Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
Vom Netzwerk:
bevorzugen.
    »Aber du bleibst«, verriet Kira und hob wieder einen Mundwinkel zu ihrem typischen schiefen Lächeln. »Dafür hab ich gesorgt.«
    Rosanna schüttelte ungläubig den Kopf. Bevor sie Kira über die Zwecklosigkeit ihrer Hilfe aufklären konnte, hörten sie Schritte. Ihr Chef, Ulli Schaller, spazierte aus dem Büro und tat so, als hätte er gar nicht erwartet, sie hier zu finden. In Wahrheit war ihm mit hundertprozentiger Sicherheit in der Kaffeeküche davon berichtet worden.
    Er zwinkerte ihnen zu. »Konspirative Treffen während der Arbeitszeit?«
    »Geben Sie Kira meinen Job«, erwiderte Rosanna.
    »Bitte?«
    »Sie müssen Stellen einsparen – und ich überlasse meiner Freundin meine.«
    Kira sah Rosanna verständnislos an. Schaller begann nervös an seiner Unterlippe zu nagen.
    »So einfach geht das nicht«, sagte er.
    »Und wie das geht.«
    »Rosanna …« Kira griff unbeholfen nach ihrer Hand.
    »Schon gut«, sagte Rosanna und wandte sich wieder an den Chef. »Sie werden Kira behalten, und Sie werden sie fair behandeln. Mehr als fair. Sie werden sie in Schutz nehmen, vor all den Aasfressern, die Sie in diesem Betriebsklima selber herangezüchtet haben. Und es ist mir egal, ob jemand Sie beschuldigt, Ihrer Geliebten einen Vorteil zu verschaffen. Denken Sie lieber daran, wie gefährlich das für Sie werden kann, wenn herauskäme, dass Sie eine Mitarbeiterin herauswerfen, nachdem Sie mit ihr geschlafen haben!«
    »Okay«, sagte Schaller ruhig. »Aber ich glaube nicht, dass Kira den Job überhaupt behalten will.«
    »Er hat recht«, bestätigte Kira und lächelte so fröhlich, wie Rosanna sie noch nie gesehen hatte. »Erst mal ziehe ich bei Ulli ein. Und dann …«
    »Wir wollen nichts überstürzen«, versprach Schaller. »Aber ich hoffe natürlich, dass Kira es sich mit der Verlobung nicht anders überlegen wird.«
    Rosanna hielt es nicht aus. Sie griff Kiras Arm und zog sie von Schaller weg. »Das geht alles viel zu schnell – kapierst du denn nicht? Mach nicht denselben Fehler wie ich!«
    »Manchmal«, entgegnete Kira wieder ruhig wie eh und je, »muss man einfach spontan sein.«
    »Du bist nicht spontan«, blaffte Rosanna. »Du denkst einfach nicht nach! Überleg doch mal, was für Konsequenzen das für dich haben wird.«
    Kira zuckte die Achseln. »Die Zukunft kann man jederzeit ändern. Wenn’s mir nicht gefällt, mach ich eben was anderes.«
    »Das sagst du jetzt, wo du noch jung bist.«
    Kira legte tröstend ihre Hände auf Rosannas Schultern. »Keine Angst. Du hattest recht – Ulli ist nicht wie Lars.« Sie lächelte. »Alles wird gut. Du musst nur ein bisschen Vertrauen ins Universum haben.«

    Das fiel Rosanna derzeit jedoch nicht gerade leicht. Viel attraktiver erschien ihr die Aussicht, nichts mehr dem Zufall zu überlassen. Deshalb hatte sie heute gekündigt, deshalb hatte sie gestern Lukas’ Wohnung verlassen, und deshalb war sie nun unter wegs, um etwas nachzuholen, was sie schon lange hatte tun wollen.
    Viel zu lange, und nicht erst seit ihrem Unfall, hatte sie darüber nachgedacht, was sie für andere tun konnte, anstatt ihre eigenen Bedürfnisse zu ergründen. Auch wenn Rosanna sich immer als emanzipiert bezeichnet hätte, so war sie während ihrer Ehe doch vor allem um Lars’ Wohlergehen bemüht gewesen und nicht um ihr eigenes. Rückblickend betrachtet musste sie sich außerdem eingestehen, dass sie sich mit der Zeit immer mehr von den Vorstellungen und Lebensansichten ihres Ehemanns hatte beeinflussen lassen, bis sie schließlich in genau dieselbe Scheinunabhängigkeit geraten war wie so viele andere Frauen vor ihr. Umso ernüchternder war es gewesen, plötzlich auf sich allein gestellt zu sein und zu erkennen, wie sehr Lars sie beherrscht hatte, auch wenn er seine zunehmende Bevormundung als Fürsorge und Unterstützung betitelt hätte. Noch ernüchternder war es jedoch, dass Rosanna sich nach der Scheidung nicht selten unter das schützende Dach solcher angeblicher Liebesbezeugungen zurückgesehnt hatte. So gesehen konnte sie fast von Glück reden, dass Lukas sie auf Abstand hielt und zur Eigenständigkeit zwang.
    Während sie noch darüber nachdachte, hatte sie bereits die Straßen der Innenstadt hinter sich gelas sen und war in einem Wohnviertel gelandet. Die Luft war nicht mit Autoabgasen durchsetzt, sondern roch blumig und gesund, und statt Presslufthämmern und wütendem Hupen trug der Wind nur ab und zu mit einer beruhigenden Selbstverständlichkeit das Lachen und

Weitere Kostenlose Bücher