Bestimmt fuer dich
»Echt nicht.«
»Freut mich«, murmelte Lukas. Er war ihm tatsächlich dankbar und hatte versprochen, das Benzingeld zurückzuzahlen. Dominik hatte allerdings darauf verwiesen, dass das Auto ohnehin nicht ihm gehörte, sondern seiner Mutter. Und die würde nie Ärger machen, wenn er den Tank leer fuhr.
»Außerdem«, erklärte Dominik, »hatte ich heute sowieso noch nichts vor.«
»Ich dachte, du wolltest dir ’ne Bahnfahrkarte kaufen.«
»Hmm?«
»Du hast vorhin zu mir gesagt –«
»Ach so. Ja klar.«
»Wofür brauchtest du die denn? Für ein Vorstellungsgespräch in einer anderen Stadt, hoffentlich?«
»Genau!«
Dominiks vorschnelles Grinsen ließ Lukas misstrauisch werden. »Und wo und bei wem?«, hakte er nach.
»Ähm …« Dominik räusperte sich und stierte durch die Windschutzscheibe.
»Du wolltest dir überhaupt keine Fahrkarte besorgen.«
Dominik schwieg.
»Sag bitte nicht, dass du mir den ganzen Morgen gefolgt bist.«
Dominik schwieg immer noch.
» DU BIST MIR GEFOLGT ?«
»Ich dachte, ich soll’s nicht sagen.«
Lukas fasste es nicht.
»Okay, ich habe dich beschattet. Aber jetzt nicht so Stalker-mäßig.« Dominik lächelte entschuldigend. »Ich wollte nur den richtigen Moment abpassen, um wieder ins Gespräch zu kommen. Und das habe ich auch, oder nicht? Ich kam doch eigentlich wie gerufen!«
Das konnte Lukas tatsächlich nicht bestreiten. Er schwieg jedoch lieber, um Dominik in seinem Verhalten nicht noch zu bestärken.
»Meinst du, dein alter Freund will sich vielleicht mit dieser Reise absichtlich umbringen?«, fragte Dominik nach einer Weile.
Lukas antwortete nicht, aber dieser Verdacht war ihm auch schon gekommen. Zumindest war Fritz bereit, es zu riskieren. Konnte man ihm das verdenken?
»Wo würdest du dich wohl am liebsten umbringen?«, wollte Dominik wissen.
»Nicht in deinem Auto«, entgegnete Lukas und wies ihn an, gefälligst auf die Fahrbahn zu schauen.
»Hab schon oft über so was nachgedacht«, verriet Dominik.
»Selbstmord?«
Dominik nickte. »Aber es müsste etwas bedeuten, weißt du? Ich würde es nur machen, um meinem Leben einen Sinn zu geben.«
»Könnte schwierig werden.«
»Na ja, wenn ich mit ’ner Handvoll Überlebender irgendwo eingeschlossen wäre – ich meine, nach ’ner Zombie-Invasion.«
Lukas warf ihm einen verständnislosen Blick zu.
»Ja, und wenn ich dann beim Kampf mit den Zombies verletzt worden wäre oder gebissen … Du weißt ja, dann dauert es sowieso nicht lange, bis der Virus auch mich zum Zombie macht – und das geht gar nicht. Also würde ich ’ne Handgranate nehmen und den Überlebenden den Weg freisprengen. Mit mir selber, meine ich. Dann hätte mein Leben einen echten Sinn gehabt, verstehst du?«
Lukas seufzte. »Und wie sehen deine sonstigen Zukunftspläne aus?«
Dominik zuckte die Achseln. »Irgendwo bewerben, nehme ich an.«
Lukas merkte, dass Dominik seinem Blick auswich. »Du hast deiner Mutter noch nichts von deinem Rausschmiss erzählt, oder?«
»War noch nicht der passende Moment. Aber der kommt, ganz bestimmt.« Er lächelte. »Und inzwischen kannst du mir ja ein paar Tipps geben, so für meine Zukunft.«
»Dominik«, erwiderte Lukas, »warum genau glaubst du, dass ausgerechnet ich dir irgendetwas Sinnvolles raten kann?«
»Eva meinte –«
»Eva hat nicht mal geahnt, dass sie gefeuert wird. Spricht das für ihr Urteilsvermögen?«
»Willst du damit sagen, du hast in Wahrheit von nichts ’ne Ahnung?«
Lukas lächelte. »Ich bin einfach kein guter Ratgeber, okay? Ich krieg kaum mein eigenes Leben in den Griff – wie sollte ich da dir helfen können?«
»Vielleicht«, überlegte Dominik, »sollst du ja was von mir lernen. Vielleicht hat Eva uns deshalb zusammengebracht. Damit du was von meinem Talent abbekommst –«
»Talent?« Lukas musste sich räuspern.
»Ja klar«, sagte Dominik. »Fürs Schreiben, meine ich. Du musst mir nur sagen, worüber, und schon …« Er schnippte laut mit den Fingern. »Wie Eva mir sagte, musst du dich immer ziemlich abquälen, stimmt’s?«
»Nein.« Lukas runzelte die Stirn. »Das hat sie gesagt?«
»Wie auch immer. Ich könnte für dich der Talent-Mann sein – und du für mich der … ähm …«
Lukas starrte entgeistert auf seine Uhr und dachte daran, dass er noch mindestens drei weitere Stunden mit Dominik unterwegs sein würde. Egal, was er tun müsste, um das Geld für eine Rückfahrkarte mit der Bahn zu organisieren – er würde vor nichts
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