BETA (German Edition)
herausragenden Sportlerin, aber ihr impulsiver Charakter stand ihr dabei im Weg. Kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag wurde ich neunzehn und hatte beschlossen, zum Militär zu gehen. Im Wasser verstanden wir uns hervorragend, da war sie ganz in ihrem Element. Aber was den Rest betrifft, da war schwer mit ihr auszukommen. Sie war unglaublich egozentrisch und stur. Und sie versuchte dauernd, mich in eine Beziehung hineinzuziehen. Ich fühlte mich auch sehr stark zu ihr hingezogen, aber ich fand sie noch nicht reif genug für eine echte Beziehung. Doch eines Abends, nur wenige Tage vor meiner Abreise auf die Base, gab ich der Versuchung schließlich nach. Sie provozierte mich. Und ich konnte nicht länger widerstehen. Am nächsten Morgen beendete ich die Sache zwischen uns sofort. Ich erklärte ihr, es sei ein Fehler gewesen; dass sie noch zu jung sei, zu unbesonnen. Ja, und dann war ich auf der Militärakademie und hörte von ihr nur noch, dass sie allmählich immer wilder und unbeherrschter wurde, bis es schließlich zu dem Vorfall bei dem Zeltausflug kam. Seither gilt sie als vermisst.«
»Ich dachte immer, Aquinos binden sich fürs Leben. Wie hast du dann mit ihr Schluss machen können?«, frage ich ihn. Es gibt für mich keinen Grund, meine First zu verteidigen. Aber mir fällt auf, dass mein Tonfall anklagend ist.
»Auch Aquinos machen mal Fehler«, antwortet er. »So wie ihr. Wir sind nicht immer hundertprozentig perfekt. Ich habe versagt, das gebe ich zu. Es hätte nicht vorkommen dürfen, dass ich Zhara so behandle, wo wir doch alles miteinander geteilt haben. Trotzdem ist es geschehen.« Er berührt mit den Füßen den Boden und schaut mich an. »Ich habe mich herzlos verhalten und ganz anders, als es eigentlich der Natur meines Volkes entspricht. Darauf bin ich alles andere als stolz. Und jetzt bist auf einmal du da.«
Hallo, Sonne, möchte ich am liebsten zu den Strahlen sagen, die den Aquino zu einer Lichtgestalt verklären, sei lieber mal vorsichtig. Alexander Blackburn ist vielleicht doch kein Engel.
Er war ehrlich zu mir. Das weiß ich zu schätzen.
Ich schwimme um ihn herum und mustere ihn auf dieselbe Art und Weise, wie die Menschen mich so oft gemustert haben. Er gefällt mir. Seine wohlgeformten Muskeln an Brust und Oberarmen. Seine goldbraune Haut. Seine blonden Haare. Seine türkisblauen Augen, die mich jetzt so intensiv anschauen. Voller Begehren.
Alex schwimmt wieder los und diesmal jagt er mich. Ich lache, als er unter mir und neben mir durchs Wasser schießt, und mache mit ihm dasselbe. Gemeinsam vollführen wir einen Wassertanz, von dem ich weiß, dass er ihn unzählige Male mit ihr getanzt hat.
Aber jetzt tanze ich ihn. Sie ist nicht mehr da. Wenn ich will, gehört er mir.
Habe ich denn die Wahl, etwas anderes zu wollen?
Ich lasse zu, dass er mich fängt. Wir sind beide außer Atem. Er hat seine Arme um mich geschlungen und zieht mich nahe zu sich heran. Ich schaue in seine türkisblauen Augen und weiß, dass er nicht Tahir ist. Aber ich bin mit ihm zufrieden.
Mit Alex kann ich mich der Armee der defekten Klone in den Rave Caves anschließen. Alex kann mir alles beibringen, was ich können muss, um mich auch an der Revolte zu beteiligen. Um zu Recht das Symbol ihres Freiheitskampfes zu sein, das sie in mir sehen wollen. Sie wollen sich gegen die Unterdrückung erheben, ich begehre auch dagegen auf. Ich will meinem Leben einen Zweck und einen Sinn geben, es nicht vergeuden wie Zhara. Ich will vollenden, was Xanthe und Miguel angefangen haben.
Alex wird sich um das Wesen kümmern, das in mir heranwächst. Er ist nicht meine große Liebe. Aber er wird mir ein großartiger Gefährte sein. Meine Entscheidung ist gefallen. Ich werde seinem Ruf folgen. Dem Lockruf seiner kräftigen Arme und seiner starken Schulter, an die ich mich lehnen kann. Mich in seine Arme zu schmiegen, kommt mir auf einmal sehr verlockend vor.
Plötzlich durchströmt mich alles, was auch Zhara für ihn empfunden haben muss – Zärtlichkeit, Begehren, Liebe, Leidenschaft. Ich schlinge im Wasser meine Beine um seine Hüften. Er drückt mich fest an sich und mein Herz beginnt zu rasen.
»Ja?«, fragt er mit seiner rauen Stimme.
»Ja«, murmle ich.
Alex’ Lippen nähern sich meinen, und meine Lippen öffnen sich, um seinen zu begegnen. Die Sonne, das Wasser, dieser Augenblick: Wir haben uns gefunden.
Ins Wasser springen. Schwimmen. Küssen. Uns umar-men.
So vergeht der Tag. Dann kündigt die tiefer stehende
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