BETA (German Edition)
schon besser. Jetzt beeil dich, damit du fertig wirst.« Demenzia spricht weiter über die Beziehung zwischen Astrid und Tahir. »Außerdem wollte Astrid nie mehr irgendwohin mit ihm Ausflüge unternehmen, weil sie dauernd nur gelernt hat, und Tahir wollte einfach überallhin. Erinnert ihr euch? ›Hey, Leute, ich glaub, ich werd mal einen Hovercopterflug über die Alpenkette einlegen und danach geht’s zum Snowboard-Racing in den Himalaja.‹ Und sie saß da und hat sich vor Kummer nach ihm verzehrt.«
»Ehrlich, ich hab sowieso nie so ganz verstehen können, was Astrid mit so einem draufgängerischen Playboy wie Tahir wollte. Er war so total das Gegenteil von ihr.«
»Aber schon einfach ein toller Typ.« Demenzia seufzt. »Wir sollten uns das noch mal geben, Mädels.« Sie beugt sich zum Sofatischchen vor, um auf dem Holoframe auf Play zu drücken. Vor uns erscheint eine Holografie mit Tahir beim letztjährigen Governor-Ball. Der Clip zeigt Tahir in einem schwarzen Smoking mit – passend zu seinen Augen – haselnussbraunem Revers, wie er Astrid auf der Tanzfläche herumwirbelt und dann ihren Oberkörper so weit zurückbeugt, dass ihr Kopf beinahe den Boden berührt. »Ich küsse die Erde, über die dein Kopf spaziert«, hört man ihn ihr ins Ohr flüstern. Astrid lacht und er drückt sie fest an sich. Die Blicke aller Frauen rings um das tanzende Paar sind auf Tahir gerichtet. Er schenkt ihnen allen ein Lächeln mit seinen korallenroten Lippen und den wie Perlen schimmernden Zähnen, dann widmet er sich wieder ganz Astrid. »Hallo, du Schöne«, murmelt er. Ihr Gesicht erstrahlt wieder.
»Na ja«, meint Greer, als der Clip zu Ende ist. »Da haben wir ihn. In Höchstform. Aber Astrid liebte ihn und er hat noch nicht mal seinen Eltern gestehen wollen, dass sie mehr als nur einen kurzen Flirt miteinander hatten. Er hat sie echt benutzt.«
»Karma«, sagt Demenzia. »Von einer höheren kosmischen Warte aus betrachtet war dieser Unfall kein Zufall.«
»Glaubst du, sie treffen sich manchmal in Biome City?«, fragt Greer.
»Bezweifel ich«, sagt Demenzia. »Tahir ist dafür viel zu sehr der Ex-und-hopp-Typ.«
Ich bin mit Demenzias Zehennägeln fertig. »Soll ich dir deine auch lackieren?«, frage ich Greer.
Greer denkt einen Augenblick nach. »Nein, heute nicht. Ich glaub nicht, dass es dem Aquino gefallen würde«, antwortet sie dann.
»Dem Aquino?«, frage ich.
»Dem Sekretär, der von der Militärakademie hergeschickt wurde, um eine Zeitlang für meinen Vater zu arbeiten. Ich hab mich so in verliebt, dass es schon nicht mehr lustig ist. Er ist ein Aquino, deshalb steht er wahrscheinlich auf Mädchen mit einem natürlichen Look, die keinen Nagellack tragen. Wer ein Aquino ist, hat sich ja zu Demut und Bescheidenheit und was sonst noch alles verpflichtet.«
Aquinos . Mein Interface spielt mir ein, dass es sich dabei um eine beinahe klösterliche Sekte handelt, deren Mitglieder sich geschworen haben, den Weg der Vervollkommnung zu beschreiten. Sie gelten als friedlich und tiefgläubig, und ihre DNA wurde genetisch so manipuliert, dass sie von beinahe vollkommener Kraft und Schönheit sind. Und sie haben nur eine Schwäche, wenn man dies überhaupt so nennen will, sie binden sich nur aus Liebe und sind konsequent monogam. Wen sie einmal als Partner auserwählt haben, dem bleiben sie bis ans Lebensende treu. An leidenschaftliche Affären oder auch Sex als Zeitvertreib glauben sie nicht.
»Der Aquino ist letzte Woche auch zu uns gekommen, hab ich euch das schon erzählt?«, sagt Demenzia. »Ich bin fast umgekippt, als ich ihn gesehen habe! Was für ein schöner Mann, fast wie ein Gott! Er hat eine Befragung bei unserem Dienstpersonal durchgeführt, für den alljährlichen Bericht für die Replikanten-Rechte-Kommission. Seine Stimme ist unglaublich sexy und heiser, aber er hat das Gesicht eines Engels. Ich wünschte, er würde mich mal interviewen!« Sie fährt mit den Fingern über die Schwertliliennarbe an ihrer Schläfe.
Greer schiebt Demenzias Hand sanft fort und legt dann ihre eigene Hand auf Demenzias Narbe, zieht mit dem Zeigefinger die Linien nach. »Meine liebe, süße, kleine Demenzia«, sagt sie. »Ich muss gleich weinen. Warum machst du solche Sachen?«
Demenzia zeigt auf mich. »Weil ich so sein möchte wie Elysia. Ich will nichts mehr spüren. Ich will keinen Schmerz mehr empfinden.«
Als sie genug von ihrem BiomeFlightFight-Game in der FantaSphere haben, gesellen die Jungs sich wieder zu den
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