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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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habe dort angerufen und mich als Halbbruder ausgegeben. Seine Eltern leben nicht mehr und sonst hat er keine nahen Verwandten. Meine Tarnung könnte auffliegen, wenn wir gemeinsam dort reinplatzen. Ich werde schon einmal vorgehen. Sie kommen sicher mit ihrem Dienstausweis rein. Sie müssen in die Luisenstraße 65 zur dortigen Rettungsleitstelle.«
    Â»O.K., ich versuch‘s. Bis später.«
    An der Pacielliallee winkte er ein Taxi heran und hoffte, dass es nicht sein »jebongter« Freund war; doch der hätte wahrscheinlich sowieso nicht angehalten und das Besetztzeichen eingeschaltet.
    Sein Fahrer war indischer Herkunft, allerdings berlinerte auch er, wenn auch nicht so extrem wie sein Vorgänger. Als Kunkel ihm aber die Adresse sagte, bemerkte er den Ernst in Kunkels Stimme und verfiel in eine konzentrierte Anspannung. In zwanzig Minuten fuhr er ihn auf dem kürzesten Weg zum Klinikum. Kunkel kam sich vor, als wenn er zur Entbindung seines Kindes gebracht wurde.
    Am Eingang der Rettungsleitstelle zeigte er seinen Ausweis und fragte nach Thomas Winter. Er wurde gebeten Platz zu nehmen und nach 5 Minuten erschien ein Gott in Weiß.
    Â»Dr. Milanovic, leitender Oberarzt, worum geht’s, Herr?«
    Â»Paul Kunkel, Kriminalhauptkommissar; wir ermitteln im Zusammenhang mit dem Unfall von Herrn Winter in einem Mordfall, zu dem Herr Winter mir gestern Informationen geben wollte. Leider ist es nicht dazu gekommen und wir vermuten, dass der Unfall in diesem Kontext zu sehen sein könnte.«
    Was für ein gequirlter Mist kommt mir da von der Lippe, dachte er.
    Â»Das mag ja sein, aber er ist im Moment nicht vernehmungsfähig. Wir haben ihm starke Schmerzmittel gegeben. Das habe ich ihren uniformierten Kollegen vor einer Stunde auch schon gesagt.«
    Uniformiert, dachte Kunkel, dann kann es nicht der Kollege Mauser gewesen sein. Wahrscheinlich eine Routineuntersuchung. Ich muss unbedingt zu ihm, bevor der davon Wind bekommt. Sonst komme ich gar nicht an ihn ran.
    Â»Hören Sie, ich habe heute Morgen mit seinem Halbbruder Henning gesprochen, er müsste schon auf dem Weg sein. Könnte ich ihn wenigstens kurz sehen?«
    Â»Herr Karsupke ist schon bei ihm.« Milanovic überlegte kurz. »Warten Sie einen Moment.« Er verschwand und kam nach zwei Minuten wieder zurück. »Also gut, fünf Minuten, Herr Karsupke ist einverstanden, aber keine Sekunde länger.«
    Kunkel öffnete die Zimmertür. Winter lag in einem Einzelzimmer, zahlreiche Infusionsschläuche an Armen und Beinen, aber keine Wunden oder Verbände im Gesicht oder Brustbereich. Augenscheinlich schlief er. Kunkel nickte Karsupke zu und setzte sich mit einem Stuhl ans Bett.
    Winter hatte den Absturz überlebt, weil seine Michelin-Daunenjacke den Aufprall gedämpft hatte. Er war mit den Beinen in die Eisenstangen gefallen, die restlichen Körperteile waren weitgehend heil geblieben. Karsupke hatte die Feuerwehr und die Polizei alarmiert, nachdem er den Schrei gehört hatte und dann das Handy tot war.
    Schweigend saßen sie da, in der Hoffnung Winter würde aufwachen und ihnen etwas erzählen. Doch nichts passierte. Zunächst. Dann klingelte Kunkels Handy. Es war Wolf Gärtner »Jetzt nicht«, dachte er und drückte das Gespräch weg. Winter schlug die Augen auf; schaute sich ungläubig im Zimmer um.
    Â»Wo bin ich?, Henning?«
    Â»Ja, Thomas, du bist im Krankenhaus; hast ordentlich Glück gehabt. Das ist Kunkel, der Kommissar aus Frankfurt.«
    Â»Jemand hat mich heruntergestoßen. Wo ist meine Jacke?«
    Â»Du brauchst jetzt keine Jacke, Thomas.«
    Â»Meine Jacke Henning, ein Datenstick, linke Innentasche.«

    Kunkel stand auf und ging zum Kleiderschrank. Dort hing seine blaue zerfetzte Daunenjacke. Kunkel griff in die Innentasche, fand jedoch keinen Stick. In der Innentasche befand sich ein Reißverschluss zu einer weiteren Tasche. Er öffnete den Reißverschluss und fand den Stick. Zeigte ihn Winter.
    Â»Hab ihn.«
    Â»Ihr müsst weitermachen Henning. Es war ein Anschlag.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Dr. Milanovic und eine Krankenschwester betraten das Zimmer. Sie schauten sich an, Dr. Milanovic zeigte auf seine Armbanduhr.
    Â»Nimm meinen Hausschlüssel Henning, ist in der Jacke«, stöhnte Winter.
    Karsupke ging zum Schrank, fand den Schlüssel und zeigte ihn Winter, der nickte und winkte ihn zu sich heran.

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