Bestimmt fuer dich
kniff seine Augen zusammen und entdeckte, dass Lukas recht hatte. »Alter, ey«, lachte Dominik und kratzte sich an seinem zauseligen Kinnbart. »Hätte ich beinahe vergessen zu ändern.«
»Wird sowieso nicht gedruckt«, erklärte Lukas bestimmt. Dann stürmte er aus dem Büro und marschierte wutschäumend den Gang hinunter, direkt auf Evas Tür zu. Schwungvoll drückte er die Klinke herunter und warf sich nach vorn, nur um von der abgeschlossenen Tür unsanft abgebremst zu werden.
Entnervt ging Lukas zur nächsten Tür und betrat das Vorzimmer, in dem Evas Sekretärin gerade so ge nussvoll eine Tasse Kaffee trank, als wäre sie in einem Werbespot.
»Wo ist sie?«, zischte Lukas und deutete auf die Verbindungstür zum Büro der Ressortchefin.
»Außentermin«, erwiderte die Sekretärin, während sie Lukas herablassend musterte.
»Wann kommt sie wieder?«
»Schwer zu sagen.«
Lukas lächelte säuerlich. Er zog sein Handy hervor und wählte Evas Nummer. Nach ein paar Freizeichen meldete sich die Mailbox.
»Sie hatte mir schon gesagt, dass sie nicht drangehen würde.«
»Wieso? Weil sie wusste, dass ich mich melde?«
»Über Sie haben wir gar nicht gesprochen«, erwiderte die Sekretärin und genehmigte sich eine weitere Tasse Kaffee.
Lukas beugte sich lächelnd vor. »Wenn Sie mit Eva sprechen, sagen Sie ihr, sie soll mich umgehend zurückrufen. Und erinnern Sie sie daran, dass ich weiß, wo sie wohnt.«
Als Lukas das Vorzimmer verlassen wollte, hörte er noch einmal die abgeklärte Stimme der Sekretä rin. »Sie übernachtet heute sowieso nicht zu Hause.«
Lukas sah die Sekretärin argwöhnisch an. »Sondern?«
»Hat sie nicht gesagt.«
»Ach nein?«
Die Sekretärin zuckte die Achseln. »Hinterlassen Sie uns immer Ihre Hoteladresse, wenn Sie in den Urlaub fahren?«
Lukas starrte die Frau an. Während er sich langsam abwandte, bemühte er sich, diesen Rückschlag nur für einen Zufall zu halten.
1 8
Die Frühlingssonne gaukelte auch an diesem Tag ein Sommergefühl vor, während der gleichzeitige Wind einen frösteln ließ. Rosanna zog den Kragen ihrer dünnen Jacke enger um den Hals und versuchte, auf der Sonnenseite der Straße zu laufen und den Schatten der Bäume und Häuser auszuweichen, an denen sie vorbeischlenderte.
Als sie heute Morgen an ihrem Arbeitsplatz erschienen war, hatten sie die üblichen mitleidigen Blicke der Mobber getroffen. Vermeintlich freundliche Nachfragen zu ihrem Gesundheitszustand hatten nicht die Enttäuschung über ihre Rückkehr verhehlen können, aber Rosanna kümmerte das nicht. Sie wollte den Kollegen noch nicht die Genugtuung geben, sie loszuwerden, aber im Verlauf der Nacht hatte sie die Entscheidung getroffen, ihre Kündigung einzureichen. Rosanna wusste, dass sie damit ein Risiko einging, aber dazu war sie eher bereit, als sich weiterhin der ständig lauernden Erniedrigung an einem Arbeitsplatz auszusetzen, der sie ohnehin nicht glücklich machte.
Bevor sie aber ihren Chef darüber in Kenntnis setzte, bat sie Kira, ihr ins Treppenhaus zu folgen, um dort ungestörter reden zu können.
»Ich möchte nicht, dass dir jemand wehtut«, begann Rosanna, während ihre Freundin sie mit unbewegter Miene ansah und sich auf eine Treppenstufe setzte wie ein Kind, das eine Gardinenpredigt seiner Eltern über sich ergehen lassen muss.
»Ist einfach nur so, dass …« Rosanna atmete gepresst aus. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist Lars ja wirklich kein so übler Typ.«
»Ulli.«
»Was?« Erst jetzt bemerkte Rosanna ihren Versprecher und errötete. »Meine ich ja. Jedenfalls … Du musst tun, was du für richtig hältst. Und ich auch. Ich hoffe nur, dass wir Freundinnen bleiben können.« Das hoffte Rosanna wirklich, nicht nur, weil sie im Augenblick keine andere hatte. Allerdings standen die Chancen nicht schlecht, dass sie und Kira sich aus den Augen verlieren würden, sobald sie nicht mehr zusammen arbeiteten. In diesem Moment hätte es Rosanna jedoch gereicht, wenn Kira zumindest versprochen hätte, den Kontakt zu halten.
Stattdessen entgegnete Kira mit scheuem Blick: »Ich flieg raus.«
Rosanna glaubte, sich verhört zu haben, aber Kira bestätigte, dass ihr Chef und Geliebter sie heute Morgen über die Kündigung informiert hatte. Ulli hatte erklärt, wie unangenehm ihm das Ganze wäre, aber da man in der Firma bereits über ihre Affäre sprach, durfte er nicht den Eindruck erwecken, Kira deswegen bei der Auswahl der einzusparenden Mitarbeiter zu
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