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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bestehen zuviele Möglichkeiten über den
Verbleib des Geldes. Daß eine 81jährige es selbst verschusselt hat, wird man
unterstellen — zumal die Vorgeschichte eine gewisse Wunderlichkeit nicht
ausschließt. Wer spart fast 200.000 Mark unter dem Sesselkissen an, statt ein
Konto zu eröffnen!“
    „Das heißt also“, sagte Tim
durch knirschende Zähne, „daß Oma Habrecht die Dumme ist. Und niemand kann ihr
helfen.“ Glockner blickte über die Schulter zurück.
    Zenke hatte eine Weile herüber
gestarrt, als versuche er zu erraten, was hier geredet würde.
    Jetzt schob er ab in Richtung
Haus, samt Bogen, Köcher mit restlichen Pfeilen und Zigarrenstummel zwischen
den Zähnen.
    Über die Terrasse verschwand er
in seinem Gemäuer.
    „Ich habe was vor“, erklärte
Glockner seinen jungen Freunden. „Es wird schwierig sein, und die Aussicht auf
Erfolg ist gering. Trotzdem versuche ich, wie angedroht, Zenkes derzeitige
Geschäfte zu durchleuchten. Ich bin sicher, daß da einiges faul ist. Wenn ich
ihn bei einem Gesetzesverstoß erwische und festnageln kann, werde ich das als
Druckmittel benutzen, um ihn zur Rückgabe des Geldes zu zwingen. Wie das
aussehen wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht führt der kürzeste Weg über
eventuelle Mittäter, Partner, Komplicen. Sobald die in der Tinte sitzen, hauen
sie ihresgleichen in die Pfanne. Dann könnte es dazu kommen, daß sie ihn
belasten.“
    Tim merkte, wie dem Kommissar
die Sache am Herzen lag. Er wollte Oma Habrecht unbedingt helfen. Aber die
Aussichten auf Erfolg waren alles andere als rosig.
    „Schweinerei!“ meinte Klößchen.
„Die Rechtsprechung ist wie ein Netz ohne Boden — ich meine, wie ein Faß ohne
Maschen. Die Heringe — ich meine, die kleinen Fische bleiben drin hängen. Aber
große Gauner wie Zenke schwimmen durch.“
    „Hast dich gründlich
verheddert“, sagte Gaby. „Aber wir wissen, was du meinst.“
    „Und sind voll und ganz deiner
Meinung“, bestätigte Karl. Glockner sah nachdenklich zu dem hübschen Holzhaus
am Anfang der Straße.
    „Das Haus dort gehört einem
gewissen Schottloff“, erklärte er — und wischte sich das Schmunzeln über
Klößchens Bemerkung aus den Mundwinkeln. „Ich kenne ihn nicht. Aber ein Kollege
wußte sofort von einer Anzeige. Zenke hat offenbar ekelerregende Abfälle über
den Zaun geworfen, um Schottloff zu schikanieren (jmd. böswillig
Schwierigkeiten machen). Die Sache verlief zwar im Sand, denn auch da war
kein Nachweis zu erbringen. Aber die Feindschaft zwischen den Nachbarn
besteht.“
    „Weshalb?“ fragte Tim.
    „Zenke will ihn wohl wegekeln.“
    „Einfach wegekeln?“
    „Natürlich, um sich dann das
Grundstück unter den Nagel zu reißen. Als das Haus vor Jahren zum Verkauf
stand, wollte Zenke zugreifen. Offenbar ist ihm sein Riesenpark nicht groß
genug. Aber...“
    „Wegen des Bogenschießens“,
folgerte Klößchen messerscharf. „Da braucht er Weite. Bestimmt will er
300-Meter-Schüsse trainieren. Und dabei auf eigenem Boden bleiben.“
    „Das wäre eine Erklärung“,
lächelte Glockner. „Aber sein Kaufangebot kam zu spät. Schottloff hat ihm Haus
und Grund vor der Nase weggeschnappt. So fing es an. Und die Feindschaft hat
sich hochgeschaukelt. Natürlich nur dank Zenkes Bemühen.“
    „Ich hoffe“, sagte Tim, „Sie
finden ein faules Ei in seinen Im-Export-Geschäften. Sonst müßte man wirklich
an der Gerechtigkeit zweifeln.“

4. Die Ganoven streiten
     
    Von einem Fenster im ersten
Stock beobachtete Zenke, wie der Polizeiwagen abfuhr.
    Auch die verdammten Bengel
schwangen sich auf die Räder und machten die Biege.
    Zenke lutschte an einer
frischen Zigarre.
    Sie hatte 24 Mark gekostet —
wie alle seine Zigarren, von denen er mindestens drei am Tag paffte.
    Er war wütend. Andererseits
erfüllte es ihn mit Genugtuung, daß der Bulle ihm nichts nachweisen konnte.
    Diese Alte! Sollte sie doch ihr
blödes Grundstück behalten. 198.000 mit einem Griff verdient — war auch nicht übel,
zudem steuerfrei.
    Freilich — die Drohung des
Kommissars, den Im-Export-Zenke unter die Lupe zu nehmen, verursachte
Gänsehaut.
    Jetzt kam es darauf an, wie
tief der Bulle grub, wie weit er zurückverfolgte.
    Was er, Zenke, in diesem und im
vorigen Jahr abgewickelt hatte, war wasserdicht. Nachweisen ließ sich da gar
nichts. Er hatte minderwertiges Fleisch eingeführt — das war längst vergessen.
Davon gab es nichts mehr. Ob Unwohlsein und Krankheit Opfer gefordert hatte,
wußte er nicht.
    Auch

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