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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fäuste ballte er dort.
    Sein Kumpel sah’s. Er stand
schräg hinter ihm und hatte die Hände im Overall.
    Um Zenke nicht unnötig zu
reizen, ballte er die Faust in der Tasche.
    „Sollen wir herkommen, wenn die
Sache gelaufen ist?“ fragte Patzke nach kurzem Schweigen.
    Zenke nickte.

5. Infos aus dem Jahre 406
     
    Patzkes alter Opel stand auf
dem Wendeplatz.
    Nachmittagssonne beschien ihn
aus westlicher Richtung.
    Zwei Wildenten flogen über den
See und wasserten dann mit ausgestreckten Füßen.
    Ufernah blühten Seerosen.
    Patzke hatte einen kurzen Blick
dafür. Seit er bei einer Baufirma als Hilfsgärtner arbeitete, konnte er
Sonnenblumen von Veilchen unterscheiden.
    Die Baufirma — Assmann-Bau GmbH
— erstellte nicht nur die Gebäude, sondern legte auch die Grünanlagen an.
    Patzke konnte mit Torferde
umgehen und Rasen säen.
    Otto Rödl arbeitete im Zoo.
    Nicht als Tierpfleger. Er hätte
Elefanten zu Tode gefüttert, und an den Bisons interessierte ihn höchstens das
Steakfleisch. Er war Hilfsarbeiter in der Abteilung ,Abfallbeseitigung’.
    „Bist du mit deiner Maschine
hier?“ fragte Patzke.
    „Zenke hat mich mitgenommen.“
    Patzke nickte. Es war
selbstverständlich, daß er seinen Kumpel zur Stadt fuhr.
    Sie kamen aus miteinander.
Gemeinsame Interessen sorgten dafür — Interessen auf unterstem Niveau.
    Sie soffen gern Bier, trieben
sich nächtelang rum, scheuten Arbeit, haßten Pünktlichkeit und hatten nur ein
Ziel: schnell und möglichst bequem zu viel Geld zu kommen.
    Patzke startete den betagten
Wagen. Das Getriebe krachte. Es hatte lange kein Öl gesehen.
    Erst als sie die
Zubringer-Straße erreichten, machte Patzke den Mund auf.
    „Er ist ein Leuteschinder. Und
geizig. Er macht den Reibach (Gewinn), und wir sind immer die Doofen. Er
scheffelt Geld, wir schuften. So geht’s nicht. Diesmal wird er Kohle spucken,
ob er will oder nicht. Das wird der wärmste Regen des Jahres, und er fällt auf
uns. Wie findest du das?“
    „Träumst du? Oder bewegt sich
was in deiner grauen Grütze?“
    „Es bewegt sich was. Gehen wir
Schritt für Schritt vor. Wenn wir ihm also in der kommenden Nacht die Beute
bringen — was macht er damit?“
    „Er tut sie in seinen Tresor.“
    „Richtig. Der Tresor steht in
seinem Arbeitszimmer, wie er es nennt. Würde den ein Einbrecher finden?“
    „Er würde darüber stolpern.
Selbst wenn er blind ist, taub ist und nichts riecht.“
    „Ist absolut meine Meinung.
Kann man den Tresor knacken, Otto?“
    „Mit ‘nem Schweißgerät ohne
weiteres.“
    Patzke grinste. „Und wer kann
meisterhaft damit umgehen?“
    „Ich. Du meinst also...“
    Er stockte, schien zu
überlegen. An mehreren Stellen juckte ihn der Kahlschädel. Er kratzte.
    „Zenke ist oft unterwegs“,
sagte Patzke. „Nächtelang. Lena bummelt gern bis morgens durch die Kneipen. Er
hält mit — auch wenn er schon ab Mitternacht total blau ist.“
    „Das heißt also, erst bringen
wir ihm die Beute. Dann holen wir sie wieder ab.“
    „Richtig. Und er wird nicht
ahnen, daß wir das sind.“
    „Aber ich kenne — verdammt
nochmal — kein Aas, das so heiße Klunkern kauft.“
    „Ich schon. In diesem Fall
zwei. Entweder wir bieten Goldmann den Kram zum Rückkauf an. Wir können ruhig
seine Versicherung einschalten. Diese Knetegeier sind immer noch froh, wenn sie
nur die Hälfte berappen müssen — die Hälfte vom Versicherungswert. Oder
    Er sprach nicht gleich weiter,
sondern grinste.
    „Oder?“ fragte Rödl.
    „Oder wir erpressen Zenke. Das
würde mir noch besser gefallen. Uns hat er ausgenutzt. Jetzt sind wir am
Drücker.“
    „O Mann! Und wie?“
    „Ich stelle mir vor, daß wir
uns schriftlich melden. Oder mit verstellter Stimmer durchs Telefon. Wir sagen
ihm, es sei doch sehr lustig, daß wir, die Diebe, etwas Geklautes geklaut
haben.“
    „Woher wissen wir, daß die
Klunkern geklaut sind?“
    „Aus der Zeitung. Kennst doch
die Schmucksammler. Von jedem Ringlein und Kettchen machen die ein Foto. Von
vorn, im Profil, von hinten. Und die Tageszeitungen veröffentlichen die Fotos —
zumindest die der prachtvollsten Stücke. Damit kein Ahnungsloser Hehlerware
ankauft. Daher also wissen wir Bescheid. Tja, und damit haben wir den
Gierlappen Zenke im Schwitzkasten. Er muß, wie ich sagte, Kohle kotzen, daß uns
die Taschen platzen.“
    „Irre guter Plan“, grinste
Rödl.
     
    *
     
    Der vierstündige Unterricht
verlief ohne Zwischenfälle: Deutsch, eine Doppelstunde Englisch, dann
Geschichte bei

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