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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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ihren Augen wich und sich in ihrem Lachen verriet. Ihn verlangte nach der sengenden Hitze dieses Feuers. Er war lang genug allein durch diese kalte Welt gezogen.
    Für den Rest seines Lebens brauchte er Calliope an seiner Seite, um mit ihr zu streiten, sich über sie aufzuregen, sie zu küssen und zu lieben. Wenn es ihm nur gelänge, ihre Liebe zu gewinnen und diese Flamme endgültig zu befreien!
    Aber wie, verdammt, konnte er ihren Starrsinn überwinden?
    Cameron trat kräftig gegen die Wand und spürte den Schmerz kaum.
    „Wo ist Calliope?“, fragte Clio hinter ihm. Sie kam mit einer Laterne in der Hand den Gang entlang. Man sah ihr nicht mehr an, dass sie versucht hatte, eine Albasterstatue loszubrechen; sie wirkte kühl und elegant; sogar ihr Haar war makellos geordnet.
    Diese wiedergewonnene Haltung gab ihm neue Hoffnung, denn sie erinnerte ihn daran, dass die Musen wechselhaft waren. Calliopes Zorn würde irgendwann verrauchen.
    „Sie ist vorausgegangen. Sie hat … äh … darauf bestanden, allein zu sein.“
    „Ein kleiner Wutanfall? Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Aber dank meiner Missetaten war es ja auch ein nervenaufreibender Abend.“
    „Allerdings, violette Hyazinthe. Oder lieber Liliendiebin?“
    „Clio reicht völlig, wo wir doch bald verwandt sein werden.“
    „Sofern Ihre Schwester mir vergibt.“
    „Was denn vergeben, Lord Westwood? Dass Sie meinen Standpunkt verteidigt haben?“ „Das – und dass ich sie nicht gleich eingeweiht habe, als ich herausgefunden habe, dass Sie der Dieb sind.“
    „Ah! Womit habe ich mich denn verraten?“
    „Angesichts meiner klassischen Bildung ist es eigentlich beschämend, dass ich nicht früher darauf gekommen bin. In Lord Kenleighs Bibliothek hängt ein Bild von den Musen. Mit Klio, der Mutter des Hyakinthos.“
    „Ja, dieser Tarnname war ein Fehler. Obwohl die Namen für die Eingeweihten alle etwas mit der jeweiligen Person zu tun haben sollten.“
    „Wer ist Marco? Der goldene Falke?“
    „Ja.“ Sie lächelte. „Er hat einen Hang zum Dramatischen, wie die meisten Venezianer.“ „Und hoffentlich einen gesunden Fluchtinstinkt.“ „Ja, er ist durch den Tunnel verschwunden, der in der Nähe von Kenleigh Abbey mündet.“
    „Die Stufen im Garten.“
    „Diese Ferien waren ein Gottesgeschenk. Yorkshire ist seit den Tagen der Schmuggelei von Geheimgängen nur so durchlöchert.“
    „Und die Göttin?“
    „Noch in der Kammer, natürlich. Ich weiß, wann ich mich geschlagen geben muss – vorläufig zumindest.“
    Als er das entschlossene Glitzern in ihren grünen Augen sah, hätte er beinahe Mitleid mit dem Duke empfunden: Eine Muse zu lieben, konnte ein Fluch sein.

23. KAPITEL

    „Bald wird es Zeit, in die Stadt zurückzukehren“, sagte Emmeline, die am Flussufer nach Wasserpflanzen suchte.
    Calliope beugte sich geistesabwesend über den Skizzenblock, auf dem sie bislang nur die ersten Konturen der Brücke zustande gebracht hatte. „Ach ja, für deinen Verlobungsball.“
    „Ja. Wenigstens ein greifbares Ergebnis haben diese Ferien erbracht, wenn wir schon den Liliendieb nicht gefasst haben.“
    „Und? Wirst du mit Mr. Smithson glücklich sein?“
    „Ich glaube schon. Er ist so gutherzig, dass ich immer meinen Willen bekommen werde.“ Emmeline legte ihre Ausbeute in einen Korb und klopfte sich die Hände ab. „Und wann wird deine Verlobung bekannt gegeben?“
    „Meine?“ Calliope beugte sich noch tiefer über den Block, um ihr rotes Gesicht zu verbergen. „An wen denkst du dabei?“
    Emmeline zuckte mit den Achseln. „Als du gestern beim Duke wieder zu uns gekommen bist, warst du so bleich. Als wäre etwas Überraschendes passiert. Ich dachte …“
    Calliope seufzte. Bleich? Kein Wunder; die Minuten in der Schatzkammer des Dukes waren die schwierigsten in ihrem ganzen Leben gewesen. Sogar jetzt, nachdem sie darüber geschlafen hatte, wusste sie nicht, was sie von all dem halten sollte. Den Liliendieb hatte sie immer verachtet, ihre Schwester aber geliebt.
    Sie sah zu Clio hinüber, die mit Thalia auf einem großen, flachen Stein unter der Brücke saß und die Beine baumeln ließ. Beim Frühstück und auf dem Weg hierher hatte Clio den Blickkontakt gesucht, aber Calliope wusste, dass sie sie nicht drängen würde.
    Mr. Smithson rief nach Emmeline, sodass Calliope um eine Antwort herumkam. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Trotz all der Aufregung würde Yorkshire ihr fehlen. Diese Weite, diese stille, silbrige Magie …

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