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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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weggeblasen. Alles, wofür sie sich eingesetzt hatte, war ausgelöscht. Sie schüttelte den Kopf. „Warum nur, Clio? Es fehlt uns doch an nichts.“
    „Callie, du kannst doch nicht glauben, dass ich für Geld stehlen würde? Wie gern hätte ich dich eingeweiht; es war eine Qual, dich zu belügen! Aber diese Arbeit war zu wichtig, wichtiger als meine persönlichen Sorgen.“ Clio, den Tränen nah, suchte Camerons Blick. „ Sie verstehen es, nicht wahr, Lord Westwood? Sie haben die Stücke Ihres Vaters nach Griechenland zurückgeschickt.“
    „Ja, aber es waren meine Stücke.“
    Clio reckte das Kinn. „Die Leute, die diese Schätze gehortet haben, waren nicht ihre wahren Eigentümer. Sie haben sie aus ihrer Heimat gestohlen.“
    „Clio, hast du denn bei all dem nie an uns gedacht? An Vater und die Mädchen? Was, wenn du festgesetzt worden wärst?“
    „Doch, natürlich. Ich habe in meinem Zimmer Briefe an dich versteckt, in denen ich alles erklärt habe. Aber dazu kam es nicht: Ich war vorsichtig und hatte hervorragende Helfer.“ Sie lächelte den jungen Italiener an. „Nicht wahr, Marco?“
    Er lächelte breit, und auf einmal bemerkte Calliope, wie gut der stille Gefährte ihrer Schwester aussah. „ Sì, signorina. Ihre Schwester, Signorina Calliope, ist die beste Schmugglerin in ganz England.“
    „Na, damit kann ich bei Almack’s richtig Eindruck schinden“, murmelte Calliope.
    „Es tut mir wirklich unendlich leid, Callie“, flüsterte Clio. „Aber es musste doch sein.“ Dann half sie Marco, das Werkzeug zusammenzupacken.
    „Komm, Calliope.“ Cameron nahm sie sanft am Arm. „Es ist kalt hier, und du siehst aus, als könntest du einen starken, heißen Tee vertragen. Mit einem ordentlichen Schuss Brandy darin.“
    Wie betäubt folgte sie ihm. „Meine eigene Schwester … Wie konnte ich nur so blind sein?“
    „Vielleicht hast du die Ahnung unterdrückt. Es ist schwer, sich die Schwächen derer einzugestehen, die man liebt. Fast so schwer wie bei eigenen Fehlern.“
    Calliope dachte daran, wie Clio das Medusa-Kostüm verbrannt hatte. So still, so ernst, so sehr auf der Hut vor dem Duke. „Ja, vielleicht habe ich die Augen davor verschlossen. Ich verstehe das alles nicht …“
    „Sie hat wohl wirklich geglaubt, das Richtige zu tun.“
    Calliope blieb stehen und musterte ihn. In seinen Augen las sie Mitgefühl und … Mitleid. Er bemitleidet sie und fand, dass Clio im Recht war!
    Auf einmal erschienen ihr seine Gelassenheit und seine Fürsorglichkeit in einem ganz anderen Licht, und sie wurde wütend. Am liebsten hätte sie ihn geschlagen, so wie er den Duke. „Dich scheint Clios Geständnis ja nicht weiter überrascht zu haben.“
    Sein Blick wurde unruhig. „Calliope, hör doch. Ich wollte es dir später sagen, weißt du noch?“
    „Du hast es also gewusst?!“
    „Noch nicht lange. Der Name hat mich darauf gebracht: violette Hyazinthe.“
    „Und warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Du hast mich ins offene Messer laufen lassen. Du hast nicht verhindert, dass ich da unten über Clio und diesen Mann stolpere. Du hast nicht verhindert …“ Dass ich mit dir schlafe. Auf einmal wurde ihr alles zu viel. Sie wollte nur noch weinen und toben – ihre kindischen Gefühle ebenso kindisch und unbeherrscht ausleben.
    Alle, die sie liebte, hatten sie betrogen. Hatten sie belogen, angeblich zu ihrem eigenen Besten. „Ich will nach Hause.“ Sie drängte an ihm vorbei zur zweiten Treppe. „Ich bin das alles so leid.“
    „Calliope, bitte hör mir zu!“ Aber sie drehte sich nicht um, sondern beeilte sich, wieder ans Licht und unter die Leute zu kommen. Fort von der kalten, unheimlichen Schatzkammer, zurück in die normale Welt. Aber noch während sie lief, ahnte sie, dass ihre Welt nie wieder ganz die alte werden würde.
    Cameron widerstand dem Verlangen, Calliope nachzulaufen und sie zu zwingen, ihn anzuhören. Dafür kannte er sie inzwischen zu gut – und ihre Schwester. Die Chases waren halsstarrig, mit Gewalt war da nichts zu machen. Nur behutsame, geduldige Überzeugungskunst versprach Erfolg. Averton würde das wohl nie begreifen, im Unterschied zu ihm.
    Es war ja gerade dieser Eigensinn, dieser starke Wille, den er an Calliope so liebte. Diese Selbstgewissheit, die Leidenschaft für eine gerechte Sache – selbst wenn diese Sache nicht die seine war. Sie hatte ein Feuer, das sie hinter ihrer kühlen Fassade und den dezenten weißen Kleidern gut verborgen wähnte, das aber nie ganz aus

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