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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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All das hatte sie verändert, sodass sie sich zumindest vorübergehend freier gefühlt hatte.
    War es wirklich Yorkshire? Oder eher Cameron? Cameron, der sie im Mondlicht geküsst hatte, bis ihr ganz schwindelig gewesen war. Den sie begehrt hatte wie noch nie einen Menschen. Der gestern Abend den Duke zu Boden geworfen hatte, um Clio und sie zu beschützen. Und der ihr seine Erkenntnis verschwiegen hatte, dass Clio die Diebin war.
    Calliope massierte ihre Schläfen. Cameron, Averton, Clio: Keiner war der, für den sie ihn gehalten hatte. Das starke Fundament, auf dem sie ihr Leben aufgebaut zu haben glaubte, hatte sich als Sand erwiesen. Worauf sollte sie neu aufbauen? Wessen konnte sie sich wirklich sicher sein?
    „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte Clio leise. Calliope öffnete die Augen. Ihre Schwester war so hübsch wie immer, aber sie wirkte nervös, wie zur Flucht bereit.
    „Natürlich.“ Sie rückte auf dem Baumstamm beiseite, und Clio nahm neben ihr Platz.
    Eine Weile lauschten beide schweigend dem Rauschen des Wassers. Dann sagte Clio: „Es tut mir so leid, dass ich dich hintergangen habe, Clio. Es war schrecklich, und ich habe täglich damit gerechnet, dass du mir auf die Schliche kommen würdest.“
    „Ich? Niemals. Ich war doch völlig verblendet.“
    „Vielleicht wolltest du es nicht sehen. Genau wie ich.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich meine den Duke.“ Clio schüttelte den Kopf. „An dem Mann war doch ganz offenkundig etwas faul. Ich dachte, er wäre einfach von mir besessen. Stattdessen hat er ganz zielstrebig seinen Auftrag erfüllt, und ich habe es nicht bemerkt.“
    Calliope dachte daran, wie der Duke ihre Schwester immer gemustert hatte. „Wir waren alle so dumm.“
    „Vielleicht hätte ich dich wirklich einweihen sollen. Schließlich wollen wir letztlich dasselbe.“
    Calliope lachte. „Ich hätte mich nie getraut, irgendwo einzubrechen – oder mich mit furchterregenden Gestalten wie diesem Marco zu verbünden.“
    Auch Clio lachte, und ihre Wangen wurden rosig. „Oh, Marco ist ganz in Ordnung. Aber ich meinte eigentlich, dass wir beide nur die Alabastergöttin schützen wollten, und alles, wofür sie steht.“
    „Das stimmt.“ Wieder verstummten sie, aber diesmal war das Schweigen weniger bedrückt. Schließlich streckte Calliope die Hand aus, und Clio ergriff sie. „Von jetzt an kannst du mir immer alles sagen, Clio. Ich habe begriffen, dass ich mich mit meinen Urteilen zurückhalten sollte, solange ich nicht alle Fakten kenne. Nur versprich mir, dass du nie wieder so ein Risiko eingehst. Wir Musen müssen doch zusammenhalten.“
    Clio antwortete nicht, sondern starrte die große schwarze Kutsche an, die gerade um die Ecke bog. Als das Gefährt über die Brücke rollte, waren kurz einige rotblonde Locken und eine Hand mit wertvollen Smaragd- und Rubinringen zu sehen. Dann brauste es davon, gefolgt von einem Wagen voller Truhen und Koffer. In der Mitte war – trotz der schweren, schützenden Segeltuchschichten klar erkennbar – Artemis festgezurrt.
    Clio sah dem kleinen Zug hinterher, bis der Staub sich gelegt hatte. „Ich verspreche dir, dass der Liliendieb gestorben ist.“ Sie zog eine welke weiße Lilie aus ihrem Umhang, die sie zweifellos gestern an der Stelle der Alabasterfigur hatte zurücklassen wollen, und warf sie in den Fluss.
    Calliope war aufgefallen, dass das Versprechen sich nicht auf andere Risiken bezog, aber immerhin, ein Anfang war gemacht.
    „So. Und nun zu dir. Was ist mit dir und Lord Westwood?“
    Ja, was war mit ihnen? Kaum dass sie sich Hoffnung gemacht hatte, an seiner Seite die Last der selbst auferlegten Verantwortung abschütteln und endlich sie selbst sein zu können, musste sie durch ihr dummes Verhalten wieder alles zerstören …
    „Ich glaube nicht, dass daraus etwas wird. Er hat bestimmt die Nase voll davon, mir bei meinen dummen Plänen zu helfen und durch irgendwelche dunklen Gänge zu schleichen.“
    „Oh, Callie, nun versteh es doch: Dieser Mann ist für dich bestimmt, und du bist die Richtige für ihn! Denn ihr beide würdet mit euren Verschrobenheiten jeden anderen Bewerber nur unglücklich machen.“ Sie lachte theatralisch auf. „Das ist der Fluch der Chase-Musen. Mit dem Normalen geben wir uns nie zufrie den. Wenigstens du hast jemand gefunden, der genauso exzentrisch ist. Wir anderen sind wohl zur Einsamkeit verdammt.“
    Genau in diesem Moment stieß Thalia einen Amazonenschrei aus. Mit ausgestreckten Armen stand sie

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