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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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er ihn zerschmettern.
    „Nein!“, schrie Calliope, aber sie stolperte und prallte gegen Clios Begleiter.
    „Langsam, signorina .“ Sein Akzent machte deutlich, dass er keineswegs ein Zigeuner, sondern ein waschechter venezianischer Patrizier war.
    „Ach, lassen Sie ihn los“, sagte Clio und verbarg das Gesicht in den Händen. „So gerne ich diese edle Nase bluten sähe, das bringt uns nicht weiter. Wir sind überführt, und Seine Gnaden wird zweifellos dafür sorgen, dass wir gehenkt werden.“
    Gehenkt? Ihre Schwester am Galgen, das war zu viel für Calliope. Sie stürzte auf Clio zu und zog sie an sich. Erschöpft und resigniert barg Clio den Kopf an ihrer Schulter.
    „Tja, Miss Chase, auch hierin irren Sie sich“, sagte der Duke leise. Cameron ließ zögerlich von ihm ab, und er rappelte sich auf und klopfte sich den Staub vom Rock. „Mit dem Liliendieb-Unsinn muss Schluss sein, aber ich glaube nicht, dass dafür ein Strick nötig sein wird.“
    „Und Sie glauben sich imstande, mich davon zu überzeugen?“, fragte Clio verächtlich.
    „Ich nicht, aber dieses Schriftstück vielleicht.“ Er zog ein zusammengefaltetes Blatt aus seinem Rock.
    „Was ist das? Ein Haftbefehl?“
    „Keineswegs: ein Brief vom Direktor der Altertumsgesellschaft, Lord Knowleton. Einem Freund Ihres Vaters, soviel ich weiß.“
    „Was hat Lord Knowleton denn mit dieser Angelegenheit zu tun?“
    „Eine ganze Menge. Er und viele andere Mitglieder der Gesellschaft, darunter auch Sir Walter, hatten große Sorgen, dass weitere wertvolle Objekte wie dieser Sarkophag hier abhanden kommen könnten. Oder diese Artemis. Sie erinnerten sich an die Geschichten aus meiner wilden Jugend.“ Der Duke warf Cameron, der wachsam neben Calliope Position bezogen hatte, einen raschen Blick zu. „Damals habe ich mich mit einigen nicht sehr achtbaren Gestalten angefreundet, und ein paar dieser Verbindungen bestehen bis heute. Sie wussten auch, dass ich ein recht erfolgreicher Sammler bin.“
    „Recht erfolgreich?“, stieß Clio hervor. „Halb Griechenland und Ägypten verstauben in Ihrem Haus!“
    „Sie vergaßen Assyrien, meine Liebe. Ich besitze einige ganz passable Löwenstatuen.“
    „Aber was hat es nun mit der Altertumsgesellschaft auf sich?“, hakte Clio nach, die den Schock offenbar schon überwunden hatte.
    „Gemach, gemach. Lord Knowleton kam also zu mir und bat mich, meine alten Verbindungen spielen zu lassen, um den Diebstählen auf den Grund zu gehen. Denen des Liliendiebs und vielen anderen, weniger spektakulären. Nicht nur in England, sondern auch in Italien und Frankreich. Ich spüre all diese Objekte wieder auf, bringe sie an mich und sorge dafür, dass sie zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgelangen.“ Averton legte der Alabastergöttin sacht die Hand auf die goldene Sandale. „Verstehen Sie? All diese wundervollen Dinge gehören mir gar nicht. Und da ich nicht erwarte, dass Sie mir glauben …“ Er reichte Clio den Brief. „Sehen Sie die Unterschriften und das Siegel? Dieses Dokument beschreibt meinen Auftrag. Ich habe darauf bestanden, für den Fall, dass ich mich würde erklären müssen.“
    Angespannt las Clio das Schreiben. Calliope spähte ihr über die Schulter. „Es scheint echt zu sein“, meinte sie.
    „Wie sind Sie auf mich gekommen?“, fragte Clio und faltete das Blatt wieder zusammen.
    „Sie waren wirklich geschickt“, sagte der Duke anerkennend. „Erst als mir durch einen Zufall die Liste Ihrer Kontakte zugespielt wurde, habe ich die Zusammenhänge erkannt. Ich wusste, dass die Alabastergöttin der geeignete Köder sein würde, um den Liliendieb aus seinem Versteck zu locken. Sie passte genau in Ihr Beuteschema: schön, einzigartig und aus einer heiligen Stätte stammend.“
    „Sie war nur ein Köder?“
    „Oh nein, meine Liebe, viel mehr als das. Mein Vater hat sie vor vielen Jahren gekauft, aber das selbstsüchtige alte Ungeheuer hat sie versteckt gehalten. Ich habe erst von ihr erfahren, als ich ihn beerbte. Sie ist das einzige Objekt in dieser Kammer, das wirklich mir gehört.“
    Der Duke betrachtete versonnen Clios Züge; dann wandte er sich ab. „Wir sollten zu den anderen zurückkehren. Inzwischen hatten sie genug Zeit, um ihren Klatsch über uns auszutauschen. Und räumen Sie Ihr Werkzeug weg. Hier steht nun wirklich schon genug Zeug herum.“
    Ohne sich umzublicken, stieg er die Treppe hinauf. Calliope wusste nicht, was zu tun war. Ihr alter Sinn fürs Praktische war wie

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