BETA (German Edition)
wirklich«, meint Tahir achselzuckend. Wie kann das sein, wo Raxia doch das allergrößte Ding überhaupt sein soll? Vielleicht ist das ja gar nicht der Fall. Oder vielleicht sollte ich besser nicht so viel darüber wissen wollen – und auch nicht über diesen Jungen.
Sechzehntes Kapitel
E s ist Teatime für Mutter und Tochter. Allerdings auf unterschiedlichen Stockwerken der Villa des Governor.
Oben auf der Terrasse haben sich Mutter und ihre Freundinnen, die Society-Ladys von Demesne, zu einer Nachmittagsteeparty zusammengefunden, um den bevorstehenden Governor-Ball zu besprechen. Wein wird in deutlich größeren Mengen getrunken als Tee. Liesel und ich können das Gekicher und Gelächter der Ladys, die sich offensichtlich prächtig amüsieren, durch die Holzplanken bis hinunter in den überdachten Innenhof hören, in dem Liesel und ich unsere eigene Teeparty veranstalten. Wir sitzen dort an einem kleinen, runden Bistrotisch mit weißer Tischdecke, trinken aus hauchdünnen chinesischen Tassen heiße Schokolade und knabbern an Erdnussbutter-Cookies. Liesel hat sich eine Schweigeparty gewünscht, sodass wir nun dem Gespräch über uns lauschen und – als wären wir Pantomimen – die Reaktionen der Damen auf die Klatschgeschichten nachspielen.
Gerade stößt ein neuer Gast zu der lärmenden Runde. »Entschuldigung, meine Damen!«, sagt eine Stimme. Liesel tippt auf eine imaginäre Armbanduhr. Ich mache es ihr nach und schüttle dabei den Kopf. Wir formen beide mit den Lippen Z u spät! und verdrehen die Augen. Die Stimme der neu Hinzugekommenen klingt wie die von Mrs Beauty Queen. »Wegen des schlechten Wetters auf dem Mainland hat sich meine Rückreise nach Demesne leider etwas verzögert. Ich bin erst vor einer Stunde angekommen. Grässlicher Flug! Wenn ich dann aber die süße Luft hier einatme, fühle ich mich gleich wieder erholt. Alle Anspannung fällt sofort von mir ab.«
»Ja, so ist es!«, seufzen die Damen gemeinsam.
»Von dem Ausflug aufs Mainland wusste ich gar nichts«, sagt Mutter. »Biome City?« Sie klingt eifersüchtig.
»Ja«, sagt Mrs Beauty Queen. »Ein paar dringende Geschäfte, die dort von meinem Mann erledigt werden mussten. Und auch etwas Shopping!«
»Hat bestimmt Spaß gemacht«, sagt Mutter.
»Ach, natürlich ist so ein Ausflug in die wirkliche Welt immer unglaublich spannend. Aber mit unserem Paradies hier auf Demesne ist es doch nicht zu vergleichen. Hätte ich fragen sollen, ob eine von euch vielleicht mitkommen will? Ich weiß doch, dass ihr nicht alle ein eigenes Flugzeug habt, um nach Belieben die Insel zu verlassen. Mein Mann und ich nehmen gern immer mal wieder jemanden mit. Fragen kostet nichts!«
»Danke, sehr großzügig!«, antworten die Ladys im Chor.
Liesel breitet die Arme weit aus und ahmt ein Flugzeug nach. Ich mache es ihr nach.
»Hier auf Demesne ist es so schön«, antwortet Mutter. »Warum sollte ich die Insel verlassen wollen?«
Liesel fährt sich mit der Hand an den Mund und reißt die Augen weit auf. Sie weiß, dass Mutter lügt. Wie oft hat Mutter beim Abendessen dem Governor schon in den Ohren gelegen, dass fast alle ihre Freundinnen Flugzeuge hätten, die sie überallhin bringen könnten, wann immer sie wollten – nur sie hätten keins. Warum nur? Sie würde so gern nach BC zu den Modeschauen fliegen oder auch mal Astrid besuchen. »Du kannst doch deine Freundinnen bitten, dich mitzunehmen«, entgegnet der Governor darauf jedes Mal, und auch Mutters Antwort darauf ist jedes Mal gleich. »Ich will sie aber nicht bitten müssen. Wir sollten unser eigenes Flugzeug haben. Es ist mir so unangenehm, sie zu bitten.« Woraufhin der Governor ihr immer unweigerlich erklärt: »Dann verdiene du doch eine Milliarde, damit wir uns das Landerecht auf der Insel kaufen können. Als ich letztes Mal auf unserem Bankkonto nachgesehen habe, fehlten dazu immer noch mehrere Hundert Millionen.«
»Meine Damen, wer von euch hatte denn schon die Ehre, den neuen Sekretär kennenzulernen, der uns von der Militärakademie geschickt worden ist – den Aquino?«, fragt jetzt eine Stimme, die die von Greers Mutter sein muss.
Einige Frauen seufzen verzückt auf.
»Ein Aquino hält sich auf der Insel auf?«, fragt eine andere Stimme. »Ich dachte, die verlassen ihre Siedlungen nicht?«
»Das stimmt ja meistens auch«, sagt Greers Mutter. »In seinem Fall gilt das wohl nicht.«
»Ich habe ihn gesehen«, sagt Mutter. »Wirklich ein besonders attraktives männliches
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