Bestimmt fuer dich
finden, um jeden Preis.
1 7
Am nächsten Morgen erwachte Lukas neben einem Zettel, auf den Rosanna nur geschrieben hatte, sie würde sich später melden. Lukas konnte es ihr nicht verdenken. Der tiefe Schlaf, in den er vor Erschöpfung gefallen war, hatte ihn vermutlich noch feiger erscheinen lassen. Jetzt fühlte er sich ein wenig stärker. Der Abstand zu den Geschehnissen vom Vorabend half ihm wenigstens, vernünftiger zu sein. Vielleicht konnte er sogar lernen, das Unbehagen zu ignorieren, das seit gestern Abend an seiner Zuversicht nagte. Natürlich kam es ganz darauf an, was als Nächstes passieren würde. Aber die Aussicht, doch noch eine Chance zu ha ben, war verlockend genug. Schon dachte Lukas wie der daran, Rosanna nicht alles zu erzählen, was mit Jane passiert war. Vielleicht würde sie ihn ja auch bloß auslachen, wenn er alles verriet. Er war erstaunt, was für eine schöne Vorstellung das war. Aber da er schon jetzt spürte, wie sehr er Rosanna vermisste, klammerte er sich bereitwillig daran.
Als er die Redaktion betrat, überraschte ihn die Geschäftigkeit, mit der seine Kollegen von einem Büro ins nächste eilten, Ausdrucke lasen, Anmerkungen notierten und auf ihre Monitore starrten. Für gewöhnlich herrschte solcher Eifer erst gegen Nachmittag, je näher der Redaktionsschluss rückte, nicht schon kurz nach Dienstbeginn.
Auch in seinem eigenen Büro haute bereits jemand hektisch auf die Computertastatur.
»Morgen«, murmelte Lukas.
»Hey«, gab Dominik zurück, ohne seinen Schreibprozess zu unterbrechen.
Lukas deutete auf Dominiks Nase. »Sieht man ja gar nichts mehr.«
»Was? Ach, so. Nee.« Dominik tippte weiter.
»Woran schreibst du denn da?«
Dominik lächelte wie ertappt. »Wie geht’s denn deinem alten Freund?«, wechselte er das Thema.
»Fritz? Och, der ist wieder aus dem Krankenhaus raus. Schon letzte Woche. Muss ihn mal wieder besuchen.«
Dominik nickte und tippte bereits weiter.
»Also? An was für einem Artikel arbeitest du?«
Dominik winkte ab. »Schon fertig.«
»Lass mal sehen.«
»Nicht nötig.«
»Was denn? Du sollst doch was von mir lernen.« Lukas beugte sich über Dominiks Schulter und spähte auf den Monitor. Schon anhand der Überschrift wusste er, dass er sich gleich gewaltig aufregen würde.
» IM HANDUMDREHEN GESUND ?«, las Lukas ent setzt. » WUNDERHEILER MIT ERFOLGSGARANTIE ?« Lukas riss Dominiks Hand von der Maus und scrollte selbst hinunter, um bei einem bereits in den Artikel eingefügten Foto des breit grinsenden Waldemar Herrlichter anzuhalten.
Dominik verschränkte seine Arme. »Du warst ja nicht da, und jemand musste den Artikel fertig machen.«
Lukas antwortete nicht, sondern las im Eilverfah ren, was Dominik geschrieben hatte. »Das kann doch wohl nicht …« Er schnaubte wütend. »Das habe ich nie geschrieben! Du hast alles komplett verändert.«
»Nur ein bisschen lesefreundlicher gemacht.«
»Für diesen Scharlatan ganz bestimmt.« Lukas war erschüttert. »Das ist ja die reinste Werbung für den Kerl. Du stellst überhaupt nicht in Frage, was für eine Show der abzieht!«
»Ich bleibe objektiv«, verteidigte sich Dominik, »so wie es sich für eine ausgewogene Reportage gehört.«
»Was ist daran ausgewogen? Zeile für Zeile sprichst du von beeindruckenden Behandlungserfolgen!«
»Die er ja auch hat.«
»Wie bitte? Hast du meine Recherchen überhaupt nicht beachtet?«
Dominik seufzte. »Die waren so einseitig …«
»Einseitig?!«
Dominik kratzte sich unbehaglich hinter dem Ohr und spähte auf den Flur hinaus, als wünschte er sich Unterstützung herbei.
»Jetzt pass mal gut auf«, knurrte Lukas. »Die Story gehört mir. Ich schreibe den Artikel.«
»Aber das wollte Eva nicht.«
Lukas fasste es nicht. »Eva? Seit wann duzt ihr euch?«
»Kann ich nichts für – sie hat’s mir einfach angeboten.«
»Na prima …«
Dominik hob abwehrend seine Hände. »Und ich hab gleich darauf hingewiesen, dass du nicht begeistert sein wirst, wenn ich deinen Artikel umschreibe. Aber Eva hat nun mal darauf bestanden.«
»Weil ich nicht da war.«
Dominik nickte zögerlich.
»Aber jetzt bin ich da«, fauchte Lukas. »Und dieser Artikel wird auf keinen Fall …« Ihm fiel plötzlich etwas auf. Unter der letzten Zeile stand sein Name.
»Das ist ja wohl das Allerletzte«, schimpfte Lukas mit erstickter Stimme. »Dieser Müll soll auch noch unter meinem Namen veröffentlicht werden?«
Jetzt schreckte auch Dominik zusammen. »Was?« Er
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