeln haben sich die Sandalen — ach, so — die Wandalen nicht
vergriffen. Machen wir Ordnung?“
    „Selbstverständlich“, rief
Gaby. „So gut es geht.“
    Um die Hände frei zu

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