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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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nicht.«
    »Aber es tut mir fürchterlich leid. Ich bereue, was ich getan habe.« Die Tränen auf meinem Gesicht scheinen zu bewirken, dass mein ganzer Körper in Aufruhr gerät. Mir entfährt auf einmal ein tiefer Schluchzer. »Ich habe etwas Schreckliches getan. Es tut mir so leid. So fürchterlich leid.« Ivan mag sich mir gegenüber falsch verhalten haben, aber hatte er deswegen den Tod verdient? »Ich habe meinen Bruder umgebracht.«
    »Er war nicht dein Bruder«, erwidert M-X. »Und er hätte für dich keine einzige Träne vergossen.«
    Ich bin defekt, ein kaputter Klon von der schlimmsten Sorte. Ich habe Gefühle. Ich weine. Ich töte. »Bin ich ein Klon-Monster geworden?«, frage ich M-X.
    »Könnte sein, dass du anfängst auszuflippen«, antwortet sie. »Genauso gut ist es aber auch möglich, dass du in reiner Notwehr gehandelt hast, was nichts mit verrücktspielenden Hormonen zu tun hat, sondern ein Akt der Selbsterhaltung ist, eine instinktive Reaktion. Es ist noch zu früh, das zu entscheiden.«
    Aber ich habe jetzt noch ganz andere Sorgen, denn nach mir wird gefahndet. »Bin ich hier sicher? Wie kommt es eigentlich, dass die Menschen die Insel hier oder die Rave Caves nicht zurückerobern? Das könnten sie doch leicht.«
    »Laut Gesetz gehören diese Inseln des Archipels zum Territorium des Mainland«, sagt M-X. »Nur Demesne besitzt einen Sonderstatus und ist unabhängig. Für die Regierung auf dem Mainland sind diese Inseln wertlose Flecken auf der Landkarte. Demesne wurde mit viel Aufwand zu einem Luxusferienparadies für die Superreichen umgewandelt. Aber dort gab es auch vorher schon den fruchtbarsten Boden und die üppigste Vegetation. Die anderen Inseln sind es nicht wert, dass man dafür große Anstrengungen in Kauf nimmt. Zu schwierige Bedingungen. Und sich mit denen anzulegen, die sich dort angesiedelt haben, könnte zu einem langwierigen Krieg führen. Das wissen sie.«
    »Aber sie sind doch viel mächtiger. Mit ihrer Luftwaffe und ihren Bomben und all ihren anderen Waffen.«
    »Mächtiger, wenn es um die moderne Technologie geht. Aber die von uns, die hier auf diesen verfluchten Inseln leben, kennen sich im Gelände viel besser aus. Wir kennen alle Trampelpfade im Dschungel und alle Höhlen, in denen wir uns verstecken können. Das Militär auf dem Mainland hat größere Probleme, als sich ausgerechnet um diese winzigen Inselchen mitten im Ozean zu kümmern. Warum sollten sie diese wertlosen Inseln mit ihren kostbaren Waffen angreifen? Solange wir nicht Demesne angreifen, kümmert es sie nicht, was wir hier treiben.«
    »Also sind wir defekten Klone den Menschen total egal, weil wir für sie unbrauchbar geworden sind?«
    »Ja.«
    »Eigentlich großartig.«
    »Kann man so sehen«, murmelt M-X.
    »Aber Dr. Lusardi kann es doch nicht egal sein. Sie muss doch die Kontrolle über die kaputten Klone zurückzugewinnen versuchen.«
    »Auch nicht«, sagt M-X. »Für sie ist es nur wichtig, die Klone unter Kontrolle zu haben, die sich auf Demesne befinden. Dort sind Klone mit Defekten nicht tolerierbar. Die anderen kümmern sie nicht. Sobald sie von Demesne verschwunden sind, verschwendet sie keinen Gedanken mehr daran.«
    »Aber wie kann das sein? Die Menschen haben sie auf die Insel geholt, damit sie für sie Klone herstellt. Ihr Ruf leidet doch darunter – und bestimmt verdient sie auch weniger –, wenn kaputte Klone in den Rave Caves ihr Unwesen treiben.«
    »Das ist das Problem der Menschen, nicht ihres.«
    »Kapier ich immer noch nicht.«
    M-X fährt mit dem Finger über das Brandmal an ihrer Schläfe. »Als du in der Villa des Governor warst, hast du da jemals bemerkt, dass Dr. Lusardi vorbeigekommen wäre, um bei den Klonen aus ihrem Labor einen Check-up zu machen? Hat sie jemals am Leben auf der Insel teilgenommen? Oder sich auch nur außerhalb ihres Labors gezeigt?«
    »War mir bisher gar nicht aufgefallen. Aber wenn du es jetzt sagst …«
    »Lusardi kümmert das alles nicht, weil Lusardi selbst eine Maschine ist. Ihre einzige Aufgabe ist es zu dienen, wie bei uns auch.«
    »Ha – wie bei einem Klon!«
    »Lusardi ist ein Klon. Ein Replikant der ursprünglichen Dr. Larissa Lusardi, einer hochbegabten Wissenschaftlerin mit einer unseligen Vorliebe für Rechtschaffenheit. Als sie zu heftig dagegen protestierte, dass ihre Klone wie Sklaven gehalten wurden, hat man sie umgebracht. Mittels der von ihr selbst entwickelten Technik wurden ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auf ihren Klon

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