Bestseller mit Biss - Bardola, N: Bestseller mit Biss
Einzelfällen ist der Cullen-Vampir zudem:
Gedankenleser (Edward)
Gedankenschützer (Bella)
Zukunftsseher (Alice)
Gefühlsmanipulierer (Jasper)
Die Cullens brauchen keine geregelten Mahlzeiten. Sie können statt Wasser Blut »auftanken« und dann für einige Zeit, ohne in Versuchung zu geraten, friedlich unter Menschen leben. Die Cullens nennen sich selbst Vegetarier, das ist ihr kleiner Insiderwitz. Tiere jagen stillt nicht vollständig den Durst, gibt aber genügend Kraft – meistens -, um widerstehen zu können, um keine Menschen zu jagen, nicht Monster zu sein.
Die treibende Kraft für das Entstehen dieser neuen Vampir-Gattung ist ein ausgeprägter Sinn für Moral bei Carlisle Cullen (und selbstverständlich bei Stephenie): Warum wehrt sich Edward – und alle Cullens – gegen das eigene Naturell? Die meisten Vampire, sogar die Volturi, sind mit ihrer Bestimmung zufrieden. Die intelligenteren unter ihnen wollen aber wissen, warum die Cullens enthaltsam, »Vegetarier«, sind.
In Edwards Augen muss man sich nicht mit dem Los abfinden, das einem vom Schicksal zugeteilt wurde. Er versucht sich darüber zu erheben und die Grenzen des Schicksals auszuweiten. Er will seine menschlichen Wesensarten, die moralisch guten, so schwach ausgeprägt sie auch sein mögen, erhalten.
L URÜCK ZU SICH SELBST
Die Einstellung der Cullens zu Menschen variiert ebenso wie die möglichen Beziehungsformen.
Jasper ist als Letzter in die Cullen-Familie gekommen und muss sich grundsätzlich zur Enthaltsamkeit zwingen. Er
ist noch niemandem begegnet, den er so anziehend findet wie Edward Bella. Es dauert bei den Vampiren einige Jahre, manchmal Jahrzehnte, bis sich ein persönlicher Geschmack herausbildet, was den Geruch und das Aroma betrifft.
Emmett ist schon länger abstinent. Zwei Mal verliebte er sich so wie Edward jetzt. »Selbst die Stärksten haben ihre schwachen Momente«, erklärt Edward. Emmets Beziehungen endeten nicht gut. Bella und die Leser ahnen, wie. Daher fragt sie Edward, ob es unvermeidlich sei – das bittere Ende. Und ist überrascht, wie gelassen und leichtfertig sie über ihren eigenen Tod sprechen kann. Manchmal versichert Edward ihr, dass es vermeidbar sei, manchmal glaubt er selbst nicht daran, was zum Interregnum im zweiten Band führt. Am Anfang empfand er Bella wie einen Dämon, der ihn ruinieren will. Aber nach vielen Irrungen und Wirrungen, nach unzähligen »Mordgedanken«, nach einer Flucht bis nach Alaska, nach reiflichem Nachdenken, nach Verstärkung seiner Selbstdisziplin, gesteht er ihr auf der Lichtung seine Liebe: Sie sei nun das Wichtigste in seinem Leben. Aber auch dieses Geständnis ist keine Garantie für ewiges und ungefährdetes Zusammensein. Liebe und Tod liegen immer nahe beieinander. Auch in den Gesprächen. Das sorgt manchmal für Komik. Gemeinsam lachen sie über »den Aberwitz und die schiere Unwahrscheinlichkeit des Augenblicks«, in dem der Löwe dem Lamm seine Liebe gesteht. Dummes Lamm, abartiger und masochistischer Löwe.
Edward betont, dass er durchaus menschliche Instinkte habe, auch wenn sie vielleicht tief vergraben seien. Er vergleicht seinen Blutdurst mit dem Durst eines Alkoholikers und setzt diese Metapher noch einmal ein, um Bella ihren einzigartigen Geruch zu erklären. Seine Fixierung auf Bella sei wie die Leidenschaft eines Trinkers für einen edlen Cognac.
Das kostbare Getränk hebt sich schon beim Riechen von der Masse, beispielsweise von viel abgestandenem Bier, ab. Aber dann hält Edward den Vergleich mit Alkohol für zu schwach und spricht von Drogenabhängigen. Erstaunt will Bella wissen, ob sie wie Edwards Lieblingsdroge rieche, worauf Edward antwortet, dass sie nicht nur danach dufte, sondern dass sie selbst seine Lieblingsdroge sei.
Ein wesentliches Merkmal der neuen Vampir-Gattung ist die sogenannte »Rettung« sterbender Menschen. Es handelt sich um einen äußerst schwierigen Vorgang. Nur wenige der Cullens verfügen über die Selbstbeherrschung, die dafür notwendig ist. Und für den zu Rettenden ist sie sehr schmerzhaft.
Carlisle hat diese Form der Rettung als Erster vollzogen und damit den Grundstein des neuen Cullen-Vampirs gelegt. Er tat es aus Einsamkeit und vor dem Hintergrund einer besonderen Biographie: Als Sohn eines Geistlichen im Spätmittelalter in London geboren (»damals, als Monster nicht nur Mythen und Legenden waren...«, wie Edward sagt), erlebte er hautnah Horden kruder Untoter. Sein Vater war Anführer vieler Hetzjagden und
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